07.10.2016 13:48:40
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Börse Frankfurt-News: Angst vor der Wende (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 7. Oktober 2016. Sorgen um ein Auslaufen der expansiven Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks haben Anleihen belastet. Bei Unternehmensanleihen wird Kasse gemacht.
Spekulationen über eine schrittweise Verringerung der EZB-Wertpapierkäufe waren Thema Nummer eins diese Woche. Bloomberg hatte Anfang der Woche berichtet, die Notenbank könnte schon vor Ende ihres Wertpapierkaufprogramms im kommenden März das Volumen von derzeit 80 Milliarden Euro monatlich schrittweise um jeweils 10 Milliarden verringern. Die EZB dementierte dies, auch das am gestrigen Donnerstag veröffentlichte Protokoll der EZB-Sitzung vom 8. September gibt keinerlei Hinweise darauf.
Nur ein Sturm im Wasserglas war die Aufregung nach Ansicht von Klaus Stopp von der Baader Bank aber nicht. "Zumindest halten Marktteilnehmer ein früheres Ausschleichen des Kaufprogramms für möglich, denn sonst wäre der Eurokurs am Dienstag nicht deutlich auf sein Tageshoch von 1,1240 US-Dollar angezogen und der Euro-Bund-Future auf Talfahrt geschickt worden." Vielleicht habe die EZB doch zumindest teilweise die mahnenden Worte derer erhört, die seit Monaten die Nebenwirkungen der Nullzinspolitik beklagten.
Baldiger US-Zinsschritt wahrscheinlicher
Neben den Spekulationen über verringerte Wertpapierkäufe belasteten auch gute US-Arbeitsmarktzahlen den Markt, wie Arthur Brunner von der ICF Bank feststellt. Am gestrigen Donnerstag wurden die aktuellen Zahlen für die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht, die überraschend gefallen sind, für den heutigen Freitag wird der offizielle Arbeitsmarktbericht für den September erwartet. "Gute Daten machen eine Zinserhöhung im Dezember wahrscheinlicher", bemerkt Brunner. Mittlerweile gingen zwei Drittel der Marktteilnehmer von einem Zinsschritt noch in diesem Jahr aus. "Das würde die Zinsen auch hierzulande steigen lassen."
Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 164,14 Punkten nach 166,19 vor einer Woche. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt mit minus 0,001 Prozent nur noch ganz knapp im negativen Bereich, vergangenen Freitag waren es minus 0,15 Prozent.
Wie Brunner berichtet, nutzten einige Emittenten die noch niedrigen Zinsen für neue langlaufende Anleihen, etwa brachte Italien eine fünfzigjährige Anleihe auf den Markt, Frankreich eine dreißigjährige.
Corporates: Gewinne glattgestellt
Im Handel mit Unternehmensanleihen dominierten Brunner zufolge diese Woche Gewinnmitnahmen. "Die Kurse sind ja zum Teil deutlich gestiegen, jetzt wird Kasse gemacht." Als Beispiel nennt Brunner Papiere der HSH Nordbank (WKN HSH4X4).
Deutlich nach oben bei stark steigenden Umsätzen geht es heute für die bis 2018 laufende Alno-Anleihe (WKN A1R1BR), wie Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet. Am gestrigen Donnerstag notierte das Papier noch bei 40 Prozent, heute waren es in der Spitze 54 Prozent. Hintergrund ist, dass der Investor Tahoe dem Küchenmöbelhersteller ein Übernahmeangebot unterbreitet hat.
Etwas Unterstützung gibt es für die KTG Energie-Anleihen (WKN A1ML25). Das sich im Insolvenzeröffnungsverfahren befindende Unternehmen hat mit der Agrar ZG Projektbeteiligungs GmbH einen Vertrag über ein Massedarlehen über bis zu 20 Millionen Euro abgeschlossen, das der Sicherstellung des operativen Betriebs der KTG Energie während der Sanierung dienen soll, wie Petz außerdem erklärt.
Neues von EnBW
Nach Lanxess und BASF in der Vorwoche kam jetzt auch der Stromerzeuger EnBW mit einer neuen Anleihe auf den Markt, und zwar einer 725 Millionen Euro schweren Hybridanleihe (WKN A2BPFD), wie Stopp meldet: Anleger erhalten anfangs eine feste Verzinsung von 3,375 Prozent, ab April 2022 richtet sich der Zins dann nach dem Fünfjahres-Swapsatz und einem nach Laufzeit gestaffelten Aufschlag. Ab 2022 gibt es ein jährliches Kündigungsrecht der EnBW. Die Stückelung liegt bei 1.000 Euro.
Die Inhaber der 7,25 Prozent-Golfino-Anleihe 2012/2017 können ab 5. Oktober bis zum 11. November ihre Schuldverschreibungen 1:1 in nachrangige, bis 2023 laufende Schuldverschreibungen mit Kupon von 8 Prozent tauschen, dazu kommen die aufgelaufenen Stückzinsen. Zudem können Inhaber der alten Anleihe weitere Schuldverschreibungen im Rahmen einer Mehrerwerbsoption zeichnen. Auch eine Zeichnung für neue Interessenten ist bis zum 28. Oktober 2016 auf der Golfino-Webseite möglich. Das Volumen der neuen Schuldverschreibungen ist allerdings auf maximal 4 Millionen Euro begrenzt, die bisherige Anleihe hat ein Volumen von 12 Millionen Euro.
Weiter in der Zeichnung ist die Anleihe der Münchener Gewerbeimmobilien-Holding FCR Immobilien (WKN A2BPUC) mit Kupon von 7,1 Prozent und Fälligkeit im Oktober 2021. Der Emissionserlös soll in den Ausbau des Immobilienportfolios gesteckt werden.
von: Anna-Maria Borse
7. Oktober 2016, sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
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