21.05.2007 11:24:00

Debatte über Bundeswehreinsatz in Afghanistan wird schärfer

BERLIN (AP)--Drei Tage nach dem Selbstmordanschlag auf Bundeswehrsoldaten im nordafghanischen Kundus ist die Diskussion über den deutschen Einsatz schärfer geworden. Führende Vertreter der Regierungsparteien, darunter Verteidigungsminister Franz Josef Jung, sprachen sich für die im Oktober anstehende Verlängerung des Mandats aus. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Wolfgang Gertz, forderte eine breite Strategiedebatte. Die Linkspartei und die SPD-Linke plädierten für einen Rückzug aus Afghanistan.

   Die drei bei dem Anschlag am Samstag getöteten Soldaten sollen am Mittwoch nach Deutschland gebracht und bei einer Trauerfeier am Flugplatz Köln-Wahn gewürdigt werden, wie Jung am Morgen im Deutschlandfunk erklärte. Der CDU-Politiker sagte, er rechne mit einer Verlängerung des Mandats. Darüber muss der Bundestag im Oktober entscheiden. Er begründete das unter anderem damit, dass die "Strategie der vernetzten Sicherheit" bei den ausländischen Truppen im ganzen Land zu greifen beginne. Diese Kombination von Terrorbekämpfung und Aufbauhilfe, die Deutschland im Norden des Landes praktiziere, beginne sich auch im Süden und im Osten durchzusetzen.

   Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte der "Frankfurter Rundschau": "Wir werden so lange in Afghanistan bleiben, bis die afghanischen Sicherheitskräfte den Schutz selbst übernehmen können." Sein Fraktionskollege Ottmar Schreiner sagte dagegen der "Bild"-Zeitung: "Meine Zweifel am Sinn der Mission sind eher gewachsen." Er sehe keine tragfähige Zukunftsperspektive im zivilen Bereich, "wodurch weitere militärische Operationen gerechtfertigt werden können. Der gesamte Auftrag muss dringend auf den Prüfstand."

   Die Grünen verlangten eine deutlichere Betonung des Aufbau-Charakters. Ihre Fraktionschefin Renate Künast erklärte am Montag die US-geführte Mission "Enduring Freedom" für "störend". Im Südwestrundfunk sagte sie, der militärische Einsatz der internationalen Truppe ISAF bedürfe unbedingt der Ergänzung durch "mehr Geld und mehr Unterstützung im zivilen Bereich".

   Die deutschen Soldaten in Afghanistan wollen weiter Aufbauarbeit leisten. "Wenn wir nicht wollen, dass wir scheitern, werden wir hier präsent bleiben müssen", sagte der Sprecher der Bundeswehr in Kundus, Oberstleutnant Günter Schellmann, im ZDF-Morgenmagazin. "Sonst würden wir die geleistete Arbeit ad absurdum führen." Das Gefühlsspektrum der Soldaten vor Ort reiche "von ohnmächtiger Wut bis zu tiefer Trauer und Mitgefühl mit den Opfern, auch mit den afghanischen Opfern, die ja deutlich zahlreicher waren", sagte Schellmann. Acht afghanische Zivilisten waren bei dem Attentat ebenfalls ums Leben gekommen.

   Zu der politischen Diskussion wollte Schellmann sich nicht äußern. Die Entscheidung liege beim Bundestag. Die Stimmung in der Truppe beschrieb er mit den Worten, bei einigen sei sicher Frustration vorherrschend. Aber andere sagten auch: "Wir sind es unseren toten und verletzten Kameraden schuldig", jetzt die Aufbauarbeit fortzusetzen.

   Am Sonntag waren zwei schwer und zwei leicht verletzte Soldaten ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz geflogen worden. Ein fünfter, der nicht mit ausgeflogen worden war, ist entgegen ersten Angaben doch nicht schwer verletzt, sondern traumatisiert und auf eigenen Wunsch vor Ort geblieben, wie Bundeswehrarzt Olaf Dittjen in Kundus dem Nachrichtensender N24 erklärte. Zunächst hatte es geheißen, er sei so schwer verletzt, dass ein Rücktransport zur medizinischen Behandlung nicht möglich sei.

   DJG/kth

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   May 21, 2007 05:21 ET (09:21 GMT)

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