04.01.2013 11:05:32
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DER AKTIONÄR Online Tipp des Tages: Begehrte Schönheit
Frankreich, Anfang des 20. Jahrhunderts: In einer dunklen Küche einer Pariser Hinterhofwohnung tüftelt Eugène Schueller an einer Revolution: der ersten synthetischen Haarfärbung aus gesundheitlich unbedenklichen Chemikalien. 1907 wurde der Chemiker fündig. Schueller taufte seine Erfindung auf den Namen l'Auréale, zu Deutsch ,,Glorienschein". Doch Schueller war nicht nur Tüftler, sondern auch begnadeter Verkäufer, der es verstand, seine Produkte aggressiv zu vermarkten. ,,Sagt den Leuten, dass sie hässlich sind, dass sie nicht gut riechen und dass sie nicht schön sind", predigte er Pariser Friseuren, denen er seine Neuentdeckung anbot. Gut einhundert Jahre später ist aus Schuellers Ein-Mann-Unternehmen der größte Kosmetikkonzern der Welt geworden: L'Oréal (WKN 853 888). Innovation aus Tradition In alter Tradition des Gründungsvaters Eugène Schueller forscht L'Oréal noch heute akribisch und mit hohem Aufwand an bahnbrechenden Innovationen der Kosmetikindustrie. Insgesamt verfügt der Konzern über ein Forschungs- und Entwicklungsbudget von über 720 Millionen Euro. Mehr als 3.600 Wissenschaftler arbeiten in weltweit 19 Forschungszentren an neuen Formeln für die Haut- und Haarpflege. Kein Konkurrent gibt mehr für die Kosmetikforschung aus. Wachstum ohne Ende Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht. Auch in den kommenden Jahren rechnen Experten mit steigenden Umsätzen und Gewinnen. Zu Recht, denn kein anderer Konzern versteht es wie L'Oréal die Schönheitsbedürfnisse von Frauen und zunehmend auch Männern zu wecken und mit eigenen Produkten zu stillen. Dabei hilft nicht nur der hohe Forschungsetat, sondern auch ein immenses Marketingbudget. In Deutschland haben nur Procter & Gamble sowie der Süßwarenkonzern Ferrero noch größere Werbeetats. Kleinere Konkurrenten wie der Nivea-Mutterkonzern Beiersdorf oder Schwarzkopf & Henkel können da einfach nicht mithalten. Dank des riesigen Werbeetats angelt sich L'Oréal stets die Crème de la Crème der Werbefiguren - von Jane Fonda über Jennifer Lopez und Claudia Schiffer bis hin zu den männlichen Sexsymbolen Gerard Butler und Patrick Dempsey. Der hohe Aufwand für Forschung und Marketing zahlt sich aus. L'Oréal wächst seit Jahren stärker als der Gesamtmarkt. Lukratives Geschäft Das Geschäft mit der Eitelkeit ist trotz der Ausgaben für Forschung und Marketing lukrativ. 2011 setzte Weltmarktführer L'Oréal erstmals mehr als 20 Milliarden Euro um. Mit einer Umsatzrendite von gut elf Prozent ist der Konzern hochprofitabel. Zudem war die Gewinnmarge selbst in Krisenjahren wie 2009 stets zweistellig. Stabilität herrscht auch bei der Unternehmensführung. In über 100 Jahren gab es nur vier Wechsel an der Konzernspitze. L'Oréal ist nicht nur drin, wo L'Oreal drauf steht. Insgesamt zählen 27 Kernmarken zu dem französischen Imperium. Ob Pflegeprodukte von Biotherm, Apothekenkosmetik von Vichy oder die Duftwässer von Armani, Cacharel, Diesel und Ralph Lauren - bei jedem Kauf steckt in Wahrheit L'Oréal drin. Als Bonbon hält L'Oréal noch neun Prozent am Pharmakonzern Sanofi. Allein diese Beteiligung ist rund neun Milliarden Euro wert und beschert L'Oréal stabile Zusatzeinnahmen in Form von Dividenden. Emerging Markets im Visier Besonderes Wachstumspotenzial verspricht die rapide wachsende Mittelschicht in den Emerging Markets, die nach dem kleinen Luxus in Form von hochwertiger Kosmetik giert. So will L'Oréal die weltweite Kundenzahl in den kommenden Jahren von einer auf zwei Milliarden verdoppeln. Davon sollen allein 750 Millionen Neukunden in Asien gewonnen werden. L'Oréals Asien-Chef Jochen Zaumseil will den Umsatzanteil seiner Region in den kommenden zehn Jahren verdoppeln und in drei Jahren auch in dieser Region zur Nummer 1 aufsteigen. Angesichts der jüngsten Wachstumszahlen ist L'Oréal auf dem besten Wege die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. 