09.10.2015 15:15:45
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G7-Gesundheitsminister wollen Antibiotikaresistenzen bekämpfen
BERLIN (AFP)--Angesichts 700.000 jährlicher Todesfälle weltweit und Folgekosten für die Gesundheitssysteme in Milliardenhöhe wollen die Gesundheitsminister der sieben führenden Industriestaaten (G7) Antibiotikaresistenzen stärker bekämpfen. So sollen Antibiotika künftig "nur zu therapeutischen Zwecken nach individueller Diagnostik verabreicht werden", wie das Bundesgesundheitsministerium am Freitag nach einem G7-Ministertreffen in Berlin mitteilte. Zeitgleich beschlossen die G7-Wissenschaftsminister, mehr Infektionskrankheiten zu erforschen als bisher.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte die Kollegen der anderen G7-Staaten am Donnerstag zu zweitägigen Gesprächen empfangen, an denen auch die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, Margaret Chan, und EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis teilnahmen. Der höchstmögliche Gesundheitsstandard sei "eins der fundamentalen Rechte jedes Menschen", heißt es in der Abschlusserklärung der Gesundheitsminister. "Wir können in unseren eigenen Ländern die Gesundheit der Menschen nicht sichern, ohne die globale Situation im Blick zu behalten", sagte Gröhe am Freitag. "Krankheiten kennen keine Staatsgrenzen."
Um überall gleich strenge Regeln für den Einsatz von Antibiotika einzuführen, sollen laut Gesundheitsministerium "Länder mit schwächer aufgestellten Gesundheitswesen bei der Entwicklung nationaler Aktionspläne" unterstützt werden. Die Minister vereinbarten demnach auch, Antibiotika-Experten weltweit stärker zu vernetzen und Zulassungsverfahren zu vereinheitlichen, "damit neue Antibiotika schneller auf den Markt kommen und zu Therapiezwecken zur Verfügung stehen".
Nach Angaben des Ministeriums verursachen Antibiotikaresistenzen allein in der EU jährliche Kosten von rund 1,5 Milliarden Euro. Die OECD-Länder kosten solche Erreger bis 2050 Schätzungen zufolge insgesamt fast 3 Billionen Dollar. Gröhe kritisierte, dass weltweit nur jeder vierte Staat Resistenzen aktiv bekämpfe. "Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, wird es kommende Generationen noch viel teurer zu stehen kommen", sagte er der Rheinischen Post vom Freitag.
Das Bundesgesundheitsministerium kündigte an, es werde gemeinsam mit verschiedenen Instituten "Partnerländer gezielt bei der Stärkung der Gesundheitswesen unterstützen" und vor Ort Personal ausbilden. Besonders die Länder Westafrikas müssten gestärkt werden - auch im Hinblick auf Epidemien wie Ebola. Ein "schnell einsetzbares Team aus Epidemiologen und Laborexperten" solle "schon bei ersten Anzeichen eines Krankheitsausbruchs vor Ort bei der Diagnostik und Bekämpfung" mithelfen, 4 Millionen Euro sollten dafür im kommenden Jahr ausgegeben werden.
Auch die Wissenschaftsminister der G7 berieten am Freitag in Berlin über die Gesundheitssituation in Entwicklungsländern und planten die Bekämpfung von Infektionskrankheiten. "Da sind wir ganz eng abgestimmt und auch aufeinander angewiesen", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) im Hinblick auf die zeitgleich stattfindende Konferenz der Gesundheitsminister. Wanka und ihre G7-Kollegen beschlossen laut Bundesforschungsministerium, ihre Anstrengungen "auf den gesamten Kreis der vernachlässigten, armutsbedingten Infektionskrankheiten auszuweiten".
Künftig wird demnach die Bekämpfung von 25 Infektionskrankheiten mit weltweit rund 1,5 Milliarden Infizierten erforscht, darunter neben HIV und Malaria auch Tuberkulose oder das Dengue-Fieber. Eine entsprechende Initiative soll im kommenden Jahr beschlossen werden. "Wir müssen unser Wissen und Können einbringen, um dort zu helfen, wo Menschheitsaufgaben zu lösen sind", erklärte Wanka.
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
October 09, 2015 08:45 ET (12:45 GMT)- - 08 45 AM EDT 10-09-15
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