03.08.2007 15:27:00
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Börse Frankfurt-News: Hypotheken-Krise erreicht Deutschlands Anleihenhandel
Der Handel mit Anleihen ist weiterhin von der Krise an den Finanzmärkten geprägt, die US-amerikanischen Hypothekenkredite mit niedriger Bonität ausgelöst haben. In dieser Woche erschüttert vor allem die Nachricht von der in Schwierigkeiten geratenen IKB Bank die Marktteilnehmer. Bei der als solide geltende Mittelstandsbank war am vergangenen Montag bekannt geworden, dass sie sich am Subprime Markt verspekuliert und dadurch Liquiditätsprobleme hat. Die Kreditanstalt für Wideraufbau, KfW, die an dem MDAX®-Unternehmen 38 Prozent hält, und andere deutsche private und öffentlich-rechtliche Banken werden einspringen und das Verlustrisiko tragen. Doch beim Schnüren des Rettungspaketes wurde klar: "Die Krise ist weitaus schlimmer, als zuvor angenommen wurde", kommentiert die FAZ in einem Artikel zum Thema.
EZB meldet sich zu Wort
"Zum Wochenschluss wurden die Nachrichten über den Subprime Markt und der IKB von der EZB abgelöst", resümiert Aleksandar Bakrac von Equinet. Eine außerplanmäßige Pressekonferenz sorgte für eine Abwärtsbewegung beim Bund-Futures. "Die Marktteilnehmer hatten eher mit einer abwartenden Haltung der EZB gerechnet." Die Kurse der Euro-Staatsanleihen geben nach im Hinblick auf die anstehende Zinserhöhung im September nach. Für eine 10-jährige Bundesanleihe erhalten Investoren damit eine Rendite von 4,39 Prozent.
Bloß schnell in den sicheren Hafen
Die Flucht in sichere Staatsanleihen setzt sich diese Woche nach Aussagen aller Skontroführer fort. "Am Anlegerverhalten hat sich nichts geändert", melden die Market Maker der Hypovereinsbank aus dem Handel mit Renten-ETFs. "Der Jumbo-Pfandbrief-Fonds (WKN 263526) wird verkauft und ETFs mit deutschen Staatsanleihen mit mittleren und langen Laufzeiten sind gesucht (eb.rexx Gov. Germany 5,5-10,5 EX, WKN 628949 eb.rexx Government Germany 10,5+ EX , WKN A0D8Q3).
IKB-Anleihen unter Druck
Nicht nur die Aktie der IKB (WKN 806330) hat in der Spitze mehr als 50 Prozent verloren, auch die Anleihen der Mittelstandsbank sind gebeutelt. "Anleihen der IKB sind diese Woche von allen Seiten zum Verkauf angeboten worden, jedoch gab es so gut wie keinen Abnehmer dafür", berichtet Bakrac. Die Genussscheine (WKNs 273119, 273142, 273156, 806334, 273079, 273080) haben je nach Laufzeit zwischen 15 und 30 Prozent von ihrem Kurswert verloren.
Allerdings waren, wie die Skontroführer der Hellwig Wertpapierhandelsbank melden, nur wenige Umsätze in diesen Papieren festzustellen. "Die zur Kasse notierten IKB-Anleihen sind nicht massiv unter Druck geraten (bei denen nur einmal am Tag Handel stattfindet. Red.). Es wurden zwar überwiegend Verkäufe verbucht, doch die für Liquidität sorgende zuständige Regulierungsstelle hat die Papiere aufgenommen."
Von einem geringen Kursverlust kann man allerdings bei einem variabel verzinsten und endlos laufenden Papier der IKB nicht sprechen. Der Floater (WKN 859275), dessen Kupon auf dem Dreimonats-Euribor beruht plus 150 Basispunkte und damit derzeit einen Zinssatz von 5,67 Prozent aufweist, ist von 102 auf 60 Prozent gefallen. Zur Mittagszeit notierte das Papier bei 65 Prozent. "Wir hatten heute und gestern gewaltige Umsätze in dem Papier", erzählt Gregor Daniel von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. "Keiner will derzeit Risiken im Depot haben und demzufolge ist eine Bonität von Triple A, also auf dem Niveau von Bundesanleihen, für die meisten gerade gut genug."
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© 3. August/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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