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16.11.2023 20:39:39

GESAMT-ROUNDUP 3: Leiche von Geisel entdeckt - Verhandlungen mit Hamas laufen

(neu: Leiche von Geisel gefunden)

TEL AVIV/GAZA/DOHA/KAIRO (dpa-AFX) - Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Leiche einer Geisel in einem Nachbargebäude des Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen entdeckt. Die tote Frau sei nach Israel gebracht und identifiziert worden, teilte Israels Militär am Donnerstag mit. Die Frau sei am 7. Oktober bei dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel aus dem Grenzort Beeri entführt worden. In dem Gebäude seien auch Waffen wie Maschinenpistolen vom Typ Kalaschnikow und Panzerfäuste gefunden worden.

Israelischen Medien zufolge ist die Frau 65 Jahre alt und war vor ihrer Entführung wegen Brustkrebs in Behandlung. Den Angaben nach wurde ihr Mann nach dem Massaker erschossen im Schutzraum ihres Hauses gefunden. Die beiden hätten fünf Kinder. Die Zeitung "Haaretz" meldete, die Armee habe die Leiche der Frau bereits am Mittwoch gefunden. Die Entführer seien vermutlich vor dem Eintreffen der Soldaten vom Tatort geflohen, hieß es unter Berufung auf das Militär.

Bei ihrem Einsatz in der größten Klinik des Küstenstreifens fanden die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben auch Kommando- und Kontrollzentren in dem Komplex. Was damit konkret gemeint ist, ließ ein Militärvertreter offen. Es wurden demnach auch Waffen, Computer und militärische Ausrüstung gefunden. Unklar blieb, ob die Armee die unter dem Krankenhaus vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Islamistenorganisation entdeckte. Die Hamas bestreitet die Existenz einer solchen Basis unter der Klinik.

Zwischen Israel und der Hamas laufen konkrete Verhandlungen über die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Im Gespräch sei die Freilassung von mindestens 50 Frauen und Kindern und eine drei bis fünf Tage lange Feuerpause, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Deutschen Presse-Agentur. In den USA sagte Präsident Joe Biden, er sei "leicht hoffnungsvoll" mit Blick auf eine Befreiung der Geiseln. Der UN-Sicherheitsrat drängte Israel in einem unerwartet einigen Votum zu mehrtägigen Feuerpausen.

Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen hatten Israel am 7. Oktober angegriffen und etwa 1200 Menschen brutal umgebracht. Zugleich wurden etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Daraufhin begann Israel Luftangriffe und Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mehr als zehntausend Menschen getötet wurden. Die Versorgungslage ist nach UN-Angaben katastrophal. Israel steht international wegen seiner Kriegsführung unter Druck - vor allem seit dem Angriff auf die Schifa-Klinik.

Israels Armee findet Waffen

Bei dem Einsatz im Schifa-Komplex entdeckte die israelische Armee nach eigenen Angaben auch Informationen und Filmmaterial, das Geiseln zeigen soll, auf Computern und anderen Geräten. Das Material werde nun geprüft. Neben Waffen sei auch Geheimdienstmaterial über die Massaker vom 7. Oktober gefunden worden. Den Angaben nach sind israelische Spezialeinheiten weiterhin in der Klinik im Einsatz. Hunderte Patienten und Mitarbeiter halten sich noch dort auf.

Bahnt sich ein Geiseldeal an?

Trotz der erbitterten Kämpfe - auch die Hamas feuert immer wieder Raketen auf Israel - wird über die Freilassung der Geiseln verhandelt. Dabei gehe es auch um mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen und die Freilassung einer unbestimmten Zahl an Frauen und Minderjährigen aus israelischen Gefängnissen, erfuhr dpa von der mit dem Stand vertrauten Person. Die im Gazastreifen herrschende Hamas habe diesen Punkten im Grundsatz zugestimmt.

Aus ägyptischen Sicherheitskreisen hieß es ebenfalls, Hamas habe einer mehrtägigen Feuerpause und der Freilassung von 50 Frauen und Kindern zugestimmt. Im Gegenzug sollten 75 palästinensische Frauen und Kinder freigelassen werden. Zudem solle die Lieferung von Hilfsgütern für den Gazastreifen auf 200 Lastwagenladungen täglich steigen und die tägliche Einfuhr von Treibstoff ermöglicht werden.

US-Präsident Biden sagte in San Francisco: "Ich arbeite daran, wie ich dazu beitragen kann, dass die Geiseln freigelassen werden, und dass es eine Zeitspanne gibt, in der es eine Pause gibt, die lang genug ist, um dies zu ermöglichen." Er sprach von einer Kooperation mit Katar.

Nach israelischen Angaben war die jüngste am 7. Oktober verschleppten Geiseln zehn Monate alt, insgesamt war die Rede von 32 Kindern. Eine Schwangere habe in der Gewalt der Hamas ihr Baby zur Welt gebracht, schrieb Sara Netanjahu, die Frau des israelischen Ministerpräsidenten, in einem Brief an die amerikanische First Lady Jill Biden. Dies gibt einen Hinweis, dass Israel möglicherweise mehr über das Schicksal der Gefangenen weiß als öffentlich bekannt.

USA verzichten im Sicherheitsrat auf Veto

Der Weltsicherheitsrat schaffte es erstmals seit langer Zeit wieder, eine Resolution zum Nahost-Konflikt zu verabschieden. In einer von Malta eingebrachten Resolution werden "dringende und ausgedehnte humanitäre Pausen und Korridore im gesamten Gazastreifen für eine ausreichende Anzahl von Tagen" gefordert, um humanitäre Hilfe zu gewährleisten. Zustande kam dies, weil die USA auf ein Veto verzichteten und sich enthielten, genauso wie Russland und Großbritannien. Deutschland sitzt derzeit nicht im Sicherheitsrat.

Israel lehnt längere humanitäre Feuerpausen ab, solange die Geiseln in der Gewalt der Hamas sind. "Israel ruft den Weltsicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft dazu auf, entschlossen die Freilassung aller israelischen Geiseln zu fordern, wie es die Resolution festlegt", erklärte das Außenministerium. Ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres sagte, man bedauere die Reaktion der israelischen Regierung.

Israel übernimmt Kontrolle über Westen der Stadt Gaza

Israels Armee hat nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Galant die Kontrolle über den westlichen Teil der Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen erlangt. "Die nächste Phase hat begonnen", sagte Galant. Wie diese Phase konkret aussehen soll, ließ er offen. Auch meldete die israelische Armee, sie habe die "operative Kontrolle" über den Hafen der Stadt übernommen, der vorher von der Hamas kontrolliert worden sei. Örtliche Quellen bestätigten der dpa die Übernahme.

Israels Armee forderte erneut Zivilisten in mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza zur Flucht auf und setzte eine Frist bis zum Nachmittag. Ähnliche Aufrufe gibt es seit Wochen. Hunderttausende sind vom Norden in den Süden des Küstenstreifens geflohen. Allerdings gab es auch dort mehrfach israelische Luftangriffe./vsr/DP/he

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