26.08.2015 16:39:03
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Börse Frankfurt-News: Gold wieder en vogue (Rohstoffe)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. August 2015. Neupositionierungen prägen den Handel mit Öl- und Goldprodukten. Von Palladium-ETCs nehmen Anleger tendenziell Abstand.
Öl bleibt bewegendes Thema im Rohstoffhandel. Mit dem Einbruch an Chinas Börsen zum Wochenbeginn stürzten auch die Ölpreise regelrecht in den Keller. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 6 Prozent auf zwischenzeitlich 42,23 US-Dollar pro Barrel. WTI kostete zeitweise weniger als 38 US-Dollar bevor sich beide wieder ein wenig erholten. Eugen Weinberg von der Commerzbank warnt davor, aus den Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt Schlüsse über den Zustand der dortigen Konjunktur zu ziehen. "Schließlich ist der Aktienmarkt in den zwölf Monaten bis Mitte Juni um 150 Prozent gestiegen." Im gleichen Zeitraum hätten sich die Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft bereits deutlich verlangsamt.
Licht am Ende des Tunnels?
Neben der Angst vor einer Konjunkturschwäche in China beschleunigten Äußerungen des iranischen Ölministers nach Ansicht von Weinberg die Verkäufe von Öl. "Dieser gab zu verstehen, dass sein Land unter allen Umständen die Ölproduktion erhöhen werde, um Marktanteile nicht dauerhaft zu verlieren." Im Jahresverlauf könnte es nach Ansicht von Weinberg dennoch zu einer Marktbereinigung kommen. Viele kleinere US-Schieferölproduzenten arbeiteten nicht mehr kostendeckend und würden über kurz oder lang aus dem Markt ausscheiden. Damit wäre der Weg für eine Preiserholung geebnet.
"Öl-Produzenten, darunter einige der reichsten im Nahen Osten, verbrennen Bargeld in einem alarmierenden Tempo und das einzige Medikament scheint zu sein, so viel wie möglich zu pumpen", urteilt Ole Hansen von der Saxo Bank. Der beste Freund des Öls könne die Tatsache sein, dass die meisten Händler einen noch weiter fallenden Preis für das schwarze Gold erwarteten. Einige Anleger hätten sich bereits entsprechend positioniert.
Investoren setzen auf Trendwende bei Öl
Im Handel mit Exchange Traded Commodities setzt sich die vermeintliche Schnäppchenjagd fort. "Unsere Produkte auf Rohöl verbuchen die achte Woche in Folge Mittelzuflüsse", meldet Bernhard Wenger von ETF Securities. Allein in der vergangenen Woche stünde ein Plus von knapp 72 Millionen US-Dollar bei Ölprodukten (WKN A0V9YX, A1N49P) zu Buche, die von steigenden Notierungen profitierten. "Der Ölmarkt befindet sich derzeit in der Spannung zwischen einem deutlichen Überangebot und der Erwartung, dass das Produktionsniveau aufgrund der niedrigen Preise bald sinken wird."
Auch die Kunden der ICF Bank investierten nach wie vor zumeist in Long-Produkte. Sven Titze spricht von überwiegenden Zuflüssen etwa beim ETF Brent 1 Month (WKN A0KRKM), ETFS Daily Leveraged WTI Crude Oil (WKN A0V9YX) und ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX). "Selbst den Einbruch bei Öl zum Wochenauftakt nutzten die meisten Anleger zum Zukauf." Von Panikverkäufen spüre Titze nichts. Ebenso wenig seien Stopp-Loss-Barrieren in größerem Umfang gerissen worden.
Gas-ETCs beliebt
"Taktische Investoren positionieren sich zudem für einen Anstieg der Erdgaspreise", berichtet Wenger, der den Zuspruch auf geringer als erwartet gewachsene Erdgas-Lagerbestände in den USA zurückführt. Auf Wochensicht sei der ETFS Natural Gas (WKN A0KRJ3) rund 4,3 Millionen US-Dollar schwerer. "Der hohe Bedarf für den Betrieb von Klimaanlagen wird zwar vorerst noch anhalten", gibt der Rohstoffexperte zu bedenken. Ab Herbst könne die Nachfrage saisonbedingt jedoch wieder sinken. "Das würde dann die Preise unter Druck setzen."
Gold als sicherer Hafen gesucht
Xetra Gold (WKN A0S9GB) und db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) gehören bei Andreas Bartels zu den meist gehandelten Rohstoff-Produkten auf der Kaufseite. "Insbesondere Montag und Dienstag stand Gold als sicherer Hafen hoch im Kurs", bemerkt der Händler der Commerzbank.
"Investoren haben ihre Vorliebe zu Gold wiederentdeckt", bestätigt Wenger. Nach mehreren Wochen mit Abflüssen hätten Gold-ETPs von ETF Securities (WKNA0N62G) in der vergangenen Woche Zuflüsse in Höhe von gut 230 Millionen US-Dollar gesehen. "So viele neue Mittel wurden zuletzt im Januar investiert." Innerhalb einer Woche hat sich Gold von 1.122 auf 1.136 US-Dollar pro Feinunze verteuert. "Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung sind die abnehmenden Short-Positionen an den Terminmärkten."
Von einer Erholung ist Silber weit entfernt. Das Edelmetall mit der Doppelfunktion hat im Wochenverlauf von 14,99 auf 14,64 US-Dollar je Feinunze nachgegeben. Dennoch haben Anleger in Silberprodukte wie dem ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) nach Angaben von ETF Securities zusätzlich 1,7 Millionen US-Dollar investiert.
Palladium-Schicksal ungewiss
Palladium-Produkte führt Bartels auf der ETC-Bestenliste weiter vorn. Eine einheitliche Meinung zur Entwicklung des Industriemetalls demonstrierten die Kunden der Commerzbank allerdings kaum. Anleger setzten mit dem überwiegenden Kauf des ETFS Physical Palladium(WKN A0N62E) und einem zweifach gehebelten Produkt (WKN WTC076) einerseits auf einen steigenden Palladiumpreis. Gleichzeitig käme verstärkt ein zweifach gehebelter Wert (WKN ETC080) zum Zuge, der von fallenden Notierungen profitiere.
ETF Securities spricht von überwiegenden Abflüssen etwa beim ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) in Höhe von 12 Millionen US-Dollar in der vergangenen Woche. Damit zögen Investoren so viele Mittel ab wie zuletzt im September 2014. Ängste hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas wirkten sich auf die Nachfrageerwartungen aus. Palladium finde unter anderem in Auto-Katalysatoren Verwendung. Für September geplante schärfere EU-Emissionsregelungen könnten Palladium nach Meinung von ETF Securities indes Aufwind geben.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 26. August 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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