01.03.2013 16:47:36
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Börse Frankfurt-News: Euro-Bund-Future mit neuem Jahreshoch (Anleihen)
Die US-Variante der europäischen Schuldenbremse und eine unübersichtliche politische Lage in Italien haben laut Anleihespezialisten für eine eher abwartende Woche im Rentenhandel gesorgt. "Dank der Italiener ist die Eurokrise wieder präsenter", begründet Daniel Gregor von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft die Stärke des Euro-Bund-Future, der in dieser Woche mit 145,40 Prozent zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch markierte. Zudem belaste der Rekordverlust von 19,2 Milliarden Euro bei der verstaatlichten spanischen Großbank Bankia im vergangenen Jahr die Anlegergemüter.
Trotz überraschend starkem Ifo-Geschäftsklimaindex erkennt auch Arne Hellwig eine Zunahme der Unsicherheit bei Investoren. Der Rentenspezialist der Hellwig Wertpapierhandelsbank macht dies an der Tatsache fest, dass Banken "nur" 61,1 Milliarden Euro aus dem zweiten Dreijahrestender zurückgezahlt hätten.
"Mit Italien kehrten Befürchtungen bezüglich anderer Krisenherde ins Bewusstsein der Börsianer zurück", ergänzt Klaus Stopp von der Baader Bank und verweist auf die nach wie vor ungelösten Probleme in Frankreich, Griechenland, Irland und Portugal.
Zinsvorsprung schmilzt
Trotzdem hat sich die Lage an den Anleihemärkten der EU-Peripherie weiter entspannt. Der Rendite-Spread italienischer, spanischer und portugiesischer zehnjähriger Bonds verringerte sich gegenüber Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit um 7, 10 bzw. 16 Basispunkte, wie die Helaba ausmacht. "Staatsanleihen aus Frankreich und Belgien hielten ihren Abstand zu Bundesanleihen." In der stabilen Verfassung des deutschen Rentenmarktes spiegele sich das immer noch hohe Sicherheitsbedürfnis der Anleger wider. "Bundesanleihen bauten ihre Gewinne angeführt von kurzen und mittleren Fälligkeiten nochmals aus."
Anleger bitten Italiener stärker zur Kasse
Erstmalig nach der Wahl habe Italien fünf- und zehnjährige Staatsanleihen im Volumen von rund 6,5 Milliarden Euro erfolgreich am Markt platziert, wenn auch zu schlechteren Konditionen. "Nach der Auktion gab es zunächst ein sehr hohes Anleihe-Angebot, was auf mangelnde Nachfrage seitens der Investoren schließen lässt", berichtet Hellwig. Die Rendite erreiche mit 4,83 Prozent den höchsten Wert seit Oktober vergangenen Jahres. "Bei den fünfjährigen Anleihen stiegen die Zinsen von 2,94 auf 3,59 Prozent." Den Löwenanteil kauften nach Beobachtung von Daniel italienische Banken. "Solange es die EZB richten wird, haben die Geldhäuser einen Freifahrtschein."
Bonds hiesiger Großkonzerne beliebt
Haushaltsnamen wie ThyssenKrupp (WKN A1R08U) mit einer bis August 2018 laufenden Anleihe und derzeitiger Rendite von rund 3,75 Prozent stünden bei Kunden der Baader Bank hoch im Kurs. Gut an kämen auch Bonds der Deutschen Telekom (WKN A1UDV4) mit Fälligkeit im Januar 2028 und aktueller Rendite von rund 3,15 Prozent. Bei den hiesigen Autobauern punktete beispielsweise eine im September 2022 auslaufende Daimleranleihe (WKN A1PGWA), die rund 2,15 Prozent bringe. Auch bei einem mit gegenwärtig etwa 0,9 Prozent Rendite ausgestatteten BMW-Bond (WKN A1HE2F), dessen Rückzahlung im Oktober 2016 anstehe, griffen Käufer Stopp zufolge verstärkt zu. "Insbesondere für Privatanleger sind Corporate Bonds oft die besseren Staatsanleihen."
Corporate Bonds der Commerzbank gesucht
Das Anlegerinteresse an Bonds von Großunternehmen standen auch bei der Hellwig Wertpapierhandelsbank im Vordergrund. Etwa legten Investoren sich eine bis 2017 laufende Renault Anleihe (WKN A1G9HU) mit einem jährlichen Kupon von 4,625 Prozent verstärkt ins Depot. Von einer sehr starken Nachfrage spricht Hellwig mit Blick auf eine bis 2019 laufende nachrangige Commerzbank-Anleihe (WKN CB83CE), ausgestattet mit einem Zins von 6,375 Prozent. Rege gekauft worden seien zudem nachrangige Anleihen der Deutschen Bank (WKN A1ALVC, A0TU30).
Heidelberg Druck Erholungskurs beflügelt Bond-Nachfrage
Nach der Rückkehr in die Gewinnzone im vergangenen Quartal stieg laut Daniel die Nachfrage nach einer im April 2018 fällig werdenden Heidelberger Druck-Anleihe (WKN A1KQ1E) mit einem Kupon von 9,250 Prozent. "Nach einer Berg- und Talfahrt steht der Wert wieder um 100 Prozent, nachdem er im vergangenen November noch für 77 Prozent über den Tisch ging." Im Dezember 2011 hätten Anleger lediglich 57 Prozent bezahlt. "Mit Heidelberger Druck scheint es wieder bergauf zu gehen."
Zukunft von Alpine Holding weiterhin unsicher
Im Ringen um einen Sanierungsplan für die österreichische Alpine Holding könnten Banken laut Daniel einem "Schuldenschnitt" in Höhe von rund 200 Millionen Euro zustimmen. Voraussetzung sei allerdings, dass 95 Prozent der Gläubiger das Konzept billigen, was derzeit noch verhandelt würde. "Es gibt ein Stillhalteabkommen, im Rahmen dessen fällig werdende Kredite des Baukonzerns nicht eingefordert werden." Im Handel spricht Daniel von Abgabedruck für die bis Juli 2015 Alpine-Anleihe (WKN A1AYAX) mit einem Kupon von 5,25 Prozent. "Innerhalb eines Monats ist der Kurs von über 70 auf 52 Prozent gefallen."
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© 1. März 2013 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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