22.07.2018 17:02:45

Geteiltes Echo unter Experten zu Ausländern in Bundeswehr

BERLIN (Dow Jones)--Erwägungen des Verteidigungsministerium, dem Personalmangel bei der Bundeswehr mit Rekrutierungen im Ausland zu begegnen, sind unter deutschen Verteidigungspolitikern auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der verteidigungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsraktion, Henning Otte, sagte dem "Tagesspiegel", es möge Einzelfälle geben, in denen ein EU-Ausländer eine dringend benötigte Spezialfähigkeit in die Bundeswehr einbringen könne, deswegen das Bild einer Söldnerarmee an die Wand zu malen, sei Unsinn, aber: "In den deutschen Streitkräften müssen in erster Linie Deutsche dienen".

Wenn Deutschland Schwierigkeiten haben sollte, genügend Personal in Deutschland zu finden, müsse der Dienst in der Bundeswehr attraktiver gemacht werden, sagte Otte. Große Fragezeichen und erheblichen juristischen Prüfungsbedarf sehe er bei dem Thema mit Blick auf Ausländer von außerhalb der EU."

Viele Fragen hat auch sein SPD-Kollege Fritz Felgentreu. Der sozialdemokratische Verteidigungsexperte rechnet mit wenig Akzeptanz bei solchen Lösungen: "Ein stimmiges Konzept, für das es in Armee und Gesellschaft breite Zustimmung gibt, sehe ich in weiter Ferne." Felgentreu erwartet Probleme spätestens dann, wenn es ums Konkrete geht: "Stimmen andere EU-Länder da überhaupt zu? Mit welchem Ausbildungskonzept will man Sprachbarrieren überwinden?" Auch der SPD-Politiker betonte, eine Anwerbung von Ausländern dürfe "auf keinen Fall" als Ersatz für die Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr herhalten.

Für den Grünen-Politiker Tobias Lindner zeigt die Diskussion, dass es für Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) gar nicht so einfach ist, die Personen auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen, die sie für ihre Aufwuchspläne bei der Bundeswehr benötigt. Für unkonventionelle Lösungen aber zeigt er sich offen: "Es wäre ziemlich antiquarisch, EU-Ausländer vom Dienst in der Bundeswehr auszuschließen, wenn gleichzeitig die Streitkräfte in Europa sich immer stärker verschränken. Bereits heute gibt es ja gemeinsame Verbände wie das deutsch-niederländische Korps, in denen Soldaten verschiedener Nationalität zusammen dienen", sagte Lindner dem Tagesspiegel.

Linkenpolitiker Alexander Neu hält es für hochproblematisch, die Rekrutierungsproblematik durch Staatsbürger anderer Staaten zu lösen: Da sei zum einen eben diese offene Loyalitätsfrage. Und da seien zum anderen "die Einsatzoptionen - Entsendung in Kampfeinsätze, um deutsches Personal zu schonen und somit auch die deutsche Öffentlichkeit ruhig halten zu können".

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/flf

(END) Dow Jones Newswires

July 22, 2018 11:03 ET (15:03 GMT)

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