15.08.2010 15:24:12

IG Metall: Bei erfolgreichen Unternehmen Nachschlag verlangen Gespräch: Christian Ebner, dpa

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Beschäftigte in der deutschen Leitbranche sollen den Boom nach dem Willen der IG Metall auch im Portemonnaie spüren. Bei besonders erfolgreichen Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie will die Gewerkschaft jetzt einen übertariflichen Nachschlag verlangen. Man werde dies in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Betriebsräten und Belegschaften systematisch und konsequent angehen, erklärte der Leiter des Gewerkschaftsbezirks Frankfurt, Armin Schild, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

    "Gerade Unternehmen die stark exportorientiert sind, fahren derzeit auf Hochtouren und deutlich besser als sie selbst geplant haben", erklärte er. Man werde die Ertragslage von Betrieb zu Betrieb überprüfen. "Betriebsräte und IG Metall werden dabei nicht als Bittsteller auftreten. Wir haben in der Krise Handlungsfähigkeit bewiesen, wir werden das auch im Aufschwung tun", sagte Schild. Der IG-Metall-Bezirk Frankfurt ist für Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland zuständig.

    In der gesamten Branche ergibt sich für die Gewerkschaft das Problem, dass der noch im Eindruck der Wirtschaftskrise zur Jobsicherung geschlossene Tarifvertrag noch bis zum Frühjahr 2012 läuft und den Beschäftigten erst ab 2011 eine Tabellenerhöhung von 2,7 Prozent einbringt. Ungeachtet des aktuellen Aufschwungs ist zuvor nur eine Einmalzahlung von 300 Euro vorgesehen.

    Schild verteidigte den Abschluss von Düsseldorf: Er sei in einer absoluten Ausnahmesituation entstanden, die dann von einer anderen Extremsituation, nämlich dem aktuellen Exportboom, abgelöst worden sei. "In dieser nahezu überhitzten Sonderkonjunktur sind betriebliche Sonderzahlungen das klassische und richtige Instrument, um die Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen." Er halte hingegen nichts davon, bereits jetzt theoretische Diskussionen über die Höhe künftiger Tarifforderungen zu führen.

    In der politischen Debatte werde es im Herbst darum gehen, in thematischen Koalitionen auch mit den politischen Parteien einen gesellschaftspolitischen Kurswechsel durchzusetzen. Zentrales Thema werde dabei auch die "Rente mit 67" sein, vor deren Umsetzung er die Berliner Regierungskoalition nur warnen könne: "Die Volkspartei CDU wird ein unbedingtes Festhalten an der Rente mit 67 genauso bereuen, wie es die SPD heute tut." Er rechne mit einer glaubwürdigen Wende der Sozialdemokraten in dieser Frage.

    Die Rente mit 67 sei Teil einer sehr realen "Ungerechtigkeitsspirale", die zunehmend den Alltag der Menschen bestimme. Einkommen, Lebens- und Bildungschancen seien in Deutschland so ungerecht verteilt wie noch nie, sagte Schild. Statt Altersarmut systematisch zu organisieren, müsse nach den Gründen für die ungünstige demografische Entwicklung gefragt werden. "Unsichere Arbeitsverhältnisse und fehlende Betreuungsangebote sind wichtige Gründe, warum sich junge Paare nicht für Kinder entscheiden können", sagte der Gewerkschafter.

    Auf regionaler Ebene will die IG Metall die Arbeitgeber beim Thema Fachkräftemangel stellen und möglichst gemeinsame Gegenstrategien entwickeln. Auch dazu soll es im Herbst zahlreiche Aktionen der IG Metall geben, kündigte Schild an./ceb/DP/he

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