22.07.2015 22:57:37
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Börsen-Zeitung: Risikoaversion wächst, Kommentar zu Technologieaktien von Sebastian Schmid
Aus Microsofts Rekordverlust lässt sich ebenfalls kaum ein generelles Problem ableiten. Die milliardenschwere Fehlentscheidung der Übernahme von Nokias Mobiltelefongeschäft betrifft schließlich nur Microsoft selbst. Dass die Softwareerlöse schwächer ausfielen, lag an der anhaltenden Dollarstärke und der forcierten Überführung von Lizenzkunden in Cloud-Dienste.
Was hat also den Abverkauf von Technologieaktien aus China, Japan, Deutschland und den USA ausgelöst? Es dürfte die Summe der kleineren Risiken sein, die Investoren nun zur Gewinnmitnahme oder Risikominimierung animiert hat. So zeigt Apples Zahlenwerk, dass die Abschwächung im Tablet-Geschäft anhält, der Markt für Smartwatches nur schwer aus den Startlöchern kommt und der bereits bei Samsung enttäuschende Smartphone-Absatz nicht einfach zu Apple gewandert ist. Besonders treffen diese drei Beobachtungen die Zulieferer - darunter Halbleiter- oder Displayhersteller -, die sich mit der Ausweitung ihrer Kapazitäten und der Modernisierung ihrer Anlagen auf mehr Wachstum eingestellt hatten.
Auch eine andere Wachstumsfantasie erweist sich als weniger traumhaft als zunächst gedacht. Mit Cloud-Diensten wollen traditionelle Softwareanbieter wie Microsoft und IBM die nachlassenden Softwarelizenzverkäufe kompensieren. Bislang wirkt es indes oft so, als werde lediglich der Absturz abgefedert. So hat Microsoft im jüngsten Quartal zwar rasant neue Privatkunden für die Cloud-Software Office 365 gewonnen. Umsatzseitig tat sich indes fast nichts. Auch IBM freute sich diese Woche über starkes Wachstum im Cloud-Geschäft. Das kann aber nicht kaschieren, dass der Umsatz von Big Blue mittlerweile 13 Quartale in Serie gesunken ist. Technologieaktien laufen dann stark, wenn die Chancen größer erscheinen als die Risiken. Nun scheint für viele Investoren der Punkt erreicht, an dem die Risiken schwerer als die Chancen wiegen. Und damit steigt die Risikoaversion sprunghaft an.
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