01.10.2015 19:59:47
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Bundesbank/Nagel: Eurozone-Bankenmarkt nicht hinreichend entfragmentiert
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Liquiditätspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat nach Aussage von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Nagel bisher nicht ausreichend die Fragmentierung im Bankenmarkt des Euroraums verringert. Bei einer Rede in Frankfurt sagte Nagel, mit der reichlichen und langfristigen Liquiditätsversorgung kaufe die EZB bestimmten Banken zwar Zeit für Reparaturarbeiten, doch schienen diese bisher "nicht hinreichend vorangekommen zu sein".
Laut Nagel ist für eine Währungsunion sei ein integrierter Geld- und Kapitalmarkt notwendig, in dem Fragmentierung und Renationalisierung überwunden sind. Dafür müssen seiner Einschätzung nach einige Voraussetzung erfüllt sein. Zum Beispiel dürfe es keine akuten kriseninduzierten Renditeaufschläge gegenüber Bundesanleihen mehr geben. Denn Staatsanleihen sind die Benchmark auch für die Finanzierung von Banken. "Wenn in einer Währungsunion die Renditen zu weit auseinander sind, dann sagt das auch etwas über ihren Zustand", sagte Nagel, Allerdings wolle auch niemand zurück zu den Verhältnissen des "Euro-Honeymoon" zurück, als es fast gar keine Renditedifferenzen gegeben habe. "Was wir brauchen, ist ein gesunder Mittelweg."
Derzeit sind die so genannten Spreads zwar ebenfalls sehr niedrig (Ausnahme: Griechenland), doch ist das das Ergebnis der Wertpapierankaufprogramme der EZB. Das gilt für das derzeit laufende Anleihekaufprogramm im Monatsvolumen von 60 Milliarden Euro, vor allem aber für das Versprechen der EZB, im Notfall unbegrenzt Anleihen von Staaten anzukaufen, deren Anleihezinsen sie für die hoch hält (OMT-Programm).
Das aber betrachtet Nagel als "exzeptionelle" Politik. Erstrebenswert sind nach seiner Aussage nicht nur niedrige Spreads, sondern auch ein Verschwinden der Target2-Salden und ein wieder funktionierender Interbankenmarkt. "Außerdem träume ich davon, eines Tages noch die Wiederkehr des Zinstenderverfahrens erleben zu dürfen", sagte Nagel.
All das ist aber nicht zu erwarten, so lange es das Anleihekaufprogramm der EZB im Monatsvolumen von 60 Milliarden Euro gibt. Dass derzeit über eine Ausweitung dieses Programm diskutiert wird, ist Nagel nach eigener Aussage "nicht bewusst".
Kontakt zum Autor: Hans.bentzien@gmail.com
DJG/hab/jhe
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October 01, 2015 13:29 ET (17:29 GMT)
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