12.08.2013 18:33:29
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Griechenlands Sparbemühungen zahlen sich aus
Von Stelios Bouras und Nektaria Stamouli
ATHEN--Die Sparbemühungen der Griechen zahlen sich aus: Das Land hat einen Primärüberschuss erzielt. Der Primärüberschuss ist zwar ein theoretischer Wert, denn er misst Einnahmen minus Ausgaben, ohne etwa Zinszahlungen für Staatsanleihen zu berücksichtigen. Trotzdem könnte das der Regierung helfen, einen weiteren Schuldenschnitt von seinen internationalen Gläubigern zu erhalten. Das Land schreibt zwar weiter rote Zahlen, aber wir strengen uns an, könnte Ministerpräsident Antonis Samaras argumentieren.
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres erzielte Griechenland laut am Montag vom Finanzministerium veröffentlichten Daten einen Primärüberschuss von 2,6 Milliarden Euro, nach einem Defizit von 3,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Daten, in denen Zinszahlungen, kommunale Ausgaben sowie Sozialausgaben nicht enthalten sind, zeigen, dass das Land wohl in diesem Jahr einen Haushaltsüberschuss erzielen wird - das erste Mal seit mehr als zehn Jahren. Die Ausgaben sanken in den ersten sieben Monaten von 40,8 Milliarden Euro auf 32,7 Milliarden Euro. Die Einnahmen stiegen um 11,4 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro.
Die griechische Wirtschaft schrumpft zwar immer noch stark, hat aber ihre Schussfahrt nach unten etwas gebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent. Im ersten Quartal war es noch um 5,6 Prozent zurückgegangen. Trotz der leichten Verbesserung ist es zweifelhaft, ob Griechenland es schaffen wird, 2014 wieder zu Wachstum zurückzukehren und die Rekordarbeitslosigkeit zu senken.
Diego Iscaro, Volkswirt bei IHS Global Insight, sieht die Daten dennoch positiv. "Einen Primärüberschuss zu erzielen, ist der Schlüssel dafür, Hilfen von den Eurozonen-Partnern zu bekommen." Iscaro rechnet damit, dass es in dieser Hinsicht im zweiten Quartal 2014 eine Entscheidung geben wird.
Deutschland lehnt einen weiteren Schuldenschnitt für das Land ab. Laut einem Spiegel-Bericht rechnet die Bundesbank damit, dass es bereits kurz nach der Bundestagswahl ein neues Rettungsprogramm für Griechenland geben wird. Die Bundesbank wollte sich dazu nicht äußern. Ein zweiter Schuldenschnitt stehe nicht zur Debatte, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.
Deutschland ist sich dabei mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) uneinig. Der IWF unterstützt einen weiteren Schuldenschnitt über 173 Milliarden Euro ebenso wie andere Regierungen in der Eurozone. Ohne zusätzliche Finanzierung durch die Eurozone, sei Griechenland womöglich nicht in der Lage, die Kredite zurückzuzahlen, argumentiert der IWF.
Griechenland rechnet für das Gesamtjahr mit einem BIP-Rückgang von 4,2 Prozent, auch wenn die Regierung hofft, dass der Tourismus stärker anzieht als erwartet und der Wert damit auf 4 Prozent sinken könnte. Viele Ökonomen aus der Privatwirtschaft glauben, dass die Schätzung zu optimistisch ist und die Wirtschaftsleistung weiter schrumpfen wird, nachdem die Arbeitslosenquote im Mai auf 27,6 Prozent geklettert ist.
"Es gibt die Hoffnung, dass eine gute Touristensaison positive Auswirkungen auf das dritte Quartal haben wird, obwohl das BIP mindestens bis Ende nächsten Jahres schrumpfen dürfte", sagte Iscaro. Griechenland befindet sich in seinem sechsten Rezessionsjahr, allen Hilfsmaßnahmen und Sparbemühungen zum Trotz.
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August 12, 2013 12:03 ET (16:03 GMT)
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