25.04.2014 14:15:51
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Börse Frankfurt-News: Auch Portugal erfolgreich (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. April 2014. Wegen der Ukraine-Krise bleibt das Interesse an Bundesanleihen hoch. Doch auch Europas Peripherieländer kommen gut an - in dieser Woche vor allem Portugal.
Nach höheren Zinsen sieht es in der Eurozone nach wie vor nicht aus. Jüngste Äußerungen der EZB schürten vielmehr die Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungen. "Die Europäische Zentralbank ist weiterhin bemüht, ihre Handlungsbereitschaft zu untermauern und Spekulationen auf ein mögliches Anleihekaufprogramm am Leben zu halten"", bemerkt Ralf Umlauf von der Helaba. So habe Ratsmitglied Nowotny quantitative Lockerungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen und Präsident Draghi erneut konventionelle und unkonventionelle Maßnahmen in Aussicht gestellt.
Der Euro-Bund-Future, Indikator für langfristige Zinserwartungen, zeigt sich daher weiterhin fest und notiert am Freitagmittag bei 144,16 Prozent, vor Ostern waren es 144,33 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei 1,51 Prozent nach 1,49 Prozent am Gründonnerstag.
Russland fast auf Ramschniveau
Unterstützt wird das Interesse an Bundesanleihen auch durch den Ukraine-Konflikt und dessen Auswirkungen auf Russland. "Die Ratingagentur Standard & Poor's hat Russland auf BBB- heruntergestuft", berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. BBB- ist nur eine Stufe über dem sogenannten "Ramschbereich".
Bereits zuvor hatte sich der Konflikt auf die Kapitalmarktfähigkeit Russlands ausgewirkt, wie Klaus Stopp von der Baader Bank erläutert: "Das Finanzministerium in Moskau hat eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel begeben werden sollten, erneut abgebrochen und als gescheitert erklärt." Altanleihen der russischen Föderation in Rubel und Euro stünden daher unter Druck (WKN A1G10S, A1HQXU).
Heute gab die russische Zentralbank überraschend eine Zinserhöhung bekannt: Der Leitzins wurde von 7,0 auf 7,5 Prozent angehoben.
Viele Interessenten für neue Portugal-Anleihe
Nach dem erfolgreichen Comeback Griechenlands an den Kapitalmarkt vor zwei Wochen bleibt das Interesse an Peripherie-Bonds hoch. "Am Mittwoch stand Portugal im Blickpunkt", erklärt Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Das Land habe die erste Staatsanleihe seit drei Jahren emittiert und so über 750 Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Die Anleihe sei 3,5-fach überzeichnet gewesen. "Die Auktion am Mittwoch zeigte durchaus wegweisenden Charakter - gerade auch im Hinblick auf das am 17. Mai auslaufende Hilfsprogramm." Arthur Brunner von ICF Kursmakler bezeichnet die Emission als "vollen Erfolg". "Das Land wird wohl kein weiteres Hilfsprogramm mehr benötigen."
Halter der neuen Griechenland-Anleihe (WKN A1ZGWQ) konnten sich diese Woche über einen kurzzeitigen Sprung des Kurses über die 100 Prozent-Marke freuen, wie Hellwig feststellt, aktuell notiert die Anleihe aber wieder bei 99,375 Prozent.
Scholz-Anleihe voll erholt
Seit Anfang März mehr als verdoppelt hat sich der Bond des Recyclingkonzerns Scholz (WKN A1MLSS), wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler berichtet. "Am 5. März lag der Kurs wegen der unsicher erscheinenden Finanzlage noch bei 49 Prozent, jetzt sind es 99,65 Prozent." Es habe Sorgen um die Zinszahlung im März gegeben, der Kupon wurde aber bezahlt. Zudem konnte Scholz vor zwei Wochen bekannt geben, dass die Toyota Tsusho Corporation aus Japan mit einem Kapitalanteil von 39,9 Prozent einsteigen wird.
Lebhaften Handel mit überwiegend Nachfrage gab es Hellwig zufolge in der unendlich laufenden Nachranganleihe von Südzucker (WKN A0E6FU). "Möglicherweise hat das Interview in der Börsen-Zeitung des Finanzvorstandes Thomas Kölbl, in dem er Zukäufe außerhalb Europas für das Kerngeschäft in Aussicht stellte, zu der Umsatzbelebung geführt." Die Anleihe hatte nach einer Gewinnwarnung zuvor deutlich an Wert verloren, aktuell kostet sie 99,125 Prozent, Anfang April waren es noch über 103 Prozent.
Brunner berichtet von guten Umsätzen in VW-Hybridanleihen (WKN A1ZE21) sowie Papieren von ThyssenKrupp (WKN A1R041) und Grenke (WKN A1ZGRE), alle relativ neu. Zudem seien Alstom-Papiere (WKN A1HA4V) aufgrund der geplanten Übernahme des Unternehmens durch General Electric gesucht gewesen.
Die im Februar 2019 fällige Solarworld-Anleihe (WKN A1YDDX) konnte sich nach der ersten Zahlung Ende März weiter stabilisieren, wie Hellwig außerdem erklärt. "Sie handelt derzeit auf einem Niveau um und oberhalb der 287 Euro. Auf dieser Preisbasis ist gute Nachfrage im Markt vorhanden."
Verschulden in Euro
PepsiCo emittierte eine Euro-Anleihe mit Tranchen von 7 beziehungsweise 12 Jahren mit Stückelung von 100.000 Euro. "Interessant ist, dass sich US-Unternehmen wegen der niedrigeren Zinsen im Euroraum zunehmend hier verschulden", kommentiert Brunner. Gekauft wurde Daniel zufolge auch eine neue auf norwegische Kronen lautende BMW-Anleihe (WKN A1ZG6L). "Andere Bonds in der norwegischen Währung interessierten aber nicht."
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 25. April 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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