07.05.2008 17:27:00

HINTERGRUND/TUI-Kleinaktionäre: Kritik an Frenzel - Applaus für Fredriksen

        HANNOVER (dpa-AFX) - Die von manchen erwartete Schlammschlacht blieb aus. Nach dem massiven Machtkampf im TUI-Konzern , der in den vergangenen Wochen nahezu täglich die Schlagzeilen beherrschte, blieb die Hauptversammlung am Mittwoch sogar verhältnismäßig sachlich. Der streitbare norwegische Großaktionär John Fredriksen, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Vertrauten Tor Olav Troim ins Congress Centrum nach Hannover geschickt hatte, fuhr allerdings schwere Geschütze gegen die TUI-Spitze auf. Der Hauptvorwurf lautet: Aufsichtsrats-Chef Jürgen Krumnow, den Fredriksen abgelöst sehen wollte, habe seine Aufsichtspflichten seit Jahren vernachlässigt.

    Als Konzern-Chef Michael Frenzel zu Beginn des Aktionärstreffens einen Ausblick auf das laufende Jahr gibt, kommt wütender Protest aus dem Publikum. "Ist ja lächerlich", kommentiert ein Aktionär die Ankündigung, die Reederei-Tochter Hapag-Lloyd zu verkaufen. "Vor einem Jahr hat er noch gesagt: Wir verbinden die beiden." Und als Frenzel die Verunsicherung der rund 68 000 Mitarbeiter durch die ständigen Personaldebatten der letzten Monate beschreibt, ruft ein Aktionär: "Da bist Du doch dran Schuld!" Lediglich ein paar Sekunden lang klatschen die Teilhaber ihrem Vorstandsvorsitzenden höflich Beifall.

    Während der Rede von Troim brandet dagegen immer wieder Applaus der Kleinaktionäre auf. Mit deutlichen Worten attackiert er den Vorstand und vor allem den Aufsichtsrat. "Der mischt die mal richtig auf", zischt ein Aktionär seinem Nebenmann zu. Andere Zuhörer sehen es genauso: "Das ist der richtige Ansatz!" und "Endlich klare Aussagen!" lauten die Reaktionen.

    Doch so ganz sicher sind sich die Aktionäre dann doch nicht. "Ich hoffe, Frenzel geht", sagt zwar einer, der nicht namentlich genannt werden möchte. Mit Blick auf den nordeuropäischen Investor fügt er aber hinzu: "Diesen Norweger finde ich nicht so toll." Niemand weiß so richtig, wie er Fredriksen einzuschätzen hat. "Wir sind keine Heuschrecken", hatte dessen Vertrauter Troim den Aktionären zugerufen. "Das klingt ja gut", ist immer wieder zu hören. "Aber - wir kennen den doch gar nicht."

    Da ist der Blick auf die Person Frenzel schon schärfer. Kleinanleger Gerhard Zenk etwa nennt den Konzernlenker einen "alten Fuchs". Und Jürgen Schmidt sagt gar: "Der ist eine Ikone" - und fordert dennoch den Rücktritt Frenzels. "Er hat laufend Ideen, aber es kommt nichts an", schimpft er.

    Gemeinsam mit seiner Frau Gisela ist Schmidt nach Hannover gekommen - sogar die Fahrt in den Urlaub hat das Paar so geplant, dass es in der niedersächsischen Landeshauptstadt vorbei schauen kann. Nun kritisierten die beiden wie viele andere vor allem den geplanten Verkauf von Hapag-Lloyd. "Auf einem Bein kann man nicht stehen", sind sie sich einig. Und TUI-Mitarbeiter Frank M. ergänzt: "Die beiden Sparten haben sich immer gut ergänzt."

    Große Aufregung herrscht auch über den Gehaltssprung der Vorstandsmitglieder. Redner, die das Thema ansprechen, erhalten langanhaltenden Applaus. "Also wirklich!", stöhnt ein Aktionär, "das kann man doch keinem vernünftig erklären."

    Konzernchef Frenzel und dessen Pläne für den künftigen Kurs des Tourismus-Giganten stehen im Mittelpunkt der Diskussionen. Den Machtkampf zwischen dem Vorstandschef und Fredriksen betrachten zahlreiche Aktionäre dagegen recht distanziert. "Mit meinen 100 Stimmen kann ich nichts ausrichten. Mit Verlust mussten wir rechnen, darüber rege ich mich nicht auf", erklärt Peter S. resigniert. Einen Lichtblick hat er an diesem Tag jedoch trotzdem ausgemacht: "Das Catering ist große Klasse."/bvi/ta/DP/zb     --- Von Benedikt von Imhoff, dpa ---

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