18.07.2013 18:56:30
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Freie TV-Übertragung wichtiger WM- und EM-Spiele kann erzwungen werden
LUXEMBURG (AFP)--Europas Fußballfans haben für Welt- und Europameisterschaften einen wichtigen Sieg errungen: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) gab in Luxemburg den Regierungen der EU-Staaten das Recht, Übertragungen von WM- und EM-Spielen im frei empfangbaren Fernsehen zu erzwingen. Die Richter eröffneten dabei auch einen Weg über die in Deutschland bereits praktizierte Regelung hinaus. (Az: C-201/11 P u.a.)
Der Weltfußballverband FIFA und der europäische Fußballverband UEFA kassierten mit dem Urteil in dem von ihnen angestrengten Verfahren eine Niederlage. Die beiden Verbände erzielen durch den Rechteverkauf der Fußballspiele sehr hohe Einnahmen. Die Lukrativität hat sich deutlich erhöht, da seit einigen Jahren in vielen Ländern Bezahlsender wie etwa Sky bei den Fußballrechten mitbieten und für die exklusive Übertragung besonders gut zahlen.
Die beiden Verbände hatten vor dem EuGH geklagt, weil die Regierungen in Belgien und Großbritannien für die WM und EM den Fans ihrer Länder kostenlose Übertragungen aller Spiele sichern wollten. Die belgische Regierung listete alle Spiele der WM als wichtiges Ereignis, das damit frei empfangbar bleiben muss. Die britische Regierung maß diese Bedeutung der EM bei. Die Listen waren von der EU-Kommission gebilligt worden.
Nach dem nun ergangenen Urteil haben die EU-Staaten das Recht, die Exklusivübertragung von Ereignissen mit "erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" zu verbieten. Solch eine Übertragung etwa im Pay-TV würde "einem bedeutenden Teil der Öffentlichkeit die Möglichkeit nehmen, diese Ereignisse in einer frei zugänglichen Fernsehsendung zu verfolgen", heißt es in der Urteilsbegründung.
Laut Gericht haben aber nicht alle Endrunden-Spiele die gleiche Bedeutung für die Öffentlichkeit, weil die jeweils besondere Aufmerksamkeit den Halbfinal-Spielen, dem Endspiel oder den Spielen mit der jeweils eigenen Nationalmannschaft gilt. Daher könnten diese Turniere in verschiedene Spiele aufgeteilt werden, "von denen nicht alle zwangsläufig als Ereignis von erheblicher Bedeutung" einzustufen seien.
Das Urteil deckt sich bis zu diesem Punkt im Wesentlichen mit der über den Rundfunkstaatsvertrag in Deutschland geltenden Regelung. Dieser sieht vor, dass bei Welt- und Europameisterschaften im Fußball die deutschen Spiele und unabhängig von einer deutschen Beteiligung das Eröffnungsspiel, die Halbfinal-Spiele und das Finale frei empfangbar sein müssen.
Über diese deutsche Regelung hinaus eröffnet das EuGH-Urteil den EU-Staaten aber noch die Möglichkeit, die freie Übertragung der vollständigen Turniere zu erzwingen. Halten die Mitgliedstaaten die Meisterschaft wie im Fall Großbritanniens oder Belgiens "in ihrer Gesamtheit" für ein einheitliches, gesellschaftlich wichtiges Ereignis, müssen sie der EU-Kommission dann aber auch die Gründe dafür mitteilen.
Ein Beleg dafür könne etwa sein, dass die freie Übertragung aller Endrunden-Spiele wie etwa im Fall von Belgien oder Großbritannien in der Vergangenheit in der breiten Öffentlichkeit immer sehr populär war und nicht nur von Fußballfans verfolgt wurde.
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 18, 2013 12:25 ET (16:25 GMT)- - 12 25 PM EDT 07-18-13
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