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19.10.2015 22:57:38

Börsen-Zeitung: Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Das Aufatmen am Finanzplatz ist hör- und spürbar. Nicht nur am Aktienmarkt, wo die Deutsche Bank am Montag zum Tagessieger im Dax avancierte. Sondern vor allem auch unter anderen Akteuren, die schließlich mitleiden, wenn ausgerechnet das Leittier der Branche durch eine Serie von Skandalen und Rechtsverletzungen, einen strategischen Zickzackkurs, die Vernichtung von Aktionärsvermögen und aus alldem resultierende, auch auf andere Teile der "Banking Community" abstrahlende Ansehensverluste über Jahre ein äußerst schwaches Bild abgibt. Das stärkt ja über die Blauen hinaus beispielsweise auch nicht gerade die Gesprächsbasis mit der Politik, Regulatoren und Aufsehern. Da ist man dann schon dankbar, wenn im Frankfurter Doppelturm nun allem Anschein nach wirklich Tabula rasa gemacht wird.

Eben erst hatte der Noch-Co- und baldige Allein-CEO John Cryan die Bilanz bereinigt, nun ziehen er und der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner eine Säuberungsaktion auf den obersten Führungsetagen (und nebenbei in der Kommunikationsabteilung) durch, die sich gewaschen hat. Was den Vorstand betrifft, ist es der vierte - zugleich sicherlich der radikalste und hoffentlich für sehr lange Zeit der letzte - Umbau innerhalb eines knappen Jahres. So etwas nennt man bei der Deutschen Bank traditionell einen "klar strukturierten Prozess". Auf diese Weise wird dann (der wirklich überzeugende) Christian Sewing, geboren 1970 und heute seit 293 Tagen im Vorstand, im nächsten Mai dienstältestes Vorstandsmitglied nach Chief Risk Officer Stuart Lewis sein, der selbst auch kaum mehr als drei Jahre im Führungsorgan auf dem Buckel hat. Der Jugend eine Chance!

So ein Großreinemachen hat es an sich, dass schon mal an Stellen gekehrt wird, die eigentlich sauber waren. "Das geht nicht ohne Härten einher", formuliert Achleitner. Und so gehören zu jenen, die gehen müssen, nicht nur solche, die als Wertvernichter hervorgetreten oder durch Fehlverhalten bei der Aufsicht in Ungnade gefallen sind. Sondern auch manche, die unterm Strich einen ganz guten Job gemacht haben. Und dann gibt es noch diejenigen, die mit einer neuen Aufgabe vielleicht weniger überfordert sind als mit der alten. Das Schmerzensgeld wird wohl für die einen wie für die anderen auskömmlich sein.

Nun also alles neu? Nicht ganz. Die Bank schafft einen Unternehmensbereich "Global Markets". Ein alter Bekannter. Der war vor einigen Jahren abgeschafft worden, weil die Grenze zu Corporate Finance fließend geworden sei. Jetzt wird die Grenze neu gezogen. Strategie ist manchmal auch Glückssache.

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