25.11.2021 10:59:42

Bundesbank: Antizyklischen Kapitalpuffer rechtzeitig erhöhen

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank hat auf die anhaltende Überbewertung von Wohnimmobilien hingewiesen und wegen der sich daraus ergebenden Stabilitätsrisiken eine rechtzeitige Anhebung des antizyklischen Kapitalpuffers gefordert. In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht weist sie darauf hin, dass nicht nur die Preise, sondern auch die Wohnungsbaukredite stark zugelegt haben. Als Kreditsicherheit dient in der Regel die Immobilie selbst, deren Werthaltigkeit überschätzt werden könnte.

"Derzeit werden Überbewertungen von Wohnimmobilien - gemessen an Fundamentaldaten - auf 10 bis 30 Prozent geschätzt", heißt es in dem Bericht. Dies treffe zunehmend auch auf Immobilien außerhalb der Ballungsräume zu. 2020 sind die Preise von Wohnimmobilien laut Bundesbank um 6,7 Prozent gestiegen, und vielfach werden weiter steigende Preise erwartet. Die Wohnungsbaukredite nahmen mit einer ähnlichen Rate zu: Im dritten Quartal 2021 erhöhte sich ihr Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent.

Die Bundesbank warnt, dass ein hoher Anteil von lang laufenden Krediten - unter anderem Hypothekenkrediten - und Kapitalanlagen das deutsche Finanzsystem verwundbar gegenüber Zinsänderungsrisiken mache. "Beispielsweise hat rund die Hälfte der Bankkredite für Wohnimmobilien eine Zinsbindungsfrist von mehr als zehn Jahren", merkt sie an.

Deshalb sollten die Banken laut Bundesbank jetzt verstärkt Prävention betreiben, damit das Finanzsystem gegenüber zukünftigen Risiken gewappnet sei. Ziel aller Marktteilnehmer sollte es sein, Widerstandsfähigkeit aufzubauen und Verwundbarkeiten zu begrenzen. "Es sollte rechtzeitig damit begonnen werden, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder zu erhöhen", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch.

Dieser Puffer war kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie auf 0,25 Prozentpunkte festgelegt worden. Seine Implementierung wurde dann aber ausgesetzt. Zuständig für den Einsatz dieses Instruments ist der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS), dem Vertreter von Bundesfinanzministerium, Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) angehören. Der AFS wird noch vor dem Jahresende zusammentreten.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/jhe

(END) Dow Jones Newswires

November 25, 2021 05:00 ET (10:00 GMT)

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