18.10.2023 12:55:17
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DIW: Verwaltungsqualität bremst Unternehmenswachstum eher als Regulierung
BERLIN (Dow Jones)--Ineffiziente Verwaltung bremst das Wachstum von Unternehmen eher als die hohe Regulierungsdichte eines Landes. Das hat eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ergeben. Daher sollte die Politik mehr Fokus auf die Verbesserung der Verwaltungsqualität legen.
Häufig werde die Regulierungsdichte europäischer Länder dafür verantwortlich gemacht, das Wirtschaftswachstum zu hemmen. Als Allheilmittel gelte der Bürokratieabbau, so das DIW. Aktuelle Berechnungen zeigen dem Institut zufolge aber, dass sich in EU-Regionen mit sehr guter öffentlicher Verwaltung schnell wachsende Unternehmen trotz hoher Regulierungsdichte positiv entwickelten. Ineffiziente Verwaltungen hingegen verschärften die negativen Auswirkungen einer hohen Regulierungsdichte.
Den Berechnungen auf Basis von OECD-, WEF- und Eurostat-Daten zufolge sinkt der Anteil schnell wachsender Unternehmen, sobald die Regulierungsdichte der Produktmärkte zunimmt - und zwar zwischen 10 und 20 Prozent in Regionen mit niedriger und mittlerer Verwaltungsqualität. Ist die Verwaltungsqualität hingegen sehr gut, habe die zunehmende Regulierung keinen messbaren Effekt. Das DIW verwies dabei auf Finnland, das die Produktmärkte zwar stark reguliere. Gleichzeitig seien dort die wirtschaftliche Entwicklung und der Anteil schnell wachsender Unternehmen im EU-Vergleich überdurchschnittlich hoch.
"Unternehmen gehen bei schlechter Verwaltungsqualität dorthin, wo die Regulierungsdichte gering ist. Aber, so die neue Erkenntnis, in Regionen mit einer hohen Verwaltungsqualität ist es für die Unternehmen nicht mehr entscheidend, ob sie auf eine niedrige oder eine hohe Regulierungsdichte treffen", erklärte DIW-Ökonom Alexander Kritikos.
Die Politik sollte daher neben dem Abbau von Vorschriften der Verbesserung der Verwaltungsqualität in entsprechenden Regionen sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken. "Denn offensichtlich wird eine hohe Regulierungsdichte erst bei niedriger Verwaltungsqualität zu einem Hemmnis für Unternehmen", sagte Kritikos.
Das Beispiel der nordischen Länder lasse vermuten, dass dort, wo die Kommunen einen substanziellen Anteil aus dem lokalen Einkommen- und Körperschaftsteueraufkommen erhielten, auch die Verwaltungsqualität besser sei, da sich diese höhere Qualität dann buchstäblich in einem höheren Steueraufkommen auszahle, so das DIW.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/sha
(END) Dow Jones Newswires
October 18, 2023 06:55 ET (10:55 GMT)

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