25.11.2020 18:03:43
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Ifo Institut: Leichter Lockdown reicht nicht für Corona-Ziel aus
BERLIN (Dow Jones)--Das Ifo Institut hält eine Verlängerung des aktuellen Teil-Shutdowns für unzureichend bei der erwünschten Eindämmung der Corona-Pandemie. Eine Verlängerung des bisherigen leichten Lockdowns würde die Zahl der Neuinfektionen in den nächsten Wochen nur langsam verringern, bis auf 75 Fälle in 7 Tagen auf 100.000 Einwohner zu Weihnachten, so die neuesten Berechnungen des Ifo Instituts zusammen mit Forschern der Universität Bonn und des IZA. Bund und Länder halten einen Wert von unter 50 Neuinfektionen für notwendig, damit die Gesundheitsbehörden die Kontaktketten der Infizierten verfolgen und durchbrechen können.
"Um die Ansteckungen weiter zu verringern, hat die Politik folgende Möglichkeiten: Verschärfungen bei Bildungseinrichtungen oder im Einzelhandel oder beides, bis hin zu weitgehenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wie im harten Lockdown", sagt Andreas Peichl, Leiter des Ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.
Wenn man einen neuen, harten Lockdown im Januar verhindern wolle, könne man nur an die Bürger appellieren, freiwillig ihre Kontakte zu verringern. Außerdem müssten alle Möglichkeiten der Nachverfolgung von Infektionsketten genutzt werden, wie etwa durch eine Erweiterung der Corona-Warn-App.
Auch sollten Massentests in Hochrisikoregionen und Verbesserungen in der Datenerhebung durchgeführt werden. "Dies wäre kosteneffizienter als ein flächendeckender Lockdown", so Ifo.
Möglich wäre bis Weihnachten ein Ansteckungswert von 50, wenn Wechselklassen und digitaler Fernunterricht eingeführt würden, so Peichl. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass die notwendige digitale Infrastruktur und Konzepte für Home Schooling vorhanden wären - ansonsten drohen große Kosten im Bildungssektor, die Deutschland langfristig schaden könnten.
Härterer Lockdown als Option
Jedoch sei es auch bei regulärem Schulbetrieb möglich, die Ansteckungen bis Weihnachten unter 50 zu drücken: Die Schließung und Einschränkung weiterer Wirtschafts- und Geschäftstätigkeiten mit gleichzeitig offenen Schulen hätte die gleiche Wirkung wie ein leichter Lockdown, aber mit Schulschließungen, so Ifo.
"Es braucht also eine Abwägung, welcher Schaden wirtschaftlich und gesellschaftlich höher einzustufen ist: Der langfristige Schaden durch die Einschränkung der Schulen oder der kurzfristige Schaden durch die Einschränkung weiterer Wirtschaftszweige", sagt Peichl.
Aktuell beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder über eine Verlängerung des Teil-Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen.
Bei den Corona-Zahlen hat sich seit der Einführung des November-Lockdowns keine Entspannung eingestellt. Am Mittwoch meldete das Robert-Koch-Institut einen neuen Höchststand an Corona-Toten. Auch lag die Zahl der Neuinfektionen mit 18.633 noch immer auf einem hohen Niveau. Sorge bereitet Bund und Ländern zudem, dass die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage auf 100.000 Einwohner deutlich über der anvisierten Höchstgrenze von 50 Fällen liegt. Spitzenreiter bei den Bundesländern ist Berlin mit einer Inzidenz von über 195, gefolgt von Bayern mit 173 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/sha
(END) Dow Jones Newswires
November 25, 2020 12:04 ET (17:04 GMT)
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