15.11.2007 14:07:00

Börse Frankfurt-News: Nicht nur Finanzwerte in Bewegung (Marktbericht)

        FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Marktbericht vom Handel mit Auslandsaktien

 

15. November. Die weltweiten Aktienmärkte sind weiterhin von Unsicherheit und hoher Volatilität geprägt, was natürlich auch auf den Handel mit Auslandsaktien an der Börse Frankfurt wirkt. Jan Vrbsky von der Baaderbank blickt auf eine bewegte Woche zurück. "Bis Montag hat vor allem dieser Sektor stark verloren, ab Dienstag gab es dann eine Gegenbewegung mit über 300 Punkten plus für den Dow Jones Industrial." Kurzfristig hätte es so ausgesehen als habe sich der deutsche Markt von den USA abgekoppelt, was äußerst selten sei.

 

"In dieser Woche hat die Kreditkrise auch den Technologiesektor erreicht. Cisco hatte gemeldet, dass die Krise seine Auftragslage belaste. In Folge haben in den USA viele Technologieaktien mit gelitten", resümiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Inzwischen hätte aber eine Gegenreaktion eingesetzt und die Kurse wieder etwas nach oben getrieben. "Außerdem hat Goldman Sachs vermeldet, dass deren Ansicht nach die Risiken inzwischen begrenzt seien. Und nach einer Studie der internationalen Energieagentur IEA schwächt sich die weltweite Ölnachfrage in 2008 ab", ergänzt der Skontroführer. Insgesamt sei die Konjunktur weltweit in einer guten Verfassung und in der jetzt abgeschlossenen Berichtssaison zum dritten Quartal hätten viele Unternehmen gute Zahlen geliefert. Vorhauser rechnet deshalb mittelfristig mit einer Seitwärtsbewegung.

 

E-Trade-Kurs auf Achterbahnfahrt

 

Der US-amerikanische Online-Broker E-Trade (WKN 902447) hat seine Anleger in den vergangenen Wochen mit extremen Kursbewegungen erschreckt − oder erfreut, je nach Ausgangspunkt. Das Unternehmen musste am Freitag weiteren Abschreibungsbedarf für hypothekenbesicherte Wertpapiere melden. "Asset-backed Securities machen einen großen Teil des Kapitalstocks des mittelgroßen Unternehmens aus", erklärt Vorhauser. Gerüchten zufolge könne sich der Abschreibungsbedarf noch vervierfachen. Im Zuge der Meldung bezifferte ein Analyst der Citigroup die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz von E-Trade mit 50 Prozent. Hinzu kam eine Abstufung von BB+ auf BB-. Viele Anleger zogen die Notbremse, die Aktie ist um über 70 Prozent von 5,50 auf 2,44 Euro gefallen. Zum Vergleich: Anfang Januar stand E-Trade noch bei rund 20 Euro.

 

"E-Trade hat die Gerüchte dementiert und auf seine Einlagensicherung sowie auf eine Steigerung der Transaktionen um 44 Prozent hingewiesen", berichtet Vorhauser weiter. "Der Markt vermutet hinter der Geschichte einen Übernahmeversuch." Inzwischen ist die Aktie wieder auf 4 Euro gestiegen.

 

E-Trade verwaltet ein Depotvolumen von 218 Milliarden US-Dollar und hat 5 Milliarden Kunden in 40 Ländern weltweit. Damit ist das Unternehmen der zweitgrößte Online-Broker nach Charles Schwab überhaupt.

 

Abschreibungsgerüchte um Barclays und Citigroup

 

"Spekulationen gab es zur britischen Barclays-Bank (WKN 850403): Das Unternehmen habe wegen hoher Subprime-Abschreibungen Finanzierungsprobleme und müsse deshalb die Bank of England um einen Notkredit bitten", berichtet Jan Vrbsky. Barclays hat dies am Donnerstag dementiert. Die Abschreibungen seien mit 2,7 Millionen US-Dollar im Rahmen der Erwartung. Das gefällt Investoren, der Titel hat wieder zugelegt.

 

Ein ähnliches Bild böte die Citigroup (WKN 871904), ergänzt der Vrbsky. Der Titel sei inzwischen wieder um 17 Prozent gestiegen. Hier kämen noch Gerüchte über Zusammenlegung oder Zerschlagung hinzu.

 

Personalwechsel bei Merill Lynch

 

Die US-Bank Merill Lynch hat Anlegern mit einer Personalie Freude gemacht. Das Unternehmen meldet am Mittwoch, dass der Chef der New Yorker Börse zum 1. Dezember als CEO zu Merill Lynch wechsle. "Jon Thain genießt in der Branche einen exzellenten Ruf", weiß Vrbsky. Die Aktie hat um 20 Prozent angezogen.

 

Wal-Mart mit gutem Ergebnis

 

Der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Wal-Mart (860853) meldete am richtigen Tag die richtigen Zahlen. "Der Konzern gab zudem einen Ausblick und konnte rund 9 Prozent zulegen", berichtet Jan Vrbsky.

 

Vodafone glänzt ebenfalls

 

Ein ähnliches Kunststück gelang Vodafone (WKN A0J3PN). Der britische Mobilfunkkonzern hat in allen Bereichen Umsatz und Gewinn gesteigert sowie seinen Ausblick für 2008 angehoben. Die Aktie erreichte in Folge ein neues 5-Jahreshoch in der Nähe der Zwei-Pfund-Marke.

 

Alstom mit Anleger-freundlichen Meldungen

 

Gute Zahlen und Nachrichten gab es vom französischen Elektronikkonzern Alstom (WKN A0F7BK). Das Unternehmen meldete einen Anstieg des Umsatzes von 21 Prozent und des Nettogewinns von rund 40 Prozent. Die Auftragseingänge sind um 33 Prozent gewachsen. "Einige Tage späte legte Alstom noch zwei Großaufträge für Kernkraftturbinen nach", weiß Vorhauser. Bouygues hat inzwischen seinen Anteil an Alstom auf über 30 Prozent aufgstockt. Der französische Mischkonzern will das Unternehmen mit dem Atomtechniker Aveva zusammenlegen und hat auch die Unterstützung der französischen Regierung für diesen Plan.

 

Sony will positiv punkten

 

In Asien zeigen sich die Märkte besonders volatil, der Hang Seng beispielsweise hat 10 Prozent wieder abgegeben − rund ein Viertel seines Kursgewinns seit August. In Japan ist der Nikkei 225 seit Anfang November von knapp 17.000 auf unter 15.000 Punkte gefallen. "Sony (WKN 853687) versucht sich diesem Sog zu entziehen", bemerkt Vorhauser. Das Unternehmen habe die Preise für die Konsole Playstation 3 gesenkt, was insbesondere in Europa zu höherem Absatz führe. "Sony will hier bis März 10 Millionen Exemplare der Playstation verkaufen." Auch für seine Pay-TV-Kanäle AXN und Animax melde das Unternehmen neue Interessenten.

 

Auftrieb für China Mobile und Apple

 

Vom iPhone profitiert in dieser Woche nicht nur Apple, sondern auch China Mobile. Der chinesische Konzern ist der Vertreiber für iPhones in China. "Nun kamen Gerüchte auf, das Telefon werde dort früher angeboten als erwartet, was beiden Werten einen Kursschub von etwa 10 Prozent gebracht hat", erzählt Vrbsky. China Mobile ist eine der am meisten gehandelten Auslandsaktien in Frankfurt überhaupt. Täglich werden dort im Schnitt für knapp 6 Millionen Euro Aktien umgesetzt.

 

© 15. November /Edda Vogt

 

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(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

 

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