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02.12.2024 13:14:38
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Delivery Hero-Aktie fällt kräftig: Spanische Tochter muss Arbeitsmodell anpassen
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Glovo dürfte im kommenden Jahr nun um etwa 100 Millionen Euro geringer ausfallen, teilte der im MDAX notierte Mutterkonzern am Montag in Berlin mit. Dennoch solle im Tagesgeschäft ein bereinigter Gewinn eingefahren werden.
Bislang hat Glovo seine Fahrer als Freelancer beschäftigt und damit die Kritik der spanischen Behörden wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Arbeitsrecht auf sich gezogen. Delivery Hero hatte sich die Mehrheit an Glovo zum Jahreswechsel Ende 2021 gesichert.
Jefferies-Analyst Giles Thorne glaubt unterdessen, dass hinter der Verkündung ein taktisches Manöver steckt. Das Management von Delivery Hero könnte darauf abzielen, mit dem Schritt eine Grundlage für die Verhandlungen über endgültige Bußgelder zu schaffen. In der Angelegenheit dürfte noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.
Durch den Wechsel zum neuen Beschäftigungsmodell rechnet Delivery Hero mit dem Anstieg von Eventualverbindlichkeiten auf 440 bis 770 Millionen Euro im Geschäftsbericht für 2024. Bislang wurden 330 bis 550 Millionen Euro erwartet. Nach Angaben von UBS-Analyst Jo Barnet-Lamb hatte das Management bislang einen Anstieg von 30 bis 40 Millionen Euro im Quartal kommuniziert. Die neue Spanne sei ein großer Sprung, schrieb der Experte in einer ersten Reaktion.
Nach Unternehmensangaben umfassen die 440 bis 770 Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge, Bußgelder, Umsatzsteuerforderungen und sonstige Zuschläge für den Zeitraum bis Ende 2024 für Glovo Spanien. Rückstellungen sollen dafür nicht gebildet werden, da Delivery Hero keine ausreichende rechtliche Grundlage für die Entscheidungen der Arbeitsbehörde sieht.
Laut Mitteilung vom Montag rechnet Delivery Hero in naher Zukunft mit "Reklassifizierungsentscheidungen von der spanischen Arbeitsbehörde bezüglich
angeblicher Falschklassifizierung von Lieferfahrern". Bisher sei keine endgültige Einigung erzielt worden, hieß es weiter.
Während endgültige Gerichtsentscheidungen angestrebt werden, muss Glovo die Beträge, die in den nächsten Jahren nach und nach fällig werden, vorläufig zahlen oder Bankgarantien für diese stellen. Die erste Zahlung und/oder Bankgarantie werde frühestens im zweiten Quartal 2025 erwartet, hieß es weiter.
So reagiert die Aktie von Delivery Hero
Höhere Löhne in Spanien haben den Aktienkurs von Delivery Hero am Montag stark unter Druck gebracht. Die Tochter Glovo des Essenslieferdienstes Delivery Hero reagiert auf Vorwürfe spanischer Arbeitsbehörden und stellt ihre Fahrer dort künftig fest an. Bei Investoren kam das nicht gut an, der Kurs von Delivery Hero sackt zeitweise im XETRA-Handel um 11,13 Prozent auf 34,43 Euro ab.
Der Schritt dürfte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Glovo im kommenden Jahr um etwa 100 Millionen Euro belasten. Bislang hat Glovo seine Fahrer als Freelancer beschäftigt und damit die Kritik der spanischen Behörden wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Arbeitsrecht auf sich gezogen.
Delivery Hero geht davon aus, die Eventualverbindlichkeiten im Geschäftsbericht 2024 auf 440 bis 770 Millionen Euro zu erhöhen, verglichen mit bislang erwarteten 330 bis 550 Millionen Euro. Analyst Jo Barnet-Lamb von der Bank UBS nannte dies einen "bedeutenden Sprung". Bislang habe das Unternehmen einen deutlich geringeren Anstieg der Verbindlichkeiten in Aussicht gestellt.
Ermutigend sei aber, dass Delivery Hero trotz womöglich höherer Kosten in Spanien im kommenden Jahr ein positives bereinigtes Ebitda ausweisen will, ergänzte der Branchenexperte. Er rechne mit einem entsprechenden Gewinn von 24 Millionen Euro. Insgesamt wertete Barnet-Lamb die Nachrichten als "leicht negativ".
An der Börse hatte sich die Stimmung für die Aktien zuletzt merklich gebessert. Nach einer Kurs-Rally von Ende Juli bis Ende Oktober hatten die Anteile mit gut 42 Euro den höchsten Stand seit Juli 2023 erreicht. Im Börsenjahr 2024 steht trotz der aktuellen Verluste noch ein Plus von mehr als 40 Prozent zu Buche.
Deliverys Glovo-Umstellung betrifft 15.000 Lieferfahrer
Die Aktie von Delivery Hero ist am Montag der Verlierer im MDAX, nachdem der Lieferkonzern angekündigt hat, in Spanien für Tausende von Lieferfahrern bei der Tochter Glovo auf angestellte Lieferfahrer umzustellen vom derzeitigen Freelance-Modell. Einem Unternehmenssprecher zufolge fahren in Spanien 15.000 Lieferfahrer (sogenannte Riders) derzeit als Freelancer für Glovo Essens-Bestellungen aus, in mehr als 900 spanischen Städten.
Wegen dieser Umstellung hat Delivery Hero die erwarteten Eventualverbindlichkeiten für 2024 auf 440 bis 770 Millionen Euro erhöht von 330 bis 550 Millionen Euro zum Halbjahr. Die Delivery Hero Aktie sackte am Montagmorgen in der Spitze um rund 10 Prozent ab.
Delivery Hero hatte am Morgen die Umstellung in Glovos Beschäftigungsmodell angekündigt, das den spanischen Behörden zufolge gegen spanisches Arbeitsrecht verstößt. Der Konzern erwarte "in naher Zukunft" für Glovo "Reklassifizierungsentscheidungen" von der spanischen Arbeitsbehörde im Zusammenhang mit dem 2021 eingeführten Freelance-Beschäftigungsmodell.
Nachzuzahlen seien Sozialversicherungsbeiträge, Bußgelder, Umsatzsteuerforderungen und sonstige Zuschläge für den Zeitraum bis Ende 2024 für Glovo Spanien. Und Glovo müsse wohl ab dem zweiten Quartal 2025 die Beträge, die in den kommenden Jahren nach und nach fällig werden, vorläufig zahlen oder Bankgarantien für diese stellen. Dies müsse bereits geschehen, während die endgültigen Gerichtsentscheidungen angestrebt werden, teilte Delivery Hero mit.
Durch die Entscheidung werde das bereinigte EBITDA im kommenden Jahr um 100 Millionen Euro belastet. Glovo soll laut Mitteilung 2025 aber in Spanien einen bereinigten EBITDA-Gewinn generieren. Delivery Hero selbst bestätigte die Konzernprognose für das laufende Jahr 2024.
Die Europäische Union insgesamt hat ebenfalls die Beschäftigungsmodelle von Lieferplattformen im Blick. Der Rat der EU hat im Oktober die Platform Work Directive verabschiedet, um die Rechte der Fahrer in der sogenannten Gig Economy zu stärken. Die EU-Mitgliedsländer haben nun zwei Jahre Zeit, die Regelungen in nationales Recht umzusetzen.
/nas/jha/
BERLIN (dpa-AFX)
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