24.05.2015 14:30:39
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EU-Abgeordneter Weizsäcker: Griechenland nicht fallen lassen
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Der SPD-Europaabgeordnete Jakob von Weizsäcker warnt davor, Griechenland fallen zu lassen. "Man sollte bei allen Frustrationen, die man zurecht mit Griechenland hat, nicht mit dem Feuer spielen", sagte der Finanzexperte und Ökonom der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. In dem Verhandlungspoker mit Griechenland seien die Europäer derzeit unnachgiebig: "Es gibt die Tendenz zu sagen: Wir müssen zeigen, dass wir eisenhart sind und auf unseren Positionen beharren. Aber man darf nicht zu lange pokern." Man müsse akzeptieren, dass Griechenland perspektivisch einen Schuldenschnitt brauche, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.
Europa laufe Gefahr, die Risiken zu unterschätzen. Zwar könnten die Finanzmärkte einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone verkraften, doch dies würde den Glauben an den Bestand des Euroraums insgesamt schmälern. "Es ist ein schlafendes Risiko, wenn die Leute die Überzeugung aufgeben, dass die Eurozone zusammenbleibt", warnte der Politiker. Dies werde politische Folgen haben: Der globale Einfluss Europas werde sinken, wenn die Währungsunion nicht mehr unantastbar wäre.
Von Weizsäcker forderte weitere harte Reformen von den Griechen. Das Land habe aber auch schon viel geleistet: "Griechenland hat schon unglaublich viel reformiert, wenn man das mit dem vergleicht, was Deutschland mit den Hartz-IV-Reformen gemacht hat. Aber es war halt leider nicht genug." Auf der Basis von Vertrauen sollte Europa den Griechen weitere Unterstützung leisten: "Ohne ein drittes Hilfsprogramm lässt sich das nicht lösen, das kann sich kein seriöser Mensch vorstellen." Bislang hat Griechenland insgesamt 240 Milliarden Euro von den internationalen Geldgebern erhalten.
Von Weizsäcker schlägt vor, dass die EU eine Sonderwirtschaftszone in Griechenland schafft, damit dort Firmen mit weniger bürokratischem Aufwand und klaren Regeln agieren können - nach dem Vorbild von China und der Sonderzone Schenzhen: "Das erzeugt Druck auf den Rest des Landes."
Das von der Athener Regierung angedachte Referendum über den Reformkurs hält der EU-Abgeordnete für eine gute Sache: "Man muss eine Situation herbeiführen, in der es eine klare demokratische Entscheidung der Bevölkerung für diese Reformen gibt."/mt/DP/he
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