Nikkei-225-Index |
10.02.2013 03:00:00
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Japans Sorge vor der Yen-Flut
Die Sorge vor den Folgen der Wirtschafts- und Währungspolitik Japans wächst in der deutschen Exportindustrie. „Wir sehen durchaus die Gefahr, dass japanische Unternehmen wegen der veränderten Wechselkurse deutschen Exporteuren zunehmend Marktanteile streitig machen können“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner, dieser Zeitung. „Der deutsche Handel missbilligt die Politik der japanischen Regierung, die Unabhängigkeit der Notenbank quasi auszuhebeln und die Märkte mit Yen zu fluten.“ Diese Art der Inflationspolitik sei kurzfristig. An Strukturreformen führe kein Weg vorbei, wenn Japan langfristig auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig bleiben möchte, so Börner. Die Europäer dürften jetzt nicht der Versuchung nachgeben und in einen Währungskrieg in Form aktiver Wechselkurspolitik einsteigen. „Stattdessen muss die EZB ihren bisherigen Kurs fortsetzen“, sagte der BGA-Präsident.
Toyota und Sony profitieren
Mitte vergangener Woche war bekannt geworden, dass der japanische Notenbankchef Masaaki Shirakawa unter dem Druck der Regierung vorzeitig aufhört, was an der Börse zu Spekulationen über eine weitere Lockerung der Geldpolitik geführt hat. Angeblich will der neue Ministerpräsident Shinzō Abe einen regierungsfreundlichen Geldpolitiker als Nachfolger einsetzen. An der Börse in Tokio trieb das den Leitindex Nikkei auf den höchsten Stand seit fünf Jahren. Einer der größten Profiteure ist der Autokonzern Toyota, der diese Woche seine Gewinnprognose um mehr als zehn Prozent angehoben hat und seine erst 2012 erreichte Weltmarktführerposition nach Einschätzung von Analysten nun dauerhaft verteidigen kann.
Zu den Profiteuren der Währungseffekte zählt auch der japanische Elektronikkonzern Sony, dem im Schlussquartal 2012 auch dank des schwachen Yen die Rückkehr in die Gewinnzone gelang. Finanzchef Masaru Kato kündigte an, dass Sony von einem dauerhaft schwachen Yen deutlich profitieren werde. „Die Yen-Politik wirkt sich positiv auf die Gewinne der fernöstlichen Unternehmen und damit auch auf deren Aktienkurse aus“, erläutert Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner, der Investitionen im Nikkei deshalb durchaus für interessant hält, aber zu Währungsabsicherungen rät, da einem ansonsten die Kursgewinne über Währungsverluste abhanden kommen könnten.
„Kaum so einfach verkraftbar“ Für die deutsche Exportindustrie sei die Yen-Politik Japans dagegen schon jetzt ein Problem. „Wenn der Wechselkurs in sechs Monaten um über 30 Prozent abwertet, dann kann das kaum einer so ohne Weiteres verkraften“, sagte Hüfner. Die Unternehmen hätten sich zuvor auf den günstigeren Wechselkurs eingestellt. Die Kehrtwende des Wechselkurses sei so nicht erkennbar gewesen und manche Firmen hätten ihre Yen-Forderungen nicht abgesichert.
Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hat die Yen-Schwäche gerade erst begonnen. „Die EZB sollte alles daransetzen, sich von der unsoliden Geldpolitik Japans abzusetzen“, sagte Krämer. Dazu müsse sie einen abwertenden Yen in Kauf nehmen. „Die Bundesbank hatte es in den 60er-Jahren auch mit einem abwertenden Dollar zu tun, was dem Aufstieg der deutschen Wirtschaft überhaupt nicht geschadet hat.“
Wenig hält Krämer vom Vorstoß des französischen Staatspräsidenten François Hollande, der die EU-Regierungschefs dazu aufgefordert hat, den Eurokurs zu steuern: „Folgte die EZB diesem Kurs und stemmte sich gegen die Yen-Schwäche, dann müsste sie ihre Stabilitätsorientierung aufgeben und noch mehr Geld drucken.“ Dies würde ohnehin vorhandene Inflationsängste und spekulative Übertreibungen an den Finanzmärkten noch mehr schüren.
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