Shanghai Composite
19.11.2016 10:04:42
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Chinas Aktienmarkt auf Erholungskurs - Risiko Immobilienblase
FRANKFURT (dpa-AFX) - Trump hin oder her - Unbeeindruckt von der US-Wahl arbeitet sich der chinesische Aktienmarkt dank der robusten Binnenkonjunktur immer weiter nach oben vor. Nach den Turbulenzen und dem Absturz sind die Anleger mittlerweile wieder etwas besser gelaunt. Laut dem China-Experten Charlie Awdry von der Anlagegesellschaft Henderson Global Investors hat sich inzwischen sogar klammheimlich ein Bullenmarkt ausgeprägt, der die Optimisten frohlocken lasse.
Zuversichtlich stimmt die "Bullen" der Blick auf den Kursverlauf des bedeutenden Index Shanghai Composite: Nach dem Börsenbeben zu Jahresbeginn, das die Anleger weltweit geschockt hatte, ist der Index seit dem Zwischentief Ende Januar peu a peu gestiegen. Inzwischen summiert sich das Plus auf rund 20 Prozent - Chartorientierte Börsianer sehen darin ein Signal für einen möglichen längeren Aufwärtstrend.
Andere Experten dämpfen aber die Euphorie. "Mit dem Begriff Bullenmarkt würde ich gerade am chinesischen Aktienmarkt sehr vorsichtig sein", sagte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Schließlich liegt der Shanghai Composite seit Jahresbeginn gerechnet immer noch mehr als 9 Prozent im Minus. Zudem gehöre die Börsen in den chinesischen Städten Shanghai und Shenzhen in diesem Zeitraum weiterhin zu den schwächeren Märkten im globalen Vergleich.
Richtig ist Wenner zufolge allerdings auch, dass zumindest der mittelfristige Trend nach oben zeige. So notiert der Shanghai Composite aktuell über der viel beachteten 200-Tage-Linie. Sie bildet den Durchschnitt der Schlusskurse der vergangenen 200 Tage ab und verläuft wieder leicht aufwärts. Zudem fällt auf, dass Investoren seit Ende Februar kleine Rückschläge immer wieder für Zukäufe nutzten, was Experten zufolge ein positives Signal ist.
Noch zu Jahresbeginn hatte die Angst vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft die Kurse weltweit auf Talfahrt geschickt. In China selbst wurde der Handel gar an zwei Tagen automatisch abgebrochen. Daten zum Wirtschaftswachstum des Landes straften die Horrorszenarien aber Lügen. Getragen werde die Konjunktur von den anziehenden Staatsausgaben sowie dem stabilen privaten Konsum, sagte Fondsmanager Michael Lai vom Vermögensverwalter GAM.
Damit scheint das Kalkül der Regierung bislang aufzugehen, den Binnenkonsum auf Kosten des bislang stark exportgetriebenen Wachstums zu stärken. Mittlerweile mache die inländische Nachfrage bereits rund 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, bemerkte Lai.
Das stabile Wachstum gehe aber einher mit einem Anstieg der Verschuldung, mahnte der GAM-Experte. So weckt unter anderem der Schuldenberg großer traditioneller Staatskonzerne Sorgen. Zudem wird viel Geld für den Bau von Wohn- und Geschäftsgebäude für die wachsende Mittelschicht benötigt. Dabei wird bisweilen auch über das Ziel hinausgeschossen. Die Folgen: Überkapazitäten in der Industrie und Geisterstädte voller Spekulationsobjekte.
Hinzu kommt ein heiß laufender Immobilienmarkt in einigen Regionen. "Die Immobilienblase in China sollte Sorgen bereiten, die Preise für Häuser in Städten wie Shanghai oder Peking wirken mitunter absurd", sagte Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research. Jüngst allerdings habe die Regierung bereits begonnen, mit Beschränkungen beim Immobilienkauf etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen, ergänzte Fondsmanager Awdry. Einige Anleger hätten darauf bereits reagiert - und Gelder in den Aktienmarkt umgeschichtet./la/mis/zb
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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