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25.01.2013 18:06:34

HINTERGRUND: Hahn ist flügellahm - Chefwechsel am früheren Fliegerhorst

    MAINZ (dpa-AFX) - Der Hunsrück-Flughafen Hahn ist in Turbulenzen. Nun soll ihn ein neuer Chef auf Kurs bringen. Jörg Schumacher macht nach eineinhalb Jahrzehnten dem Verkehrsmanager Heinz Rethage Platz - unfreiwillig, wie Kritiker sagen. Der neue Boss ist bislang kaufmännischer Geschäftsführer des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz in Koblenz.

 

    Die rot-grüne Landesregierung will durch den Personalwechsel mit dem Hahn aus den tiefroten Zahlen abheben. Doch die Zukunft des Airports erscheint ungewiss:

 

    Das Passagier- und das Frachtgeschäft sind 2012 rückläufig gewesen. Bis 2017 müssen Kredite von insgesamt bis zu 120 Millionen Euro zurückgezahlt werden, wie Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag sagt. Schmerzlich vermisst wird der frühere Partner, der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport, der 2009 am Hahn ausstieg.

 

    Probleme gibt es auch auf europäischer Ebene: Die EU-Kommission hat Zweifel an der Rechtmäßigkeit staatlicher Beihilfen für den Airport. Schwierigkeiten könnte auch eine neue EU-Flughafen-Richtlinie bereiten.

 

    Der langjährige Geschäftsführer Schumacher ist künftig nur noch Berater am Hahn. Seine zahlreichen Unterstützer finden das nicht gut. Auch in den hohen SPD-Etagen herrscht keine Einigkeit. Landtagspräsident Joachim Mertes, der wie Lewentz ein SPD-Parteibuch hat, ist so erbost, dass er laut der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" (Samstag) in diesem Jahr nach zwei Jahrzehnten den Hahn-Aufsichtsrat verlassen will. Der dpa sagt Mertes: "Ich halte nichts von diesem Mann-über-Bord-Verfahren."

 

    Die CDU im Landtag kritisiert, dass der ehemalige US-Fliegerhorst mit dem "unprofessionellen Agieren der Landesregierung immer stärker unter Druck gerät". Lewentz sei überfordert und ein Finanz- und Betriebskonzept überfällig, mahnt die Opposition.

 

    Der Verkehrsminister, der Kurt Beck (SPD) gern als Regierungschef beerbt hätte, sieht dies anders und verweist auf neue Bemühungen. Bis Februar prüfe das Ministerium, ob der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Infrastruktur wie Rollbahn, Vorfeld und eventuell auch den Tower kaufen und wieder an den Hahn verpachten könnte - ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Das würde bis zu 100 Millionen Euro in die Kassen des Flughafens spülen.

 

    "Ich weiß nicht, ob das Modell am Schluss tragen kann", schränke Lewentz jedoch die Überlegungen bereits ein. Andere Hilfskonzepte führt er nicht näher aus - abgesehen von der Übertragung von Straßen des Flughafengeländes an den LBM. Das soll rund 7,5 Millionen Euro bringen.

 

    Dafür äußert sich Lewentz zur Investorensuche. Das Beratungsunternehmen KPMG sei weltweit aktiv gewesen und könne seine Ergebnisse Mitte Februar vorstellen. "Es gibt ein durchaus spürbares Interesse am Hahn." Die CDU-Opposition wiederholt dagegen immer gerne, was der Minister einst gesagt hat: Die Investoren stünden Schlange. "Da fragen wir uns, warum macht er seine Tür nicht einfach auf?"/jaa/DP/stb

 

    --- Von Jens Albes, dpa ---

 

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