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04.06.2013 20:40:31

Europas Stromversorger kritisieren EU-Energiepolitik

   Von Jan Hromadko

   BOLOGNA--Die großen Stromversorger haben auf ihrem Branchentreffen mit der Energiepolitik der Europäischen Union abgerechnet. Die EU gefährde die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft und riskiere Unterbrechungen der Energieversorgung, behaupten Führungskräfte einiger der größten europäischen Versorger. Schuld daran sei eine Vielzahl nationaler Regelwerke, die es der Branche schwer mache, zu investieren.

   Wegen der sinkenden Nachfrage im rezessionsgebeutelten Europa dürfte die Stromversorgung zwar in den kommenden Jahren robust bleiben. Dennoch müssten Politiker jetzt handeln, damit auch in Zukunft Energiesicherheit gewährleistet sei, sagten Branchenvertreter auf der Konferenz der Europäischen Vereinigung der Stromerzeuger (Eurelectric).

   "Unsere Branche braucht in erster Linie eine einheitliche Energiepolitik, die das unilaterale Eingreifen durch nationale Regierungen beendet", sagt Fulvio Conti, CEO des italienischen Versorgers Enel SpA und scheidender Eurelectric-Präsident.

   "Die Märkte werden durch nationale Regierungen und Aufseher an den Rand gedrängt. Es gibt zu viele nationale Zielsetzungen und nicht genug europäische Kooperation", sagt Conti. Er erklärt zudem, dass die Vielzahl an Programmen zur Unterstützung erneuerbarer Energiequellen kontraproduktiv sei und den Wettbewerb verzerre. Die Programme würden die Gewinne der Stromerzeuger verringern und ihre Fähigkeit, in neue Kraftwerke oder Netze zu investieren, untergraben. Darüber hinaus würden sie die Strompreise für Firmen und Haushalte erhöhen.

   Viele europäische Versorger leiden unter hohen Schulden, die während einer Welle von Aufkäufen und Zusammenschlüssen vor der Finanzkrise angehäuft wurden. Europas Wirtschaftskrise hat Nachfrage und Preise gedrückt und die Situation so noch verschlechtert. In der Folge verdienen Stromerzeuger mit ihren Kraftwerken kaum Geld und schließen jene, die Verluste machen.

   "Die Situation bedroht seit langem die Existenz einiger Anlagen", sagt Johannes Teyssen, Chef von E.ON und angehender Eurelectric-Präsident. E.ON gab im vergangenen Monat bekannt, über die Schließung weiterer Gaskraftwerke in Europa nachzudenken. Zur Zeit leiden diese Kraftwerke am meisten unter der Kombination aus dem Wachstum erneuerbarer Energien und dem rezessionsbedingten Rückgang von Nachfrage und Preisen.

   Die EU-Kommission war am Dienstag für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. EU-Beamte haben in der Vergangenheit jedoch wiederholt eingeräumt, dass sich die Branche in einem schwierigen Marktumfeld befindet. Industriekommissar Antonio Tajani sagte am Montag, dass die Kommission an einer Analyse der Folgen ihrer Energiepolitik für die Wettbewerbsfähigkeit der Union arbeite. Er erwarte, dass die Folgenabschätzung im kommenden Februar veröffentlicht werde.

   Versorger brauchen möglichst langfristig stabile Rahmenbedingungen, um in Milliarden Euro teure Projekte wie Kraftwerke und Netze investieren zu können. "Derzeit mangelt es an notwendigen Investitionen", schrieb ein Analyst von IHS Cera vor kurzem in einem Bericht über den Investitionsbedarf der europäischen Energiebranche. "Der Bau neuer Wärmekraftwerke stockt. Stattdessen werden unprofitable Kraftwerke geschlossen. Investitionen in Überlandleitungen hinken deutlich hinter dem erwarteten Bedarf her. Dies ist das Resultat verzögerter Genehmigungen und restriktiver Auflagen", so IHS Cera. Laut E.On-CEO Teyssen riskiert Europa, hinter globale Wettbewerber wie die USA zurückzufallen. Dort sind Energiepreise durch die Ausbreitung der Schiefergasgewinnung merklich gefallen.

   "Europa war in Bezug auf seine Wettbewerbsfähigkeit nie benachteiligt, trotz eines Mangels an Rohstoffen", sagt Teyssen. "Doch wir müssen aufpassen, dass daraus kein Nachteil wird."

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   June 04, 2013 13:21 ET (17:21 GMT)

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