08.10.2015 16:03:40
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Börse Frankfurt-News: Lebenszeichen bei Bergbautiteln (Auslandsaktien)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Oktober 2015. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Lage in China hat die Preise einiger Rohstoffe beflügelt - und die Kurse von Bergbaukonzernen.
Es sind bewegte Wochen in der Rohstoffbranche: Allein am gestrigen Mittwoch legten die Aktien des Bergbaukonzerns Anglo American an der Londoner Börse um fast 10 Prozent zu, die von Rio Tinto 7,5 Prozent. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Basis Resources ist seit seinem Tief Ende September mittlerweile um 20 Prozent nach oben geklettert.
Der Anstieg folgt allerdings einem tiefen Fall: Mit dem Einbruch der Rohstoffpreise in den vergangenen vier Jahren haben auch Minenaktien massiv an Wert verloren, gemessen am Branchenindex waren es seit Februar 2011 bis zum Tief Anfang vergangener Woche über 60 Prozent.
Tiefpunkt erreicht?
Rückenwind erhielten die Kurse zuletzt durch eine Empfehlung, wie Walter Vorhauser von Oddo Seydler berichtet: "Morgan Stanley hat die europäische Bergbaubranche auf Übergewichten' gestuft." BHP Billiton und Rio Tinto wurde von "Equal-weight" auf "Overweight" hochgesetzt, Anglo American von "Underweight" auf "Equal-weight". Kurzfristig bessere Aussichten für die Nachfrage führten zu steigenden Rohstoffpreisen, heißt es in der Branchenstudie der US-Bank. Zudem sei die Bewertung der Bergbauaktien im historischen Vergleich derzeit sehr attraktiv.
Lange Talfahrt
Der Kurs des australisch-britischen Rohstoffkonzerns BHP Billiton hat sich seit März 2011 mehr als halbiert. Nach dem Fall auf 13,40 Euro Ende September - den tiefsten Stand seit der Finanzkrise - hat die Aktie aber einen Satz nach oben gemacht. Am Donnerstagmittag kostet sie (WKN 850524) an der Börse Frankfurt 15,95 Euro - ein Plus von 19 Prozent in nur anderthalb Wochen. "Gewinn und Umsatz von BHP Billiton sind zwar stark eingebrochen, der Konzern zeigt sich aber optimistisch für die Zukunft", bemerkt Vorhauser. Zudem halte BHP an seiner Dividendenpolitik fest, das heißt, dass die Ausschüttung auf US-Dollarbasis weiterhin erhöht oder zumindest stabil gehalten wird. Für das im Juni endende Geschäftsjahr wurde, trotz Gewinneinbruch, eine Gesamtdividende von 1,24 US-Dollar ausgezahlt. "Die Dividendenpolitik wird aber durchaus kontrovers diskutiert", bemerkt Vorhauser.
Viele Kurssprünge
Auch die Aktien des britisch-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto und des britisch-südafrikanischen Unternehmens Anglo American sind in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. "Viele Anleger sehen offenbar eine Bodenbildung", erklärt Roland Stadler von der Baader Bank. Rio Tinto (WKN 852147) notierte Ende September noch bei unter 29 Euro, aktuell sind es 33,64 Euro, Anglo American (WKN A0MUKL) geht heute zu 8,85 Euro über den Tisch, nach 7,57 Euro vergangene Woche.
Kurskapriolen besonderer Art gab es beim Rohstoffhändler Glencore: Hier stiegen die Aktien am Montag an der Londoner Börse um rund 20 Prozent, in Hongkong sogar um zwischenzeitlich über 70 Prozent. Auslöser war die Meldung, dass der angeschlagene Konzern derzeit über den Verkauf seiner Agrarsparte verhandelt. An der Börse Frankfurt (WKN A1JAGV) kostet die Glencore-Aktie aktuell 1,65 Euro, Anfang vergangener Woche waren es 0,95 Euro, im April dieses Jahres allerdings noch 4,40 Euro. "Glencore ist hochverschuldet", erläutert Stadler. Mit dem Verkauf der Agrarsparte könne die Verschuldung zurückgefahren werden.
Auch der kanadische Kupferproduzent Taseko Mines hat zuletzt deutlich zugelegt: An der Börse Frankfurt kostete die Aktie Ende September noch 0,31 Euro, jetzt sind es 0,46 Euro. Hier war es zuvor aber besonders rasant nach unten gegangen, vor fünf Jahren kostet die Aktie noch zehnmal soviel. "Taseko konnte sich, trotz Sparmaßnahmen, dem Preisverfall bei Kupfer nicht entziehen", kommentiert Vorhauser.
Einbruch könnte noch weitergehen
Der Händler teilt die Einschätzung von Morgan Stanley, seiner Ansicht nach könnte die Branche die Tiefs hinter sich haben. "Die Lage in China beruhigt sich, die Weltbevölkerung steigt, das müsste für zusätzliche Nachfrage nach Rohstoffen sorgen." Doch die Position ist umstritten: So erwartet etwa die Citigroup in den nächsten drei bis sechs Monaten bei Rohöl, Aluminium, Platin, Eisenerz, Kakao und Weizen sinkende Preise. Laut Goldman Sachs steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Ölpreis in die Nähe von 20 US-Dollar fällt, prognostiziert wird zudem ein Überschuss an Kupfer bis mindestens 2019 - und bis Ende des kommenden Jahres einen Preisrückgang um 13 Prozent.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
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© 8. Oktober 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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