07.06.2013 22:12:38
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GESAMT-ROUNDUP: Hochwasser bedroht den Norden - Mehr Kosten als 2002 befürchtet
Bundesweit stemmen sich 70 000 Feuerwehrleute und mehr als 11 300 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut. Mindestens sieben Menschen starben, seitdem in Deutschland die Hochwasserkatastrophe begonnen hat. Mehrere werden vermisst.
Mit dem Rückgang der Fluten im Süden und Osten Deutschlands hat dort das große Aufräumen begonnen. Das Ausmaß der Verwüstungen lässt sich an den hohen Sperrmüll-Bergen erkennen. Schockierte Bewohner und Helfer schleppen immer mehr unbrauchbaren Hausrat aus den feuchten Wohnungen - Betten, Sofas, Waschmaschinen. Viele Menschen sind noch immer in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden untergebracht, weil ihre Häuser unbewohnbar sind. Kleiderspenden und neues Spielzeug für die Kinder sind da oft nur ein kleiner Trost.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet, dass die Beseitigung der Flutverwüstungen mehr als 11 Milliarden Euro kostet. Darauf summierten sich die Schäden beim letzten großen Hochwasser 2002. Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftigte, dass die Bundesregierung bereit sei, auch mehr als die bislang zugesagte Summe von 100 Millionen Euro an Soforthilfe bereitzustellen. Zunächst müssten nach dem Ende der Hochwasser-Katastrophe aber die Gesamtschäden bewertet werden.
Unterdessen steht einigen Städten und Gemeinden das Schlimmste vielleicht erst noch bevor. Es ist weiter nicht klar, ob die Dämme dem tagelangen Druck der Wassermassen trotzen können. Am Sonntag will Bundespräsident Joachim Gauck Hochwasserregionen an Saale und Elbe besuchen.
SACHSEN-ANHALT: In Magdeburg werden die Pegelstände nach neuesten Prognosen im Bereich Strombrücke 7,40 Meter erreichen. Nie zuvor hat die Elbe hier so viel Wasser geführt, selbst bei der Jahrhundertflut 2002 waren es nur 6,72 Meter - und üblich sind weniger als 2 Meter. Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind 10 000 Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Hier versuchen Arbeiter mit schwerem Gerät ein Leck zu schließen, das sich im aufgeweichten Erdreich zwischen zwei Seen gebildet hat. Bricht ein Damm, könnte eine Flutwelle auf Bitterfeld zurollen. In Wittenberg kam am Donnerstagabend ein 74 Jahre alter Helfer ums Leben, als ihn ein Radlader erfasste.
BRANDENBURG: Die Kleinstadt Mühlberg wurde wegen des Elbhochwassers geräumt. "Die Stadt ist nicht mehr sicher", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Am Mittag hatte der Elbe-Scheitel die 2100-Einwohner-Stadt erreicht. Der Wasserstand lag mit 9,88 Metern zehn Zentimeter unter dem der Jahrhundertflut 2002. Ausgelegt sind die Deiche dort auf 10 Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme ist jedoch enorm, es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher versuchten, einen unterspülten Deich zu sichern.
NIEDERSACHSEN: Hier hoffen die Menschen wieder. Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet. Die höchsten Pegelstände werden dort erst am Mittwoch erwartet.
MECKLENBURG-VORPOMMERN: Noch sind die anrollenden Fluten unkalkulierbar, die Pegel-Prognosen wurden aber etwas nach unten korrigiert. Nach der jüngsten Prognose soll in Dömitz am Dienstag oder Mittwoch der höchste Wasserstand mit 6,85 Meter erreicht werden, in Boizenburg einen Tag später mit 6,95 Meter. Dafür sind die Deiche ausgelegt. Deshalb werden die Elbdämme erst einmal nicht mit Sandsäcken erhöht. Reserven liegen aber bereit.
BAYERN: Auch wo es stellenweise noch dramatisch aussieht, zieht sich das Hochwasser langsam zurück, und die Pegelstände fallen. Allerdings steigt dem Deutschen Wetterdienst zufolge die Neigung zu Schauern und Gewittern. Die Wasserstände könnten daher wieder leicht steigen. In Passau sind nach einer ersten Bilanz rund 800 Gebäude und 5000 Menschen vom Hochwasser betroffen. An über 500 Privatpersonen und 330 Gewerbetreibende sind 2,4 Millionen Euro Sofortgeld ausgezahlt worden.
AUSLAND: In anderen Teilen Europas scheint das Hochwasser auf dem Rückzug zu sein, so wie etwa in Tschechien und Ungarn. Aber die teils reißenden Flüsse bleiben gefährlich. Zwei Männer ertranken bei einem Schlauchboot-Unfall auf der Moldau. Damit stieg die Gesamtzahl der Opfer von Unwetter und Flut dort auf zehn. Mehrere Menschen werden vermisst. Sorge bereiten vorhergesagte Regenfälle./mb/vl/DP/kja
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