19.04.2016 17:07:39
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GESAMT-ROUNDUP:Maschinenbauer Trumpf plant digitalisierte Produktion in 5 Jahren
DITZINGEN (dpa-AFX) - Die wachsende Digitalisierung treibt die Maschinenbauer um. Der Spezialist für Werkzeugmaschinen und Lasertechnik Trumpf kündigt nun an, seine komplette Produktion künftig mit Hilfe von Prozessen steuern zu wollen. In fünf Jahren seien die Industrie-4.0-Konzepte durchgängig eingesetzt und wirksam, sagte der für den Werkzeugmaschinenbereich zuständige Geschäftsführer Mathias Kammüller am Dienstag in Ditzingen (Kreis Ludwigsburg). Bislang gibt es erste Pilotprojekte bei Trumpf.
Unter Industrie 4.0 versteht man in Deutschland die Digitalisierung der industriellen Fertigung. Indem beispielsweise Produktionsteile mit Sensoren und Chips ausgestattet werden, kann die Produktion an Computern komplett geplant werden, um Maschinen so zu steuern.
"Mit derartigen Anwendungsfällen können wir es schaffen, die Produktivität in den nächsten Jahren um bis zu 30 Prozent zu steigern", sagte Kammüller ohne konkrete Zahlen zu nennen. Außerdem könnten Fehlerquoten in der Produktion, Kosten und Materialbedarf gesenkt werden. In den Werken von Trumpf laufen bislang drei Pilotprojekte. In der Blechfertigung hat das Unternehmen eine ganze Produktionseinheit auf digitale Abläufe umgestellt.
Einer aktuellen Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) zufolge setzen sich deutsche Firmen im US-Vergleich viel stärker mit dem Thema auseinander. "Es gibt Leuchttürme in den USA, die investieren mächtig", sagte BCG-Berater Markus Lorenz der Deutschen Presse-Agentur. "Aber in der Fläche ist der deutsche Mittelstand experimentierfreudiger."
Der Grund dafür ist Lorenz zufolge der starke deutsche Mittelstand. "Die kleineren Firmen hier haben eine bessere Kapitalausstattung", sagte er. "Die hohen Lohnkosten und der statische Arbeitsmarkt haben sie aber auch schon viel früher dazu gebracht, über Automatisierung nachzudenken. Da gibt es geringe Berührungsängste."
Das trifft nach den Worten von Kammüller auch auf Trumpf zu. Der Maschinenbauer setzt seit Jahren auf schlanke Prozesse in der Produktion. Dabei habe Trumpf seine Produktivität gesteigert und Arbeiten seien wegfallen.
Zuletzt beschäftigte Trumpf weltweit zuletzt rund 11 000 Mitarbeiter
- etwa doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Auch in Bereichen, in
denen Industrie 4.0 eingeführt werde, könnten Stellen gespart werden, sagte Kammüller. Die Firma beschäftige die Mitarbeiter aber auf anderen Posten. Das sei ein Grundsatz bei der Umsetzung der Optimierungsprozesse, sagte Arbeitsdirektor Gerhard Rübling. Wichtig sei aber, dass Digitalisierung auch in Berufsschulen Einzug halte. Die Umwälzungen in der Industrie würden dort kaum aufgegriffen.
Dem BCG-Experten Lorenz zufolge könnte das noch zum Problem für deutsche Firmen werden. "Die Deutschen haben einen Startvorteil, aber die Qualifizierung ist ein Flaschenhals".
Trumpf versucht auf der anderen Seite auch, seinen Kunden Lösungen für die Industrie 4.0 zu verkaufen. Im Herbst hatte der Spezialist für Werkzeugmaschinen und Laser ein Start-up namens Axoom mit inzwischen 40 Mitarbeitern gegründet, das eine Plattform für Software zur Planung von Produktionsabläufen anbietet.
Für das noch bis Ende Juni laufende Geschäftsjahr rechnet Kammüller trotz anhaltender Unwägbarkeiten mit einem Wachstum und einer operativen Rendite auf Vorjahresniveau. Seine Frau, Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller, hatte im Herbst gewarnt: Geopolitische Krisen und Vorfälle wie der VW (Volkswagen vz)-Skandal machten das Geschäft wenig planbar. Bislang seien die Geschäfte gut gelaufen, sagte Kammüller, die Unsicherheit bleibe aber. Im Geschäftsjahr 2014/2015 waren die Erlöse um fünf Prozent auf 2,7 Milliarden Euro gewachsen. Vorläufige Geschäftszahlen legt Trumpf üblicherweise im Juli vor./ang/DP/he
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