06.10.2023 14:27:00

Industrievertreter sehen Entwicklung in Industrie mit Sorge

Die heimische Industrie schlägt angesichts sinkender Produktion, ausbleibender Aufträge und schlechten Konjunkturprognosen Alarm. "Wir befinden uns klar in einer Industrierezession", sagte Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, bei einem Pressegespräch. "Und haben keine Chance auf einen positiven Ausblick in nächster Zeit." Die Industrievertreter sehen die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs in Gefahr und fordern von der Politik bessere Rahmenbedingungen.

Die Entwicklung der Produktion und der Auftragseingänge sei "besorgniserregend", sagte Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Demnach sei die abgesetzte Produktion in der heimischen Industrie im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Zehntel zurückgegangen. Vor allem die Holzindustrie, die Chemische Industrie, die Papierindustrie und die Nichteisen-Metallindustrie seien stark von den Produktionsrückgängen betroffen. Leichte Zuwächse gab es nur in der Elektro-/Elektronik- sowie in der Fahrzeugindustrie.

Die Industrievertreter sehen starke Einbrüche bei den Auftragseingängen. Insgesamt seien die Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2023 deutlich zurückgegangen, sie lägen um 4,6 Prozent unter dem Wert des Vorjahreshalbjahres. Dabei seien die Auftragseingänge aus dem Ausland um 7,4 Prozent eingebrochen. Die Metalltechnische Industrie habe im zweiten Quartal einen Rückgang der Auftragseingänge um 17,8 Prozent hinnehmen müssen.

Trotz rückläufiger Produktion und fehlender Aufträge sei die Zahl der Beschäftigten in der Industrie im ersten Halbjahr um 1,9 Prozent gestiegen. Aufgrund des Arbeitskräftemangels werden Beschäftigte trotz geringerer Auslastung gehalten. Dies führe jedoch zu sinkender Produktivität und einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, warnten die Industrievertreter.

Für das dritte Quartal rechneten mehr als die Hälfte der Fachverbände der Bundessparte Industrie mit einem Rückgang der Produktion. Die Auftragseingänge seien überwiegend rückläufig oder stark rückläufig, berichteten die Industrievertreter unter Berufung auf eine aktuelle Konjunkturumfrage bei den Fachverbänden.

Von der Politik verlangen die Industrievertreter unter anderem eine rasche Umsetzung des Energiekostenzuschusses 2, eine Verlängerung des Strompreiskostenausgleichs bis 2030, eine Senkung der CO2-Bepreisung und mehr Mittel für Forschung und Entwicklung. Um die Bauwirtschaft anzukurbeln, fordern sie die Rücknahme der verschärften Kreditvergaberegeln bei Wohnbaukrediten.

Nach den aktuellen Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo und des Instituts für Höhere Studien (IHS) fällt die Rezession in der Industrie etwas stärker aus als bisher angenommen, die Industrieproduktion soll 2024 stagnieren. Die Lohnverhandlungen werden durch die neuen Konjunkturzahlen zusätzlich erschwert, derzeit verhandeln etwa die Metaller. Bundessparten-Obmann Menz forderte Mäßigung bei den Verhandlungen ein: "Angesichts der Produktions- und Auftragssituation haben wir nur wenig Spielraum."

sag/tsk

WEB https://news.wko.at/presse

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!