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Konjunkturflaute 02.12.2023 22:48:00

Citigroup entlässt Top-Manager - Stecken die Wall Street-Banken in der Krise?

Citigroup entlässt Top-Manager - Stecken die Wall Street-Banken in der Krise?

• Citigroup will 300 leitende Banker entlassen
• Maßnahme ist Teil gegenwärtiger Geschäftsumbaubestrebungen
• Aktien der Wall-Street-Banken entwickelten sich 2023 bislang eher schleppend

Eigentlich gilt der Bankensektor als eine der Branchen, die am meisten von einem hohen Leitzinsniveau profitiert. Durch die höheren Kreditzinsen können Banken ihre Margen steigern und verbuchen so höhere Gewinne. Zwar zeigten die Quartalsberichte der US-Finanzhäuser zum abgelaufenen dritten Quartal tatsächlich eine solche Gewinnsteigerung dank höherer Zinsen. Beispielsweise steigerte die größte US-Bank, JPMorgan, ihren Überschuss im Vergleich zum Vorjahresquartal um 35 Prozent. Dennoch scheint an der Wall Street längst nicht alles optimal zu laufen.

Citigroup kündigt massive Stellenstreichungen bei Top-Managern an

Es mehren sich die Anzeichen, dass auch die US-Banken unter der weltweiten Konjunkturflaute leiden. So kündigte die Citigroup an, zehn Prozent ihrer Senior Manager - also hochqualifizierte, sehr gut verdienende Banker - entlassen zu wollen. Etwa 300 leitende Angestellte seien demnach von der Stellenstreichung betroffen. Derzeit arbeiten bei der Citigroup etwa 240.000 Mitarbeiter.

Die Citigroup begründet diesen Schritt mit einem Umbau der Geschäftsbereiche. "Heute haben wir unseren Kollegen die nächste Stufe der Veränderungen in vielen unserer Geschäftsbereiche und Funktionen vorgestellt, mit denen wir die Organisationsstruktur der Citi weiter an unser neues, vereinfachtes Betriebsmodell anpassen", zitiert "Yahoo Finance" aus einer offiziellen Unternehmenserklärung der Citigroup. "Wie wir zugegeben haben, sind die Maßnahmen, die wir zur Umstrukturierung des Unternehmens ergreifen, mit einigen schwierigen und folgenschweren Entscheidungen verbunden, aber wir glauben, dass es die richtigen Schritte sind", fügte die Citigroup in dem Dokument hinzu.

Die Vorstandsvorsitzende der Citigroup, Jane Fraser, setzt auf eine im September angekündigte Umstrukturierungsinitiative, um dem rückläufigen Aktienkurs neues Leben einzuhauchen und das seit Längerem bestehende Problem hoher Kosten zu beseitigen. Sie hält dies für die bedeutendste operative Veränderung der Citigroup seit fast zwei Jahrzehnten. Fraser übernahm die Leitung der Citi im Februar 2021, lange nachdem die Aktie begonnen hatte, hinter ihren Konkurrenten zurückzubleiben. Sie hat sich dafür entschieden, die Bank nicht mehr wie bisher in zwei große Geschäftsbereiche aufzuteilen, sondern in fünf verschiedene Einheiten, die ihr direkt unterstellt sind. Ihrer Meinung nach werde dieser Schritt zu einer Verringerung des Personalbestands führen. "Wir werden uns von einigen sehr talentierten und hart arbeitenden Kollegen verabschieden", schrieb Fraser, als sie die Veränderungen im September ankündigte.

