21.08.2009 14:51:00

Börse Frankfurt-News: Weiter seitwärts (Anleihen)

    FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. August 2009. Bei saisonbedingt niedrigen Umsätzen bewegen sich die Rentenmärkte spiegelbildlich zu den Aktienmärkten. Unternehmensanleihen werden tendenziell abgestoßen, auch Inflationslinker sind nicht mehr so gefragt.

Der bereits einige Wochen andauernde Seitwärtstrend an den Anleihemärkten setzt sich fort: Trotz einiger Zickzackbewegungen, ausgelöst durch positive und negative Konjunkturmeldungen, sieht es zum Ende dieser Woche kaum anders aus als Ende der vorherigen. Als "sehr ferienlastig" bezeichnet Daniel Förtsch von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank die aktuellen Umsätze, auch die Hellwig Wertpapierhandelsbank blickt auf eine "sehr ruhige" Handelswoche zurück. Zur Mittagszeit notiert der Bund-Future bei 122,37 Punkten, eine zehnjährige Bundesanleihe bringt aktuell eine Rendite von 3,269 Prozent.

Wachstumseuphorie kühlt ab

Gemischte Konjunkturzahlen sorgten in dieser Woche für ein ständiges Auf und Ab an Aktien- und Rentenmärkten: Mal konnten die Dividendentitel beachtliche Zuwächse erzielen, mal legten die Rentenpapiere kräftig zu. In den USA hatte zuletzt der Anstieg bei den wöchentlich gemeldeten Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe zu Enttäuschung geführt, andererseits lag der Philadelphia Fed Index, ein wichtiger Konjunkturindikator, erstmals seit September 2008 wieder im positiven Bereich.

Nicht Fisch, nicht Fleisch, so stellt sich die Situation auch in Deutschland dar: Nach den überraschend positiven BIP-Zahlen für das zweite Quartal haben sich zwar die Konjunktureinschätzungen vieler Finanzanalysten verbessert, was sich im ZEW-Konjunkturindex niederschlug. Bundesbank-Präsident Axel Weber zeigt sich aber weiter skeptisch, einen kräftigen Aufschwung erwartet er nicht. Erst 2013 werde Deutschland wieder den Stand von 2008 erreichen, äußerte er. Die "heißgelaufene Wachstumseuphorie" kühle sich weiter ab, urteilt denn auch die HSH Nordbank.

Escada legt Rallye hin

Bei den Unternehmensanleihen kam es bei dünnen Umsätzen weiter zu Gewinnmitnahmen, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler berichtet. "Die Zeit des Kaufwahns ist definitiv vorbei", meint er. Extrem umsatzstark zeigte sich Escada (WKN A0EJ83): Der Handel mit der Anleihe, die bis 2012 läuft und einen Kupon von 7,5 Prozent aufweist, war nach der Insolvenz des Modekonzerns zwischenzeitlich ausgesetzt worden. Nach Wiederaufnahme legte Escada eine rasante Rallye hin und kletterte von 16 auf aktuell 27 Prozent. Ansonsten fehlten große Nachrichten von Unternehmensseite, nennenswerte Neuemissionen gibt es aktuell nicht.

Weiter Gewinnmitnahmen bei Unternehmensanleihen

Auch Daniel Förtsch beobachtet weiter Glattstellungen bei den Unternehmensanleihen, besonders bei den im ersten Quartal 2009 emittierten Papieren. Die haben nämlich bereits ordentliche Kursgewinne abgeworfen. "Offenbar rechnen die Marktteilnehmer mit steigenden Zinsen", urteilt Förtsch. Ingesamt machten sich aber nach wie vor die Sommerferien bemerkbar.

Vermehrt Käufe bei nachrangigen Anleihen

In nachrangigen Anleihen kam es laut Arthur Brunner von ICF Kursmakler in dieser Woche wieder vermehrt zu Käufen. Hohe Umsätze erreichte etwa eine Nachranganleihe der Bayerischen Landesbank (WKN 212063), die einen Kupon von 6 Prozent hat und bis Ende 2015 läuft.

Inflationslinker nicht mehr gefragt

Weniger gefragt waren die inflationsindexierten Bundesanleihen, und das ist kein Wunder. Von Inflation ist aktuell nämlich nichts zu spüren - im Gegenteil. So sanken die US Erzeugerpreise im Juli im Jahresvergleich um 6,8 Prozent, erwartet worden war ein Rückgang von 5,9 Prozent. Auch in Deutschland gingen die Produzentenpreise im Jahresvergleich zurück, sogar um 7,8 Prozent. "Da die Erzeugerpreise Indikatoren für die zukünftige Preisentwicklung darstellen, erscheint es unwahrscheinlich, dass auf die Endverbraucher in absehbarer Zeit Preissteigerungen zukommen", meint Arthur Brunner.

Funkstille bei Emerging Markets

Bei den Emerging Markets-Anleihen herrscht aktuell Funkstille. "Der Handel liegt quasi brach", berichtet Daniel Förtsch.

Technik liefert Grund für Optimismus

Von technischer Seite gibt es allerdings durchaus Grund für Optimismus in Sachen Bund Future: Unterschiedliche technische Indikatoren hätten mittlerweile das Vorzeichen geändert und lieferten Kaufsignale, meint etwa Rolf Maier von der Baader Bank. Technisch stünden zunächst die Marken von 123,47 und die darüber liegenden Hochs vom April im Fokus. Nach unten werde bis zur Marke von 120 Punkten kein erhöhter Verkaufsdruck entstehen, jenseits dieses Punktes werde die Luft allerdings recht dünn.

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© 21. August 2009/Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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