25.06.2015 15:56:42

Börse Frankfurt-News: Japan sticht USA und Europa (Auslandsaktien)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Juni 2015. Weit geöffnete Geldschleusen, gepaart mit strukturellen Anpassungen und einer Reihe von weiteren geldpolitischen Maßnahmen bringen Japan Schritt für Schritt aus der wirtschaftlichen Misere und die Aktien zurück in vergangene Sphären.

Während es Aktien aus den USA oder Europa derzeit schwerer haben, befindet sich die japanische Börse weiter auf der Überholspur. Am Mittwoch schloss der Nikkei mit 20.868 Punkten auf dem höchsten Stand seit 18 Jahren.

"Im Dezember stand der japanische Index noch bei 15.000 Zählern", unterstreicht Walter Vorhauser. Für den Händler der Oddo Seydler sorgen unter anderem das Festhalten an der stark expansiven Geldpolitik der Bank of Japan und der damit verbundene Yen-Schwäche sowie überzeugende Gewinnaussichten heimischer Unternehmen für Rückenwind. "Exportorientierte Großunternehmen verbuchen Rekordgewinne und rechnen in diesem Jahr mit nochmals steigenden Erträgen." Mit den Überschüssen sollen nach dem Willen der Regierung Investitionen getätigt werden. Das treibe die Löhne und damit die Binnennachfrage, was wiederum die Inflation ankurbele. "Denn im Dienstleistungssektor gibt es noch Nachholbedarf." Unterstützung biete Japans Ministerpräsident Shinzo Abe mit seinem Konjunkturprogramm Abenomics.

"Im Vergleich zu den USA und Europa steht die japanische Wirtschaft bereits heute besser da", urteilt Vorhauser. Etwa sei das Bruttoinlandsprodukt mit 3,9 Prozent im ersten Quartal hochgerechnet um 0,6 Prozent stärker gewachsen als erwartet. "Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht", erinnert der Händler, der im Jahresverlauf mit weiter anziehenden Kurse am japanischen Aktienmarkt rechnet.

Staatliche Käufe stützen heimische Aktien

"Japan scheint die Deflationsproblematik in den Griff zu bekommen", beschreibt Roland Stadler von der Baader Bank eine der Erfolgskomponenten. Wirkung zeige auch der massive Kauf von heimischen Aktien durch die japanische Zentralbank, der sich seit Oktober 2014 verdoppelt habe. Der Government Pension Investment Fund setze zudem seit dem vergangenen Jahr wieder stärker auf die eigene Wirtschaft. Langfristig ziele der staatliche Fonds auf eine Erhöhung der Aktienquote von etwa zwölf auf 25 Prozent. "Während in der Vergangenheit viel Geld ins Ausland geflossen ist, bietet der japanische Aktienmarkt wieder aussichtsreiche Gewinne", begründet Stadler die Rückkehr an den heimischen Herd.

Sony zurück auf Erfolgskurs

Das komme Unternehmen wie Sony (WKN 853688) zugute. Die Aktie des Vorzeigekonzerns hat seit Anfang Januar von 16,70 auf über 27 Euro zugelegt. Das entspricht einem Anstieg von gut 60 Prozent. Das Geschäft mit Spiele-Konsolen und der zugehörigen Software laufe wie geschmiert. "Neben der Absicht, seine Gewinne zu vervielfachen, hat Sony Restrukturierungen angekündigt", begründet Vorhauser den Anlegeroptimismus. Auf dem Prüfstand stünden die schwierigen TV- und Smartphone-Geschäfte. "In Zukunft will das Management stärker auf profitable Sparten wie Videospiele und Kamerasensoren setzen."

Ganz einfach scheinen sich die Japaner die Entscheidung insbesondere hinsichtlich des TV-Geschäfts aber nicht zu machen. Fernseher brächten wie kaum ein anderes Produkt die Marke ständig präsent ins Wohnzimmer. Auch seien TV-Technologien für das Smartphone- und PlayStation-Geschäft wichtig.

Nissan und Renault punkten mit Elektroautos

Ansehnliche Zuwächse verbucht auch Nissan (WKN 853686). Die Aktie des japanischen Autoproduzenten hat seit Januar von 7,30 Euro auf knapp unter 9 Euro hinzugewonnen. "Die in 2011 besiegelte Partnerschaft mit Renault im Bereich Elektroautos läuft ausgesprochen erfolgreich", meint Vorhauser. Renault (WKN 893113) und der japanische Autobauer hätten im Juni die Auslieferung ihres 250.000 Elektrofahrzeugs gefeiert. "Damit halten die Autoproduzenten zusammen weltweit einen Anteil von über 50 Prozent im Markt für elektrisch betriebene Fahrzeuge." Der Nissan Leaf belege mit rund 180.000 verkauften Einheiten weltweit den Spitzenplatz. Allein 31.700 diesen Typs seien in den ersten fünf Monaten ausgeliefert worden. "Das ist eine Steigerung von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." In Europa stehe Renault mit einem Marktanteil von 26 Prozent bei rein batteriebetriebenen Autos auf Rang eins.

Murata mit Überfliegerqualitäten

Der Kauf von Radiant Vision Systems durch Konica Minolta (WKN 857929) für rund 30 Milliarden Yen, das sind umgerechnet etwa 215 Millionen Euro, ist laut Stadler von Anlegern mit Skepsis aufgenommen worden. Entgegen der allgemeinen Marktentwicklung hat die Aktie des Kamera- und Druckerherstellers am Dienstag rund 3,8 Prozent nachgegeben. Damit steht der Wert mit einem Anstieg von 9,91 auf 10,58 Euro seit Jahresbeginn etwa 6,76 Prozent im Plus. "Der Deal soll im August abgeschlossen sein."

Minebea (WKN 851838) ist mit derzeit 15 Euro rund 25 Prozent teurer als im Januar. "Allerdings ist die Aktie in diesem Monat leicht abwärtsgerichtet", urteilt Stadler. Im Hoch stand der Wert des Herstellers von Gleichstrommaschinen bei 17 Euro.

Über eine nahezu Verdopplung von 88 auf 156 Euro freuen sich Murata-Aktionäre (WKN 85365). Als Hersteller von elektronischen Komponenten belieferten die Japaner große Namen wie Apple (WKN 865985), Samsung (WKN 896360), LG und Sony.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 25. Juni 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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