26.08.2015 22:42:39
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Börsen-Zeitung: Vor dem Schuss, Kommentar zu den Börsenplänen von Hapag-Lloyd von Carsten Steevens
Jetzt führen Zinsunsicherheiten und Sorgen angesichts der konjunkturellen Entwicklung in China zu erheblichen Schwankungen an den Aktienmärkten. Müssen Wachstumsprognosen für das Welthandelsvolumen und die Containertransportmengen revidiert werden? Sollte die Instabilität in den kommenden Wochen andauern, dürfte es nach den abgesagten oder verschobenen Börsengängen in diesem Sommer schwierig werden - auch wenn der von Moody's im Juni beim Ratingausblick heraufgestufte Anleiheemittent Hapag-Lloyd als Nummer 4 unter den Linienreedereien der Welt per se auf größeres Investoreninteresse treffen sollte.
Das Hamburger Unternehmen steckt in einer Zwickmühle. Auf der einer Seite dürfte ein Interesse bestehen, den Börsengang mit Erfolg und nicht nur mit Ach und Krach über die Bühne zu bringen oder gar erneut absagen zu müssen. Bilanziell steht Hapag-Lloyd nicht unter Druck. Aber die Gesellschafter, zu denen Tui und die Stadt Hamburg zählen, streben eine Notierung an. Die 2014 noch mit 600 Mill. Euro defizitäre Reederei sieht sich - auch ohne zufließende Erlöse aus einem Börsengang - in der Lage, den Kauf neuer Schiffe zu finanzieren. Ohne diesen Faktor könnte Hapag-Lloyd sicherlich drei bis fünf gute Quartale abwarten, wie es der neue Vorstandsvorsitzende zu Jahresbeginn als Voraussetzung für den Börsengang genannt hatte.
Doch hat Hapag-Lloyd nach der fast vollendeten Integration des Ende 2014 übernommenen Containergeschäfts der chilenischen CSAV Investoren eine interessante Story zu bieten. Die Frachtraten stehen wegen Überkapazitäten in der Branche zwar weiterhin unter Druck. Doch dem gewachsenen Konzern winken Synergien aus dem Zusammenschluss und Einsparungen von jährlich 600 Mill. Euro - mehr als zunächst vorgesehen. Der im Vorjahresvergleich stärkere Dollar und der gleichzeitig kräftig gesunkene Bunkerpreis wirken sich gerade jetzt positiv auf die Ertragslage aus. Für einen zügig durchgezogenen Börsengang von Hapag-Lloyd gibt es gute Argumente. Doch müssten die Märkte dafür erst noch stabiler werden.
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