16.06.2016 19:09:46
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IWF: Europa verliert unter Druck die Fähigkeit zur Kooperation
Von Gabriele Steinhauser
LUXEMBURG (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) sorgt sich um den europäischen Zusammenhalt. Durch die Flüchtlingskrise und die steigende Euroskepsis hervorgerufene politische Spannungen haben nach Ansicht des IWF die Fähigkeit zur Zusammenarbeit innerhalb der Eurozone beschädigt, etwa um das Wachstum wieder auf Trab zu bringen oder die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das geht aus dem jährlichen Bericht des IWF zur Bewertung der Währungsunion hervor.
Der Fonds legte dar, wie sich die Risiken in der Eurozone acht Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise von der fiskalischen und wirtschaftlichen Sphäre in die politische verschoben haben. Deutlich werde dies durch das bevorstehende Referendum kommende Woche, in dem die Briten über einen Verbleib in der Europäischen Union abstimmen.
"Ohne entschiedenere Maßnahmen zur Stärkung von Wachstum und Integration könnte sich der Euroraum Instabilität und wiederholten Vertrauenskrisen unterwerfen", warnte der IWF.
Zwar ist Großbritannien kein Mitglied der Eurozone, euroskeptische Parteien sind aber in vielen Ländern der Währungsunion im Aufwind, etwa in Frankreich und Italien. Dieser Druck durch nationalistische Bewegungen senke die Bereitschaft der Länder, die Risiken weiter zu zentralisieren, beispielsweise durch eine gemeinsame Einlagensicherung oder einen größeren Investmentfonds, so der IWF.
"Die fehlende kollektive Antwort auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen hat die politischen Verwerfungslinien eindringlich offenbart", hieß es im Bericht. "Wenn die Grenzkontrollen weiterbestehen oder der Flüchtlingsstrom wieder anschwillt, könnten sich diese Gräben vertiefen, und die Freizügigkeit innerhalb des gemeinsamen Marktes in Frage stellen."
Die Spannungen könnten auch steigen, wenn sich die Briten entschließen, die EU zu verlassen oder auch dann, wenn sie sich mit einem sehr knappen Ergebnis für einen Verbleib aussprechen.
Der IWF mahnte die Euroländer trotz der derzeitigen wirtschaftlichen Erholung, in ihren Reformbemühungen nicht nachzulassen. Der mittelfristige Ausblick sei immer noch schwach.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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June 16, 2016 12:38 ET (16:38 GMT)
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