Zinssorgen |
11.11.2023 23:11:00
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Elon Musk warnt vor möglichen Rezessionsfolgen für Tesla
• Tesla versucht mit Preissenkungen die schwache Nachfrage anzukurbeln
• Auch Dalio, Wood und Dimon warnen vor Konjunkturflaute und geopolitischen Risiken
"Wenn die makroökonomischen Bedingungen stürmisch sind, wird auch das beste Schiff noch schwierige Zeiten erleben" - mit diesem kernigen Satz warnte Elon Musk im Rahmen von Teslas Berichtsvorlage vor den Auswirkungen einer schwachen US-Wirtschaft für die Ergebnisse des Elektroautoherstellers. Musk sieht Gegenwind aus unterschiedlichen Richtungen.
Musk: Hohe Zinsen könnten große Probleme bereiten
Es ist allen voran das hohe Zinsumfeld, das Elon Musk als Bremsklotz, sowohl für die US-Wirtschaft als auch für die Verkaufszahlen von Tesla, ansieht. "Ich bin besorgt über das hohe Zinsniveau, in dem wir uns befinden", zitiert "CNBC" den Tech-Milliardär. Die Turbulenzen im Bankensektor, die im vergangenen Frühjahr die Finanzwelt erschreckten, können noch nicht endgültig ad acta gelegt werden, so Musk. "Ich denke, es gibt noch eine ganze Reihe von Problemen mit schlechten Krediten zu lösen. Gewerbliche Immobilien sind offensichtlich in einem schlechten Zustand. Ich sage nicht, dass die Dinge schlecht sein werden, ich sage nur, dass sie es sein könnten."
So ist Tesla von den hohen Zinssätzen betroffen
Die schwache Konjunkturlage und die Unsicherheiten im US-Finanzsektor haben auch negative Auswirkungen auf Teslas Geschäft. Laut Musk konzentrieren sich die Leute, die ein Auto kaufen, darauf, wie hoch ihre monatlichen Kreditraten sein werden. "Wenn die Zinssätze hoch bleiben oder sogar noch weiter steigen, wird es für die Leute noch schwieriger, ein Auto zu kaufen", so Musk.
Tatsächlich spürt Tesla die deutlich zurückgegangene Nachfrage nach Autos. Obwohl Tesla bereits seit Monaten mit Rabatten die Tesla-Autos erschwinglicher machte und damit mehr Käufer anlocken wollte, enttäuschte der Absatz des Elektroautobauers zuletzt. Für das dritte Quartal des laufenden Jahres meldete Tesla denn auch einen herben Gewinnrückgang von 3,29 Milliarden US-Dollar (89 Cent je Aktie) im Vorjahresquartal auf nun nur noch 1,85 Milliarden US-Dollar (53 Cent je Aktie). Ebenfalls negativ aufgenommen wurde von Anlegern und Analysten die gesunkene Gewinnmarge. Betrug diese im Q3 2022 noch 17,2 Prozent, sank diese wichtige Kennziffer im abgelaufenen Quartal auf nur noch 7,6 Prozent. Immerhin konnte Tesla seinen Umsatz um gut 9 Prozent auf nun 23,4 Milliarden US-Dollar steigern, was jedoch den geringsten Umsatzanstieg seit mehr als drei Jahren bedeutete.
Tesla will Kosten sparen
Trotz der deutlichen Kostensenkungen ist es Tesla somit nicht gelungen, sich aus dem Würgegriff der weltweit spürbaren Konjunkturflaute zu befreien. Der durch die Inflation und die stark angestiegenen Zinsen verursachte Kaufkraftverlust vieler Verbraucher macht auch dem Börsenstar der vergangenen Jahre zu schaffen. Musk versucht, den geringeren finanziellen Möglichkeiten potenzieller Tesla-Kunden mit Kosten- und damit einhergehenden Preissenkungen entgegen zu kommen. "Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig die Kosten sind [...]. Wir müssen unsere Produkte erschwinglicher machen, damit die Leute sie kaufen können." Musk verglich die Senkung der Kosten für Tesla-Autos einem "Game of Thrones, nur eben im Cent-Bereich". Dass Tesla vermehrt in Werbekampagnen investiere, habe ebenfalls kaum zu einer höheren Nachfrage beigetragen. "Wenn Tesla-Anzeigen Menschen Informationen über tolle Autos liefern, die sie sich nicht leisten können, ist das nicht wirklich hilfreich", so Musk.
So will Tesla den "stürmischen Zeiten" künftig begegnen
Weitere Kosteneinsparungen seien auch in den kommenden Monaten das Gebot der Stunde, betont Teslas neuer Finanzchef Vaibhav Taneja. Wie Musk kündigte auch Taneja an, dass Tesla bis 2024 "unermüdlich" nach weiteren Kostensenkungen streben werde, und zwar sowohl in der Entwicklung als auch im Produktionsbetrieb. Dennoch ist es gut möglich, dass Tesla weiterhin unter der schwachen Nachfrage nach Autos leiden werde, zumal neben den makroökonomischen Belastungsfaktoren auch die geopolitische Unsicherheit nach dem am 7. Oktober begonnenen Angriff der Hamas auf Israel weiter zugenommen hat. So ist Musk der Ansicht, dass die Welt durch die laufenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten der erschüttert werden könnte, weshalb seine Wirtschaftsaussichten "paranoid" klingen könnten. Auch wenn Tesla weiterhin ein erstklassiges Unternehmen mit tollen Produkten sei, könne es sich den "stürmischen Zeiten" nicht gänzlich entziehen.
So sehen andere Experten die gegenwärtige Wirtschaftslage
Musk ist nicht der einzige bedeutende CEO, der die laufende Berichtssaison zum Anlass nahm, vor den geopolitischen Risiken und der allgemein schwachen Wirtschaftsverfassung zu warnen. Beispielsweise sieht Jamie Dimon, der langjährige CEO der US-Bank JPMorgan, die Welt möglicherweise in der "gefährlichsten Lage seit Jahrzehnten". Der Krieg in der Ukraine und der Überfall der Hamas auf Israel könnten weitreichende wirtschaftliche und geopolitische Folgen haben, sagte Dimon der Deutschen Presse-Agentur zufolge bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Auch Hedgefonds-Legende Ray Dalio sieht den "Anfang einer globalen Schuldenkrise", während Cathie Wood via X (ehemals Twitter) zuletzt zahlreiche Diagramme veröffentlichte, welche die Schwere der US-Konjunkturflaute illustrieren sollen.
Wie man es auch dreht und wendet: Fest steht, dass die globale Konjunkturlage schon bessere Zeiten gesehen hat - Unternehmer, Anleger und Analysten dürften nun im Rahmen der kommenden Unternehmens- und Konjunkturzahlen mit Argusaugen auf jegliche Entspannungssignale absuchen. Für Tesla-Anleger wird es bei der Vorlage des nächsten Quartalsbericht, der wohl Mitte Januar 2024 veröffentlicht werden wird, spannend.
Redaktion finanzen.at
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