23.02.2024 16:05:00
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EZB-Ratsmitglied Holzmann - Fed dürfte Zinswende vor EZB vollziehen
EZB-Ratsmitglied und OeNB-Gouverneur Robert Holzmann sieht die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bei einer Zinswende vor der Europäischen Zentralbank (EZB) am Zug. Er sehe keine Umstände, die es erforderlich machen würden, dass die EZB die Zinsen zuerst senke, sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) am Freitag auf Bloomberg TV.
Es sei aus seiner Sicht besser, die Zinsen später zu senken als zu früh. Das größte Risiko für Zinssenkungen seien die Spannungen im Roten Meer.
Die EZB-Chefin Christine Lagarde will auf dem Weg zu einer Zinssenkung noch wichtige Daten im Frühjahr sichten und dabei besonders auf die Tarifrunden achten. Die relativ günstigen Lohnwachstumszahlen für das vierte Quartal 2023 seien zwar "ermutigend", sagte EZB-Präsidentin am Freitag. Sie reichten aber noch nicht aus, um der Europäischen Zentralbank die Zuversicht zu geben, dass die Inflation schon besiegt sei. Die ausgehandelten Lohndaten aus dem laufenden ersten Quartal, die im Mai veröffentlicht werden sollen, seien für die EZB besonders wichtig, betonte Lagarde.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel ist indessen zuversichtlich, dass die EZB mit ihrem straffen Kurs keinen Wirtschaftseinbruch im Euroraum riskiert. Es gebe die Hoffnung auf eine sogenannte "weiche Landung". Damit würde es der EZB gelingen, die hohe Inflation zu dämpfen, ohne eine Rezession auszulösen.
Für Bundesbank-Chef Joachim Nagel ist die Zeit für eine Abkehr von der straffen geldpolitischen Linie im Euroraum aber noch nicht gekommen. Es gelte nun, Ausdauer zu beweisen: "Auch wenn sich die restliche Wegstrecke zu ziehen scheint", sagte Nagel am Freitag in Frankfurt bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2023. "Auch wenn die Versuchung durchaus groß sein mag: Für Zinssenkungen ist es zu früh", fügte er hinzu.
Noch seien die Aussichten im Kampf gegen die hohe Inflation nicht eindeutig genug. Nun gelte es, in den nächsten Monaten auf die Daten zur Lohnentwicklung und die Gewinnmargen zu achten. Ein genaueres Bild ergebe sich erst im Laufe des Frühjahrs: "Erst müssen wir hier klarer sehen, dass wir unser Ziel erreichen werden, verlässlich und bald. Dann können wir eine Zinssenkung ins Auge fassen."
Der straffen Geldpolitik müsse noch genügend Zeit gegeben werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Die EZB habe den richtigen Kurs eingeschlagen und große Fortschritte gemacht, doch sei sie noch nicht am Ziel. Sie werde von Zinssitzung zu Zinssitzung entscheiden und dies auch auf der Ratssitzung im März so halten.
Der Inflationsdruck im Euroraum hatte zu Jahresbeginn nachgelassen. Die Verbraucherpreise legten im Jänner nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Mit dem abflauenden Preisauftrieb kommt die EZB ihrem Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent allmählich etwas näher. Mit einer Zinswende nach unten rechnen viele Experten aber erst zur Jahresmitte.
Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen seit September 2023 konstant. Der Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder deponieren, liegt bei 4,0 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt weiter 4,5 Prozent.
Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich lag im Jänner mit 4,3 Prozent deutlich höher.
bel/kan/cs
WEB https://www.ecb.europa.eu/home/html/index.de.html http://www.oenb.at/ http://www.federalreserve.gov/ http://www.bundesbank.de

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