13.04.2016 16:53:39

Börse Frankfurt-News: Gelbes und schwarzes Gold überzeugen (Rohstoffe)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. April 2016. Anleger setzen weiterhin auf Gold und vertrauen auf Öl-Produkte, die von steigenden Kursen profitieren.

Ist mit den höheren Notierungen einiger Rohstoffe das Ende einer längeren Talfahrt in Sicht? Der mit 20 verschiedenen Rohstoffen sehr weit gefasste Bloomberg Commodity Index schaffte auf Monatssicht immerhin ein Plus von 1,63 Prozent. Mit einem Anstieg von gut 12 Prozent auf 44,52 US-Dollar pro Barrel für das Nordseeöl Brent und 7,3 Prozent auf knapp 42 US-Dollar für das amerikanische WTI geht diese Erholung unter anderem auf das Konto des Energiesektors. Gold tritt um die 1.250 US-Dollar pro Feinunze mehr oder weniger auf der Stelle, während Silber einen Auftrieb um 3,5 Prozent erlebte.

"Die Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen Wochen stabilisiert, nicht mehr und nicht weniger", denkt Dora Borbély von der DekaBank. Insgesamt passe die aktuelle Situation zu ihrem Bild einer Bodenbildungsphase, in der das Rohstoffangebot beschränkt werde während die Nachfrage solide zunimmt. Diese könne noch einige Monate anhalten und auch starke Schwankungen mit sich bringen. Nennenswerte und nachhaltig anziehende Rohstoff-Notierungen erwartet Borbély erst gegen Ende diesen Jahres bzw. für 2017.

Stütze für den Goldpreis

Nach der Januar-Rallye befindet sich der Goldpreis seit fast zwei Monaten in einer Seitwärtsbewegung. "In dieser Zeit hat der Markt hauptsächlich darüber nachgedacht, ob die Rallye zu Gewinnmitnahmen führen könnte", beobachtet Ole Hansen. Die Sorge basiere auf der Entwicklung des vergangenen Jahres, als der Goldpreis nach einem starken Jahresstart ab April einbrach. Als einen der Hauptgründe für die Annahme, dass es diesmal anders sein könnte, nennt Hansen den aktuellen Marktbericht des World Gold Councils für das erste Quartal. Demnach wird die expansive Geldpolitik und die Unsicherheit an den Kapitalmärkten die Goldnachfrage sowohl vonseiten der Zentralbanken als auch der Anleger stützen. Zusammen mit der Analyse der historischen Bullen- und Bear-Zyklen sieht das World Gold Council deshalb Chancen für eine Gold-Hausse.

Auch für Hansen bleibt das Aufwärtspotenzial bei Gold nach einer Konsolidierungsphase bestehen. "Ein schwacher Dollar, das Risiko steigender Volatilität an den Aktienmärkten und die nach wie vor negativen Zinsen könnten das Investoreninteresse an Gold und Silber wieder früher entfachen als gedacht", prognostiziert der Rohstoffanalyst.

Langfristig weniger attraktiv

Die DekaBank revidiert zwar ihre bisherige Prognose und geht davon aus, dass sich langsame Zinsanstiege stützend auf den Goldpreis auswirken werden. Allerdings spricht Borbély lediglich von einem schwächeren Preisrückgang. Die europäische Staatsschuldenkrise sei zwar noch lange nicht beendet, habe aber an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren. Selbst wenn Notenbanken wie die EZB und die Bank of Japan nicht mitspielten, würden die Zinserhöhungen der Federal Reserve weltweit langsam zu höheren Renditen führen. "Im Zuge dessen wird Gold weiter an Wert verlieren, wenngleich nur noch in moderatem Tempo." Auf lange Sicht traut die DekaBank dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.

Vertrauen auf Gold

Anleger sehen dies offenbar anders. Im Handel mit Exchange Traded Commodities berichtet Marcel Sattler von regem Interesse an Gold- und Silberprodukten. "Die vorsichtige Geldpolitik in den USA beflügelte die beiden Edelmetalle", urteilt der Händler der ICF Bank. Zu den meist gehandelten Werten in seinen Büchern auf der Kaufseite zählt Sattler den Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) und den ETFS Physical Gold (WKN A0N62G).

"Edelmetalle profitierten von einer geringeren Risikobereitschaft", beschreibt ETF Securities die vergangene Woche im ETC-Handel. Goldprodukte der Briten verzeichneten unter dem Strich ein Plus in Höhe von 118,6 Millionen US-Dollar. Silberwerte wie der ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) verbuchten die siebte Woche in Folge Nettozuflüsse. Der Goldbestand zur Deckung von Xetra Gold-Schuldverschreibungen (WKN A0S9GB) stieg derweil auf einen neuen Rekord von 70,7 Tonnen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 20 Prozent seit Jahresbeginn.

Vertrauen in steigende Ölpreise

An Energiewerten finden Investoren Gefallen. ETFS berichtet von zusätzlichen Mitteln bei Brent-Produkten (WKN A1N49P) in Höhe von rund 17,6 Millionen US-Dollar. WTI-ETCs (WKN A0KRJX) seien 15,3 Millionen US-Dollar schwerer. "Im Vorfeld der Konferenz von Doha am 17. April stiegen die Ölpreise aufgrund von Spekulationen, ob ein Abkommen bezüglich eines "Freeze" oder "Cap" erreicht werden kann", begründet Jan-Hendrik Rein.

"Aufgrund einer seit vier Monaten rückläufigen Rohölproduktion in den USA kam es bei uns zu vermehrten Käufen von Produkten auf WTI", schätzt Sattler. Deutlichen Zuspruch gebe auch für Brent-ETCs. Die US-Lagerbestände hätten stärker als erwartet abgenommen, zusätzlich seien rund 30 Prozent der aktiven Bohrtürme stillgelegt worden. "Das könnte einen weiteren Rückgang der Rohölproduktion nach sich ziehen."

Volatil im Seitwärtsmodus

Die DekaBank stuft die Wahrscheinlichkeit einer Einigung zwischen den Opec- und Nicht-Opec-Ländern in Doha als eher gering ein. Saudi-Arabien knüpfe seine Bereitschaft an die Beteiligung des Iran. Der wolle sich nach der Befreiung von den Sanktionen jedoch keiner erneuten Beschränkung unterwerfen. Zudem sei Russlands Ölproduktion im März auf ein Rekordniveau gewachsen. Für einen Abbau des Überangebots am Ölmarkt reiche der Rückgang der US-Ölproduktion allein nicht aus. Zudem sei die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen zwar von 1.600 Ende 2014 auf unter 400 gefallen. Allerdings sorge der technische Fortschritt für Mehrentnahmen aus den bestehenden Anlagen. "Daher wird die Ölproduktion in den USA in viel geringerem Ausmaß gedrosselt, als die Verringerung der Ölbohranlagen es hätte vermuten lassen."

Borbély erwartet für die kommenden Monate eine schwankungsreiche Seitwärtsbewegung der Ölpreise. "Erst ab Herbst dürften das Überangebot und die Lagerbestände von Rohöl soweit abgebaut sein, dass die Ölpreise nachhaltig zu steigen beginnen."

von: Iris Merker

© 13. April 2016 - Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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