2011 steigerten die Franzosen den Umsatz in Asien um 13 Prozent und jagten damit der Konkurrenz erneut Marktanteile ab. Bisher ist L'Oreal laut den Marktforschern von Euromonitor mit einem Marktanteil von 7,1 Prozent in Asien zwar nur auf dem dritten Platz. Die Nummer 2, Procter & Gamble, wuchs zuletzt aber langsamer. Branchenprimus Shiseido verzeichnete sogar sinkende Marktanteile. Grundlage des Erfolgs in Asien ist -neben Marketing und Forschung - dass sich L'Oréal bestens auf die regionalen Besonderheiten einstellt. Gut 80 Prozent der in Asien verkauften Produkte passt L'Oréal an die jeweiligen Bedürfnisse an. Rund ein Drittel wird sogar vor Ort entwickelt. Um die boomende Nachfrage günstig und schnell zu bedienen, hat L'Oréal zudem 2012 in Indonesien sein weltweit größtes Werk eröffnet. Im Visier von Nestlé Der Erfolg L'Oréals trägt auch an der Börse Früchte. In den vergangenen 15 Jahren hat die Aktie ihren Anlegern eine durchschnittliche Jahresrendite von über zwölf Prozent beschert. Dank der stabilen Margen mussten die Franzosen seit dem Börsengang 1963 noch kein einziges Mal die Dividende senken. Das freut zwei Beteiligte ganz besonders: Liliane Bettencourt und Nestlé. Die reichste Frau Frankreichs und Tochter des Firmengründers Eugène Schueller hält bis heute über 30 Prozent der Aktien. Nestlé ist seit den 70er-Jahren zu 29 Prozent beteiligt. Die beiden Großaktionäre könnten der Aktie schon bald einen ganz besonderen Schub verleihen. Bettencourt und Nestlé haben zwar einen Vertrag geschlossen, dass sie ihre Anteile nicht verändern. Der Pakt läuft aber 2014 aus. Trotz offizieller Dementis wird Nestlé großes Interesse am Anteil Bettencourts nachgesagt. Die 90-jährige Tochter des L'Oréal-Gründers wiegelt zwar ebenfalls ab. Wie viel sie noch zu sagen hat, ist aber fraglich. Ihre Tochter Françoise Meyers-Bettencourt ließ Liliane Bettencourt bereits aufgrund ihres angeschlagenen Gesundheitszustandes zwischenzeitig entmündigen und soll offener für einen Verkauf sein. Rendite statt Cash Experten würden einen Einstieg begrüßen, da Nestlé seine Margen durch den Zukauf auf einen Schlag deutlich erhöhen könnte. Bezahlbar wäre dies für die Schweizer nahezu problemlos, denn von 2008 bis 2010 hat sich Nestlé schrittweise vom Augenpflegemittel-spezialisten Alcon getrennt und dadurch fast 30 Milliarden Euro eingenommen. Trotz der Übernahme der Babynahrungssparte von Pfizer stehen vom Alcon-Verkauf noch 20 Milliarden Euro als Kriegskasse zur Verfügung. Damit wäre der Bettencourt-Anteil bereits in etwa abgedeckt. Ein solcher Deal wäre auch für den Rest der L'Oréal-Aktionäre Gold wert, denn Nestlé dürfte sich mit den dann vorhandenen 60 Prozent nicht zufriedengeben und sich auch den Rest des L'Oreal-Kuchens schnappen wollen. Ein ordentlicher Aufpreis wäre angesichts der erstklassigen Situation L'Oreals unvermeidbar. Dieses Szenario dürfte, sobald der Ablauf des Vertrags zwischen Bettencourt und Nestlé näher rückt, verstärkt gespielt werden und damit den L'Oréal-Kurs in die Höhe treiben.
Von wegen teuer! Überdurchschnittliches Wachstum in einem ohnehin lukrativen Wachstumsmarkt in Kombination mit stabilen und hohen Margen machen L'Oréal zu einem Top-Investment. Schlechter aufgestellte Konkurrenten wie der Nivea-Mutterkonzern Beiersdorf sind zudem mit einem KGV von 25 deutlich teurer - und das ohne milliardenschwere Beteiligung an einem Pharmakonzern und die Übernahmefantasie durch einen Großaktionär wie Nestlé.
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January 04, 2013 04:34 ET (09:34 GMT)- - 04 34 AM EST 01-04-13
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