06.10.2023 10:37:40
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EZB/Schnabel sieht weiter Aufwärtsrisiken für Inflation
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktorin Isabel Schnabel ist erfreut über den unerwartet deutlichen Rückgang der Euroraum-Inflation im September, sie sieht aber weiterhin das Risiko neuer Inflationsschocks. In einem Interview mit der kroatischen Zeitung Jutarnji list sagte Schnabel: "Der jüngste Anstieg der Ölpreise zeigt uns, dass wir nicht davon ausgehen können, dass sich die Inflation von nun an nur noch nach unten bewegen wird, denn es könnte zu neuen angebotsseitigen Schocks kommen, die zum Beispiel von den Energie- oder Lebensmittelpreisen ausgehen."
Schnabel wies auf die in diesem Jahr häufigen extremen Wetterereignisse hin, die sich auf die Ernten auswirken und im nächsten Jahr zu höheren Lebensmittelpreisen führen könnten. "Außerdem könnten sich die Basiseffekte bei den Energiepreisen irgendwann umkehren und die Inflation nach oben treiben. Daher dürfen wir nicht selbstzufrieden sein und sollten die Inflation nicht vorschnell für besiegt erklären", sagte sie.
Die EZB hatte nach ihrer Zinserhöhung im September unveränderte Zinsen in Aussicht gestellt, zugleich aber betont, dass sie ihre über Zinsen in Abhängigkeit vom Inflationsausblick, der Dynamik der unterliegenden Inflation, und der Übertragung des geldpolitischen Signals entscheiden werde. Schnabel selbst betonte in dem Interview die Datenabhängigkeit der Geldpolitik.
Später hatte Eurostat einen unerwartet deutlichen Rückgang der Kerninflation auf 4,5 (August: 5,3) Prozent und der Gesamtinflation auf 4,3 (5,2) Prozent gemeldet. Der volkswirtschaftliche Stab der EZB rechnete zuletzt damit, dass die Inflation Im Jahresdurchschnitt 2025 immer noch bei knapp über 2 Prozent liegen wird.
Schnabel sagte: "Es ist zu begrüßen, dass die Inflation rasch zurückgeht, aber sie liegt immer noch weit über unserem Ziel von 2 Prozent, das wir bis spätestens 2025 erreichen sollten, um die Inflationserwartungen fest zu verankern. Angesichts der anhaltenden zugrunde liegenden Inflation könnte sich dieser 'letzte Kilometer' als der schwierigste erweisen." Sie sehe immer noch Aufwärtsrisiken für die Inflation, und es sei nicht klar, ob der Zinshöhepunkt schon erreicht sei und wie lange die Zinsen hoch bleiben müssten.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/jhe
(END) Dow Jones Newswires
October 06, 2023 04:37 ET (08:37 GMT)

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