Die Citigroup zieht sich auch aus dem Verbrauchergeschäft in anderen Teilen der Welt zurück, was Teil eines früheren Plans ist, der zwei Monate nach Frasers Amtsantritt als CEO im Jahr 2021 angekündigt wurde. Der ursprüngliche Plan sah den Rückzug aus 14 Verbrauchergeschäften in Asien, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Mexiko vor. Mittlerweile hat die Citigroup von diesen bereits neun geschlossen, darunter Australien, Malaysia, Indien und Taiwan. Vor wenigen Wochen gab sie den Abschluss des Verkaufs ihrer Verbrauchergeschäfte in Indonesien bekannt. Die singapurische Bank United Overseas Bank (UOB), die vier der asiatischen Niederlassungen der Citigroup erworben hat, erklärte in einer separaten Mitteilung, dass durch diese Übernahmen 5.000 Mitarbeiter hinzugekommen seien.

So performt die Citigroup-Aktie im Peer-Vergleich

Die Citigroup hatte bereits unter Frasers Vorgängern weitreichende Umstrukturierungen angekündigt. Bank-Insider betonen jedoch, dass der große Unterschied dieses Mal darin bestehe, dass Fraser die mittlere Managementebene abbaue, die ursprünglich dem CEO unterstellt war. Seit ihrem Amtsantritt ist die Citigroup-Aktie allerdings nochmals deutlich gefallen, fast doppelt so stark wie jede andere Großbank im gleichen Zeitraum.

Bislang scheinen Frasers Umstrukturierungsmaßnahmen die Anleger also nicht wirklich überzeugen zu können. Auch in diesem Jahr wollen die Citigroup-Papiere nicht so recht anspringen, auch wenn der Unternehmensgewinn zuletzt leicht anstieg. Auf Jahressicht liegt der Citigroup-Anteilsschein bei einem derzeitigen Preis von 47,32 US-Dollar rund 4,4 Prozent im Plus und liegt damit beispielsweise deutlich hinter dem Branchenprimus JPMorgan, dessen Aktien seit Anfang Januar rund 17 Prozent zulegen konnten. Immerhin performte die Citigroup aber bislang merklich besser als die Bank of America (BoA) (-6,5 Prozent) und Goldman Sachs (+1,47 Prozent) (Stand aller Kurse: Schlusskurse vom 1. Dezember 2023).

2023: Schwieriges Jahr für Wall Street-Banken

Die schleppende Aktienkursentwicklung der US-Banken unterstreichen ebenso wie die Kürzungen der Citigroup, dass 2023 ein schwieriges Jahr für die Wall Street und den Bankensektor im Allgemeinen ist. Die großen Banken, die über umfangreiche Handels- und Investmentbanking-Abteilungen verfügen, haben im laufenden Jahr Schwierigkeiten, mit einem Rückgang der Geschäftsabschlüsse, einer unberechenbaren Wirtschaft und den Auswirkungen der Zinserhöhungen zurechtzukommen. Außerdem setzt die IPO-Flaute besonders den Investmentbanken zu.

Die erwarteten Boni in der Finanzdienstleistungsbranche werden laut einem von Johnson Associates veröffentlichten Bericht für das dritte Quartal stagnieren oder sinken. Sowohl im Investmentbanking als auch im kommerziellen Bankgeschäft wird erwartet, dass die Vergütungsanreize gegenüber 2022 unverändert bleiben und damit unter das Niveau der vorangegangenen drei Jahre fallen.

Zudem kündigte nicht nur die Citigroup Stellenstreichungen an, vielmehr betrifft dies mit Ausnahme von JPMorgan alle US-Bankschwergewichte. Bis Ende Oktober wurden insgesamt bereits 20.000 Stellen abgebaut. Besonders schwer trifft es Wells Fargo: Seit dem dritten Quartal 2020 sah sich die US-Traditionsbank dazu gezwungen, 40.000 Mitarbeiter zu entlassen. Auch bei den großen Investmentbanken Goldman Sachs und bei Morgan Stanley war die Mitarbeiteranzahl zuletzt rückläufig. Fest steht: Die Wall Street hat schon mal bessere Zeiten erlebt. Anleger der US-Banken hoffen nun auf eine baldige Konjunkturerholung, die auch den Aktienkursen von Citigroup, Goldman Sachs & Co. auf die Sprünge helfen könnte.

Redaktion finanzen.at

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