Shanghai Composite
26.08.2015 16:39:42
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Börse Frankfurt-News: Dagegenhalten statt Panik (Markstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. August 2015. Die Kursentwicklung des DAX während der vergangenen Tage war nichts für schwache Nerven. Dennoch haben etliche Akteure unseres Panels souverän gegen die Schwäche gehalten, statt unkontrolliert zu paniken.
Man muss schon bis zum 10. August 2011 zurückgehen, um im Wochenvergleich einen größeren Kurseinbruch beim DAX als zuletzt bei unserer Stimmungserhebung zu entdecken. Dabei zeigt diese Kursveränderung nur einen Ausschnitt dessen an, was sich seit vergangenem Mittwoch an der Börse abgespielt hat. Denn temporär hatte der DAX einen Rückschlag von mehr als 13,5 Prozent hinnehmen müssen, bevor es zu einer kräftigen Erholung kam, die in der Spitze immerhin 9,1 Prozent betrug. Was also den Finanzmarktteilnehmern in diesem Jahr während der Sommerpause zugemutet wird, ist kein Zuckerschlecken. Und obwohl sich die meisten Marktteilnehmer darüber im Klaren gewesen sein dürften, dass der massive Kursrückgang an Chinas Börsen, gemessen am Shanghai Composite Index, auch die Folge eines zuvor ebenso überzogenen Aufwärtstrends war, übertrug sich zeitweise die panische Stimmung auch auf die hiesigen Börsen. Dabei mag dahingestellt sein, ob es sich bei dieser jüngsten DAX-Entwicklung lediglich um eine sehr deutliche Korrektur der Aktien-Hausse der ersten Hälfte dieses Jahres oder bereits um einen anhaltenden Abwärtstrend handelt. Das Ergebnis der heutigen Befragung belegt immerhin, dass es den mittelfristig orientierten institutionellen Anlegern in einem teils engen Markt und trotz wahrscheinlicher Abgaben aus dem Ausland nicht an Kaufbereitschaft gefehlt hat. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich deutlich befestigt und ist auf einen optimistischen Wert von +16 (Vorwoche -6) gestiegen. Dabei sind nicht nur vormals bearishe Engagements teilweise mit ordentlichen Gewinnen glattgestellt worden. Vielmehr haben diese Akteure während der vergangenen Tage die Nerven behalten und beherzt zugegriffen - ins fallende Messer, wie man so schön zu sagen pflegt. Und das obwohl die Jahresprognosen einiger Analysten für den DAX mittlerweile teilweise drastisch zurückgenommen wurden.
Leidensfähige Privatanleger
Noch deutlicher fällt das Stimmungsergebnis bei den Privatanlegern aus, bei denen sich ein Optimismus breitgemacht hat, wie wir ihn zuletzt am 26. November 2014 beobachten konnten. Dass dabei unser Börse Frankfurt Sentiment-Index von +10 in der Vorwoche auf einen Wert von +28 gestiegen ist, offenbart indes ein ganz anderes Marktverhalten als das der institutionellen Anleger. Denn die neu hinzugekommenen Optimisten - es handelt sich immerhin um einen Zuwachs von zehn Prozent aller Befragten - rekrutieren sich zu 80 Prozent aus dem Lager vormaliger Bären. Interessant ist dabei, dass sich von den Optimisten der Vorwoche per Saldo kaum jemand von seinen zwischenzeitlich massiv im Verlustbereich befindlichen Engagements getrennt hat. Die Einstandspreise dieser Positionen dürften sogar immer noch deutlich über dem heutigen Kursniveau liegen, was einerseits eine starke Aversion erkennen lässt, die aufgelaufenen, zeitweise recht hohen Buchverluste zu realisieren. Andererseits lässt das den Schluss zu, dass man sich anscheinend von der jüngsten Panik nicht hat anstecken lassen.
Per Saldo zeigt sich, dass sich eine größere Gruppe von vor allem institutionellen Anlegern unseres Panels bereits vor zwei Wochen auf schlimmes Ungemach an den Aktienmärkten rechtzeitig eingestellt haben muss. Zumindest dürften sie in deutschen Aktien untergewichtet gewesen sein und haben diese Untergewichtung nicht nur relativ profitabel abgebaut, sondern die Schwäche des Aktienmarktes zum Aufbau bullisher Positionen genutzt, irgendwo zwischen 10.800 und 9.400 Zählern, so dass die Einstandspreise der neuen Optimisten etwa auf dem aktuellen Niveau liegen dürften. Daraus ließe sich folgern, dass wohl die Mehrheit der institutionellen Akteure den starken Kurseinbruch des DAX zumindest temporär für abgeschlossen hält. Sollte sich der DAX allerdings in den kommenden Tagen nicht weiter deutlich erholen, dürfte die Bereitschaft dieser Marktteilnehmer, ihre Kaufpositionen zu halten, im Laufe der Zeit schnell schwinden.
von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 26. August 2015
[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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