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21.10.2010 16:09:31

FOKUS: Atomsteuer Hemmschuh für E.ONs Erneuerbare-Energien-Pläne

Von Jan Hromadko Dow Jones NEWSWIRES RODBY (Dow Jones)--Nahezu Windstille, eine spiegelglatte See. Die 90 Windmühlen im jüngsten Windpark Europas in der Ostsee spiegeln sich im Wasser. Üblicherweise ist Windstille kein Grund zur Freude für die Betreiber von Windparks. Anders in der vergangenen Woche. Bei der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage Rodsand2 strahlten die Manager und Ingenieure des Betreibers E.ON.

   Die gute Stimmung wird allerdings vom harten Gegenwind, dem sich die europäischen Erzeuger erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren ausgesetzt sehen, überschattet. Die nach den Übernahmen in den vergangenen Jahren auf hohen Schulden sitzenden Versorger müssen Milliarden von Euro in neue Kapazitäten investieren, um die für 2020 gesteckten Ziele zu erreichen. Auf führende Anbieter wie die E.ON AG kommen kurzfristig zusätzliche Belastungen im Zuge der Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke in Deutschland zu.

   Der Düsseldorfer DAX-Konzern hat die Latte im Bereich erneuerbare Energien hoch gesteckt. Bis 2015 sollen die Kapazitäten hier etwa 10.000 MW betragen verglichen mit aktuell rund 3.500 MW. Auf diese Weise soll der CO2-Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 1990 halbiert werden. E.ON investiert rund 90% des Budgets für erneuerbare Energien in On- und Offshore-Windanlagen, zudem ist sie unter anderem im Bereich Solar und Biogas aktiv. Nun stellt sich jedoch die Frage, woher E.ON das Kapital bekommen soll, um die Ziele bis 2015 und darüber hinaus zu erreichen.

   Investitionen in Projekte auf offener See sind wegen der geringen Zahl der Zulieferer sowie der schwierigen Bedingungen auf dem Meer teuer. Zudem haben die Unternehmen mit logistischen Herausforderungen zu kämpfen. Die Anlagen liegen zum Teil bis zu 70 km weit im Meer.

   Die Kosten für Rodsand2 von rund 400 Mio EUR konnte E.ON aus eigener Kraft stemmen. Sich einen solchen Luxus zu leisten wird für den Konzern in den kommenden Jahren aber schwieriger. Denn in nächster Zeit wird die Brennelementesteuer in Deutschland die Unternehmen belasten. In den kommenden sechs Jahren könnte die Steuer das Nachsteuerergebnis von E.ON jährlich um bis zu 1 Mrd EUR mindern, hatten E.ON-Manager gewarnt. Langfristig werden E.ON und andere Betreiber von Kernkraftwerken dank der längeren Laufzeiten aber auch einen höheren Cashflow erzielen. Die Versorger zahlen den Großteil dieser Belastungen im Voraus, bevor sie die Vorteile der Laufzeitverlängerung spüren. Der Cashflow wird zunächst also erst einmal sinken.

   E.ON werde nicht genügend finanziellen Spielraum haben, um die Investitionen auf einem hohen Niveau zu halten, schrieb Citigroup-Analystin Sofia Savvantidouin jüngst. Dennoch erwarte sie weiterhin "relativ hohe Investitionen in erneuerbare Energien". Hingegen dürften die Ausgaben für konventionelle Kraftwerke, wie zum Beispiel Kohlekraftwerke, in dem kommenden Jahren zurückgefahren werden.

   Der Konzern plant zwischen 2007 und 2012 Investitionen von 8 Mrd EUR in erneuerbare Energien. Ihre Strategie will die Gesellschaft am 10. November auf einem Investorentag in London vorstellen.

   Einige europäische E.ON-Wettbewerber decken ihren Finanzbedarf inzwischen am Kapitalmarkt. So hat die spanische Iberdrola 2007 durch den Börsengang ihrer Sparte für erneuerbare Energien rund 4,1 Mrd EUR erlöst. Die italienische Enel will mit einem solchen Schritt im November mindestens 3 Mrd EUR aufbringen.

   E.ON will diesen Weg nicht einschlagen. Ein IPO für den Bereich erneuerbare Energien stehe absolut nicht auf der Agenda, sagte Michael Lewis, Managing Director in der E.ON-Sparte Climate & Renewables. Die Einbeziehung weiterer Aktionäre könnte das Geschäft verkomplizieren. Der Konzern wolle das Geschäft kontrollieren und dies nicht aufs Spiel setzen. Kapital solle vielmehr von Fall zu Fall durch die Einbeziehung von Investoren in bestimmte Projekte zufließen.

   Als gutes Beispiel für dieses Vorgehen führte Lewis die Partnerschaft mit der in Abu Dhabi ansässigen Investmentfirma Masdar an. Masdar besitzt 20% am britischen Offshore-Windpark London Array. Er wird nach Bauabschluss 2013 mit einer Kapazität von 1.000 MW der größte offshore Windpark der Welt sein. Federführend in dem Projekt ist die dänische Dong Energy A/S (50%), E.ON hält 30% der Anteile.

   Ungeachtet der allgemein hohen Kosten für erneuerbare Energie, und speziell im Bereich Windkraft, sind die Unternehmen wegen der Anreizprogramme der Regierungen in Europa zu Engagements in diesem Sektor bereit. Während es bei konventioneller Energieerzeugung zunehmend regulatorische Risiken gibt, können erneuerbare Energien von großzügigen Anreizprogrammen profitieren, stellte UniCredit-Analyst Christian Kleindienst jüngst fest.

   Kommentare seitens E.ON stärken die Einschätzung, dass die Investitionen in erneuerbare Energien am wenigsten gefährdet sind. "Aktuell gehen mehr als 25% aller Investitionen im Bereich Stromerzeugung direkt in Erneuerbare-Energien-Projekte. Allmählich wird der Anteil in Richtung auf 50% steigen," sagte Jorgen Kildahl, der im E.ON Vorstand für Upstream, Erzeugung, Handel und Optimierung zuständig ist.

-Von Jan Hromadko, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/bam/brb (END) Dow Jones Newswires

   October 21, 2010 09:38 ET (13:38 GMT)

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