09.04.2014 18:36:32
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Investoren stellen Doppelfunktion Daimler-Chef Zetsche in Frage
Von Ilka Kopplin
Dieter Zetsche betritt die Bühne, er wirkt zufrieden, selbstsicher, in sich ruhend. Vor einem Jahr musste er sich auf der Hauptversammlung noch viel Kritik von wütenden Aktionären anhören. Vor allem in der Pkw-Sparte, die von ihm geführt wird, lief es damals mau. In diesem Jahr hat er für die Aktionäre dagegen bessere Nachrichten im Gepäck: Das Geschäft läuft dank verjüngter Produktpalette und verbesserter interner Strukturen, die wichtigsten Baustellen sind zumindest angegangen und die ersten Erfolge stellen sich ein. Dieter Zetsche hat also angekündigt und geliefert.
Doch so mancher Aktionär findet trotzdem sehr deutliche Worte - und die richten sich gegen Zetsche als Person: "Die derzeitige Entwicklung des Konzerns geschieht nicht wegen, sondern trotz Dieter Zetsche", klagte ein aufgebrachter Kleinaktionär. Denn Zetsche trägt nicht nur die Verantwortung über den gesamten Konzern, sondern eben auch über den größten Arm des Unternehmens, die Pkw-Sparte. Unter den Aktionären wachsen daher die Zweifel, dass sich Zetsche beider Aufgaben gleich gut annehmen kann.
Schließlich hat Zetsche nicht nur das abgelaufene positive Jahr zu verantworten, sondern eben auch die vielen Probleme, die eine Aufholjagd zur Konkurrenz erst nötig machten. Der aufgebrachte Kleinaktionär nannte als Beispiel das China-Geschäft der Pkw-Sparte, das bis vor einigen Monaten noch miserabel lief. Das sei "fast vor die Wand gefahren" worden, zeterte er. Einzig dem Ende 2012 neu berufenen China-Vorstand Hubertus Troska, und damit der Entlastung Zetsches, sei es zu verdanken, dass sich das Geschäft derzeit so gut entwickle.
Und auch nach der erfolgreich eingeläuteten Modelloffensive läuft noch längst nicht alles rund im Pkw-Bereich. Zwar verzeichnete die Sparte, die gemessen an Umsatz und Ertrag das größte Geschäftsfeld bei Daimler ist, im Auftaktquartal mit einem Absatzplus von 13,5 Prozent den höchsten Zuwachs seit Jahren. Doch trotz der damit verbundenen Aufholjagd bleiben die Schwaben hinter der Konkurrenz aus Ingolstadt und München zurück. Vor allem bei der Profitabilität hinkt Daimler mit gut 6 Prozent Gewinn vom Umsatz weit hinter BMW und Audi hinterher. Mittelfristig will Zetsche hier zehn Prozent Rendite liefern, eine Kennziffer, die auf Augenhöhe mit BMW und Audi läge.
Portfolio-Manager Ingo Speich von Union Invest bringt die Kritik auf den Punkt. Zetsche als Vorstandschef und Leiter der Pkw-Sparte habe "gleich zwei Schlüsselfunktionen" inne. "Zwei Jobs sind auf Dauer auch für den besten Manager einer zuviel", betonte Speich und bekam dafür reichlich Applaus der vertretenen Aktionäre.
Denn nach der Korrektur der Fehler der Vergangenheit sei es jetzt an der Zeit, weiter in die Zukunft zu blicken und "die richtigen strategischen Weichenstellungen" zu setzen. Ob das unbedingt Zetsche machen sollte, daran zweifelte Speich. Denn Zetsche und auch Aufsichtsratschef Manfred Bischoff würden nach derzeitigem Stand 2016 aus dem Unternehmen ausscheiden. Speich schlug deshalb vor: "Wäre es nicht klüger, Herr Zetsche, die Verantwortung für Mercedes abzugeben und rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen?" Denn mit Blick auf die Konkurrenz und das Ziel, Ende des Jahrzehnts größter Premiumautobauer zu werden, brauche es "dringender denn je klare Verantwortlichkeiten und ausreichend Managementkapazität", betonte Speich.
Damit sprach Speich ein Thema an, das bei Daimler in den vergangenen Monaten immer wieder aufgekommen war: Wer wird zukünftig den Dax-Konzern leiten?
Denn mit dem Ex-Produktionsvorstand Andreas Renschler war ein potenzieller Nachfolger Anfang des Jahres ausgeschieden und zum Konkurrenten Volkswagen abgewandert. Als echtes Daimler-Ur-Gestein galt Renschler neben Finanz-Vorstand Bodo Uebber und Lkw-Chef Wolfgang Bernhard als potenzieller Nachfolger für Zetsche. Doch als Zetsche vor rund einem Jahr nur eine dreijährige Vertragsverlängerung bekam, musste Renschler das Lkw-Geschäft abgeben, das er jahrelang erfolgreich geführt hatte. Roland Klose von der Anlegerschutzvereinigung DSW merkte deshalb kritisch an, Renschler habe offenbar keine entsprechende Perspektive mehr im Unternehmen gesehen.
"Jetzt ist Volkswagen der lachende Dritte", betonte Speich. In Wolfsburg reibe man sich nun die Hände über den neuen Nutzfahrzeugchef, der zuvor Daimler Trucks erfolgreich saniert hatte und nun mit seinem Know-how wohl MAN und Scania zum neuen Weltmarktführer formen soll. Auf diese Weise mache man das eigene Unternehmen schwächer und die Konkurrenz stärker, mahnte Speich weiter. "Eine vorausschauende Planung sieht anders aus".
Aufsichtsratschef Manfred Bischoff nahm die Kritik der Aktionärsvertreter nicht an. Der Aufsichtsrat finde es richtig und gut, wenn der Konzernchef auch operativ tätig sei und die wichtigste Sparte des Unternehmens verantworte. Das Gremium beschäftige sich zudem intensiv mit der Frage nach der Zukunft. "Diese Frage steht nur im Augenblick nicht an", sagte er. Denn der Vertrag des Managers mit dem markanten Schnauzbart laufe noch bis Ende 2016. Eine Entscheidung müsse sorgfältig geplant werden.
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April 09, 2014 12:04 ET (16:04 GMT)
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