Erreichung unwahrscheinlich 23.04.2020 17:56:00

Corestate streicht Jahresziele und Dividende - Aktie bricht um über ein Viertel ein

Corestate streicht Jahresziele und Dividende - Aktie bricht um über ein Viertel ein

Der Immobilienverwalter Corestate Capital hat nur einen Monat nach der Bestätigung seiner Jahresziele diese einkassiert und die Dividende gestrichen. Angesichts einer sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abzeichnenden deutlichen Verschiebung von Investmententscheidungen, Transaktionen und Bewertungsansätzen in Kernmärkten und -produkten sei das Erreichen nicht mehr wahrscheinlich, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Luxemburg mit. An der Börse zeigten sich Anleger am Donnerstag geschockt.

Die Aktie brach am Vormittag in der Spitze um fast 30 Prozent ein. Mit einem Minus von zuletzt rund 27 Prozent auf 19 Euro lag das Papier noch immer weit abgeschlagen auf dem letzten Platz im Nebenwerteindex SDAX und deutlich unterhalb des jüngsten Krisentiefs von 21,20 Euro. Unter der Marke von 20 Euro hatte die Aktie das letzte Mal im Jahr 2016 notiert.

Die Erträge würden vor allem in den Bereichen Akquisitions- und erfolgsabhängige Gebühren sowie Warehousing und Alignment Capital hinter den Erwartungen zurückbleiben, hieß es. Das Unternehmen hatte für das laufende Jahr eigentlich einen unveränderten Umsatz von 325 bis 335 Millionen Euro angepeilt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollte auf 180 bis 190 Millionen Euro steigen und unter dem Strich hätten bereinigt 145 bis 155 Millionen Euro hängen bleiben sollen.

Die Aktionäre sollen nun für das abgelaufene Jahr keine Dividende erhalten. Aufgrund der Unsicherheit über den Verlauf der Covid-19-Pandemie habe die weitere Stärkung der Liquidität aktuell Vorrang, hieß es zur Begründung. Ende Februar hatte Corestate seinen Anlegern eine Dividende von 2,60 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Das wären 10 Cent mehr gewesen als ein Jahr zuvor.

Auch die künftige Ausschüttungsquote werde nun angepasst, hieß es weiter: Sie soll demnach von 2021 an und damit erstmals für das Geschäftsjahr 2020 mindestens 30 Prozent des Gewinns pro Aktie betragen. Mitte Oktober war noch von rund 50 Prozent die Rede. Ziel sei eine mittelfristige Absenkung der Nettofinanzverschuldung und Eingrenzung etwaiger zyklischer oder anderer externer Risiken für das Geschäftsmodell, hieß es nun.

Für manche Analysten kam all das weniger überraschend. Mit einer starken Erholung des Transaktionsmarktes sei in diesem Jahr aktuell nicht zu rechnen, schrieb etwa Andre Remke von der Baader Bank. Mittel- bis längerfristig dürfte das Unternehmen aber von der Nachfrage nach seiner starken Investment- und Vermögensverwaltungs-Plattform profitieren und empfiehlt nach wie vor den Kauf des Papiers. Die Schätzungen für dieses und wahrscheinlich auch die kommenden Jahre werde er aber reduzieren.

Berenberg-Analyst Kai Klose schraubte seine Erwartungen an den diesjährigen Gewinn und die damit zusammenhängende Aktienentwicklung herunter. Dabei verwies er auch auf eine Absenkung der Bonitätsnote für Corestate durch die Ratingagentur S&P. Sein Kursziel liegt jetzt bei 40 Euro. Er hält das grundlegende Geschäftsmodell des Konzerns dennoch weiterhin für robust und rät weiterhin ebenfalls zum Kauf der Aktie.

Corestate-Aktien brechen nach Dividendenstreichung ein

Im XETRA-Handel verbuchte die Corestate-Aktie zum Handelsschluss ein Minus von 28,85 Prozent auf 18,50 Euro. Damit wurde sogar noch das Corona-Crash-Tief von 21,20 Euro von Mitte März unterboten.

Die Papiere von Corestate Capital waren damit das weit abgeschlagene Schlusslicht im wenig bewegten Nebenwerte-Index SDAX. Mittlerweile notieren die Papiere auf dem niedrigsten Niveau seit 2016.

Ein Händler sagte, dass die Aktien von Corestate schon seit langer Zeit im Visier von Anlegern gewesen seien, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hätten. Nun hätten diese Spekulanten bekommen, was sie vorhergesagt hätten.

Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg richtete den Blick auch auf die am Vortag bekannt gewordene Abwertung des Kreditausblicks von Corestate Capital durch die Ratingagentur Standard & Poors. Diese sei bedeutsam, selbst wenn Corestate bis 2022 keine Refinanzierungsnöte habe. Trotz des robusten Geschäftsmodells sei ein beschleunigter Schuldenabbau außerordentlich wichtig.

Etwas optimistischer blickt der Experte Andre Remke von der Baader Bank in die Zukunft. Die Maßnahmen des Immobilienverwalters seien keine Überraschung, zumal mit einer starken Erholung des Transaktionsmarktes schon in diesem Jahr gegenwärtig nicht zu rechnen sei. Mittel- bis längerfristig dürfte das Unternehmen aber von der Nachfrage nach seiner starken Investment- und Vermögensverwaltungs-Plattform profitieren.

Der Blick auf die Kursentwicklung fällt aber erst einmal ernüchternd aus: Seit Jahresbeginn gerechnet, haben die Corestate-Papiere bereits rund die Hälfte an Wert eingebüßt. Der SDAX hat in diesem Zeitraum gut 20 Prozent verloren.

Zudem sind die Anteilsscheine mit dem Kursrutsch an diesem Donnerstag klar unter die 21-Tage-Durchschnittslinie gerutscht, die den kurzfristigen Trend beschreibt. In den vergangenen Tagen hatte sich die Linie noch als gute Unterstützung erwiesen.

/he

LUXEMBURG (dpa-AFX)

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Bildquelle: CORESTATE Capital

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