Höhenflug fortgesetzt 28.10.2022 14:00:00

Holcim-Aktie stark: Holcim steigert Umsatz und operativen Gewinn

Holcim-Aktie stark: Holcim steigert Umsatz und operativen Gewinn

Von Juli bis September erzielte der Konkurrent von Heidelberg Materials (vorher HeidelbergCement) einen Umsatz von gut acht Milliarden Franken (rund acht Mrd Euro). Das ist ein Plus von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei spielten Käufe und Verkäufe von Firmen eine maßgebliche Rolle. Auf vergleichbarer Basis sei der Umsatz gar um 16,3 Prozent gewachsen, teilte Holcim am Freitag in einer Mitteilung mit.

Auch operativ erzielte das Unternehmen mit Sitz in Zug ein neues Spitzenergebnis. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) stieg im dritten Quartal um 1,2 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Franken. Darin sind Restrukturierungs-, Prozess- und andere Einmalkosten sowie Wertminderungen auf Betriebsanlagen nicht enthalten. Auf vergleichbarer Basis wäre das Ergebnis um 7,7 Prozent gewachsen. Ein Nettoergebnis wies Holcim nicht aus.

Mit seinen Zahlen hat Holcim deutlich besser abgeschnitten, als Analysten erwartet hatten. Vor allem das Wachstum im dritten Quartal übertraf die Prognosen der Experten bei weitem.

"Das dritte Quartal war für Holcim ein Quartal mit Rekordergebnissen und erfolgreicher Transformation", sagte Konzernchef Jan Jenisch. Bei der neuen Sparte Lösungen & Produkte, die durch den Kauf des US-Dachspezialisten Firestone Buildings entstand, habe man die Expansion mit vier Übernahmen vorangetrieben und in diesem Jahr zehn Ergänzungsübernahmen in den Bereichen Zuschlagstoffe und Transportbeton getätigt.

Die Sparte werde im laufenden Jahr bereits ein Viertel des Konzernumsatzes erreichen. "Damit ist Holcim voll im Plan, bis 2025 diesen Umsatzanteil auf 30 Prozent zu steigern", hieß es.

Motor sei dabei das Dachgeschäft, das eine bereinigte Ebit-Marge von 20 Prozent erziele, erklärte Jenisch. Holcim habe die Präsenz auf dem attraktiven nordamerikanischen Markt gestärkt, auf den rund 40 Prozent von Umsatz und operativen Ergebnisses entfallen würden.

Zudem habe Holcim den Verkauf des Geschäfts in Indien und Brasilien abgeschlossen. Dies habe einen Barerlös von 7,3 Milliarden Dollar gebracht. Mit dem Geld startet Holcim nun ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 2 Milliarden Franken, das im November beginnen wird.

Die Ziele fürs Gesamtjahr 2022, die Holcim bereits zweimal im laufenden Jahr erhöht hatte, hob der Konzern erneut an. Jetzt peilt die Firmenspitze ein Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von mindestens 12 Prozent an, nach bisher 10 Prozent. Der Umsatz solle 29 Milliarden Franken erreichen. Bei der neuen Sparte Lösungen & Produkte rechnet Holcim weiterhin mit einem zweistelligen Umsatzwachstum auf nun über 5,5 Milliarden Franken. Bisher hatte der Konzern mehr als 5 Milliarden in Aussicht gestellt.

Das operative Ergebnis, das sogenannte wiederkehrende Ebit, soll auf vergleichbarer Basis im einstelligen mittleren Prozentbereich zulegen. Holcim erwartet zudem weiterhin freie Barmittel von über 3 Milliarden Franken vor Veräußerungen und der Einigung mit dem US-Justizministerium. Holcim hatte vor kurzem einen Vergleich mit den US-Behörden wegen Terrorfinanzierung der französischen Lafarge in Syrien in Höhe von 778 Millionen Dollar geschlossen.

Holcim-Chef nicht beunruhigt von rekordhohen Energiekosten

Trotz der rekordhohen Energiekosten zeigt sich Holcim-Chef Jan Jenisch nicht beunruhigt. "Wir haben eine gute Situation: Wir haben teilweise langfristige Energieverträge und Quellen für alternative Energie", sagte Jenisch am Freitag. Das Unternehmen habe den Einsatz alternativer Energien ausgebaut. "Wir sind bei der Energie abgesichert." Gleichzeitig habe der Konkurrent von Heidelberg Materials (vormals Heidelbergcement) die Preise erhöht, "sodass wir auch im letzten Quartal nicht beunruhigt sind. Wir haben die Kosten unter Kontrolle." Auch im dritten Quartal habe der Konzern die Preise erhöhen können.

Die stärkste Region sei im Sommerquartal Nordamerika gewesen. "Unsere Produktion ist praktisch ausverkauft. Und wir sehen keine Anzeichen einer Verlangsamung. Wir haben volle Auftragsbücher bis ins nächste Jahr", sagte Jenisch. Auch in Lateinamerika sei die Nachfrage gut.

Europa laufe "nicht so schlecht". Die Nachfrage sei zwar um etwa 5 Prozent gesunken. "Das erschreckt uns nicht", sagte der Manager. Denn die Preise und die Resultate seien auf einem guten Niveau.

In Asien sei die Lage in allen Schlüsselmärkten gut, mit Ausnahme von China und Indien. In China gebe es immer noch Lockdowns. "Deshalb sind wir mit Umsatz und wiederkehrendem Betriebsergebnis nicht zufrieden", sagte Jenisch.

Noch extremer war die Situation in Indien, wo Holcim sein Geschäft Ende August für einen Milliardenbetrag verkauft hat. In Indien seien die Kosten noch stärker gestiegen als anderswo, weil alternative Energien nicht so verbreitet seien und Holcim dort stärker von traditionellen Energien abhängig gewesen sei, sagte der Firmenlenker. Das habe auf die Profitabilität geschlagen.

Insgesamt sei das Management zuversichtlich, dass Holcim im Gesamtjahr 2022 neue Rekordresultate erzielen werde, sagte Jenisch. "Unsere Auftragsbücher sind stark. Deshalb haben wir unsere Ziele fürs Gesamtjahr 2022 erhöht. Und das hört nicht im Januar auf."

Vor allem in Nord- und Lateinamerika seien die Auftragsbücher stark. "Das geht im nächsten Jahr weiter", sagte Jenisch. In Europa schwäche sich der Markt etwas ab, aber die Preise seien immer noch gut. "Wir haben viele ökonomische Unsicherheiten für die nächsten Monate, aber für Holcim haben wir einen guten Plan."

Beim Verfahren in Frankreich um Terrorfinanzierung der damaligen Lafarge im syrischen Bürgerkrieg habe Holcim eine Kaution von 30 Millionen Euro stellen müssen. Das Verfahren sei noch in der Untersuchungsphase. Einen Zeitplan für einen Abschluss des Verfahrens gebe es nicht. Holcim kooperiere vollständig mit den Behörden.

Holcim-Titel verteuern sich auf dem Schweizer Börsenparkett zeitweise um 3,70 Prozent auf 44,87 Franken.

/jb/kw/AWP/mne

ZUG (dpa-AFX)

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Bildquelle: Holcim

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