10.03.2016 22:57:39
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Börsen-Zeitung: Draghi reloaded, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Dass die EZB erneut in die Vollen gegangen ist, dürfte stark dadurch motiviert sein, dass Draghi und die Seinen positiv überraschen wollten - nachdem sie im Dezember für Enttäuschung gesorgt hatten. Zumindest erst einmal ist das aber gehörig schiefgegangen. Das zeigt auch, wie gefährlich das Spiel mit den Märkten und deren Erwartungen ist, das Draghi doch vermeintlich so virtuos beherrscht.
Wenngleich die Motivation auch eine andere gewesen sein mag, kann man sich doch des Gefühls nicht erwehren, dass die EZB überreagiert oder in Panik verfallen ist. Für beides besteht kein Anlass und beides ist brandgefährlich. Natürlich ist die Lage alles andere als komfortabel: Die Wirtschaft schwächelt ein wenig und die Inflation ist unter null abgesackt - ganz zu schweigen von den politischen Konflikten. Aber zur Schwarzmalerei besteht kein Grund. Leider schüren Draghi & Co. aber mit ihrem Aktionismus Sorgen - getreu dem Motto: Was weiß die EZB, was wir nicht wissen? Da dürfen sich die Euro-Hüter nicht wundern, wenn sich Attentismus breitmacht.
Seinen Kritikern hält Draghi nun gerne vor, dass Nicht-Handeln noch größere Risiken berge und es besser sei, zu viel als zu wenig zu tun. Aber es geht ja nicht darum, nichts zu tun! Erstens hat die EZB viel - wohl zu viel - getan. Aber zum Wesen von Geldpolitik gehört es, dass das Zeit braucht. Und zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die Geldpolitik aktuell weniger wirkungsvoll ist. Deswegen ist es zweitens umso wichtiger, dass endlich diejenigen zu Potte kommen, die gefragt sind: die Politiker. Es braucht nicht noch ein konjunkturelles Strohfeuer, sondern Strukturreformen für ein höheres Potenzialwachstum.
Das Problem an Draghis Argumentation ist zudem Folgendes: Die Risiken dessen, weniger statt mehr zu tun, sind kurzfristig zwar greifbarer als im umgekehrten Fall. Dafür aber sind die langfristigen Risiken, wenn zu viel getan wird, im Notfall viel gravierender. Das gilt für die Finanzstabilität, für das politisch-gesellschaftliche Gefüge und letztlich auch für das Vertrauen der Menschen in eine Währung und das Geld. Dass Letzteres vollends verloren geht, kann nicht im Interesse von "Super-Mario" sein.
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