12.08.2008 13:03:00
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Buba/Weber: Rezessionsängste für Deutschland sind übertrieben
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft muss in den kommenden Monaten zwar eine Durststrecke überstehen, Rezessionsängste sind nach Ansicht von Bundesbankpräsident Axel Weber aber übertrieben. "Es gibt keinen Grund, die mittelfristigen Aussichten in so düsteren Farben zu malen, wie es einige der professionellen Auguren nun tun", sagte Weber in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Stuttgarter Zeitung". Die Inflationsperspektiven blieben allerdings noch längere Zeit eingetrübt, warnte er. Auch die Finanzmarktkrise könnte "noch bis weit ins nächste Jahr andauern".
Für dieses Jahr erwarten die Währungshüter ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von knapp 2%, für 2009 rechnet Weber mit einem Plus von 1%. Im Vergleich zu den Bundesbank-Projektionen vom Juni - mit Wachstumsschätzungen von 2,0% bzw. 1,4% für 2008 und 2009 - zeigte sich Weber damit etwas skeptischer. Dennoch ist die Bundesbank immer noch zuversichtlicher als viele Ökonomen aus der Finanzwelt, die die deutsche Wirtschaft vor einer Krise sehen. "Man sollte aber mit Blick auf eine gedämpfte Entwicklung bis in den Herbst nicht schon das Gespenst einer Rezession an die Wand malen", betonte Weber der Zeitung zufolge.
Dass im zweiten Quartal dieses Jahres eine starke Abkühlung der Konjunktur eingesetzt hat, ist nach Ansicht des Mitglieds im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht überraschend. Dahinter stecke auch eine technische Gegenreaktion auf den überaus starken Jahresauftakt, sagte Weber. Zudem seien in den Frühjahrsmonaten die Belastungen für die Wirtschaft - vor allem die hohen Energiepreise - stärker gewesen als erwartet.
Bisher war die Bundesbank von einem BIP-Minus von 0,3% im Vergleich zum Vorquartal ausgegangen, der Rückgang könnte allerdings sogar etwas stärker ausfallen, räumte Weber laut "Stuttgarter Zeitung" ein. Eine erste Schätzung zum deutschen Wachstum im zweiten Quartal wird das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichen. Von Dow Jones Newswires befragte Bankökonomen rechnen damit, dass das BIP um 0,7% gegenüber dem Vorquartal gesunken ist.
Im Lauf des nächsten Jahres werde sich die deutsche Wirtschaft aber wieder erholen und dabei setze er auch auf einen stärkeren privaten Konsum, sagte Weber weiter. "Hier regiert zu einem gewissen Teil das Prinzip Hoffnung, aber angesichts der zurückgehenden Belastungsfaktoren und des robusten Arbeitsmarkts ist es eine gut begründete Hoffnung", erklärte er der Zeitung zufolge. Weber sprach sich deshalb gegen staatliche Hilfspakete aus. "Wir sind jetzt nicht an einem Punkt, an dem man über Konjunkturprogramme reden muss", sagte der Bundesbankchef.
Mit Sorge betrachtet er allerdings die anhaltend hohen Inflationsraten. Er rechne nicht damit, dass die Teuerung im Euroraum in diesem oder im kommenden Jahr wieder unter die Stabilitätsgrenze der EZB von knapp 2% fallen werde, sagte Weber. Er betonte, die wichtigste Aufgabe der Währungshüter sei nun, für stabile Preise zu sorgen. "Wir müssen verhindern, dass sich die Erwartung in den Köpfen festsetzt, die Inflationsrate könnte mittelfristig so hoch bleiben, wie sie jetzt ist und damit auch zur Messlatte für Lohnverhandlungen werden", erklärte er.
Die schwere Krise an den Finanzmärkten wird nach Webers Ansicht noch so lange andauern, bis der US-Immobilienmarkt seinen Boden gefunden hat. "Das könnte bis weit ins nächste Jahr hinein andauern", sagte Weber der Zeitung.
Webseite: http://www.stuttgarter-zeitung.deDJG/ptt/hab (END) Dow Jones Newswires
August 12, 2008 07:00 ET (11:00 GMT)
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