05.04.2020 13:49:47

Kanzleramtschef: Corona-Höhepunkt kommt noch - gegen Corona-Bonds

FRANKFURT (Dow Jones)--Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sieht den Höhepunkt der Corona-Krise in Deutschland noch nicht erreicht. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach er sich gegen Euro-Bonds mit einer gemeinsamen Haftung der europäischen Länder aus. Stattdessen könnte man den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM "so ertüchtigen, dass es in dieser Krise genutzt werden kann". Denn "Haftung und Kontrolle müssen zusammenfallen", so Braun. Die Grundsätze des ESM seien klug, aber nicht alle auf eine Epidemie zu übertragen. Darüber sei die Bundesregierung bereit zu sprechen. "Aber wir sind skeptisch bei allem, was die Stabilität des Wirtschafts- und Währungsraums gefährdet", sagte Braun der Zeitung.

Im Hinblick auf die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland sagte Braun, "die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liegt noch vor uns". Die Aufgabe der Bundesregierung sei es, "uns für unsere Bevölkerung auf den schwierigsten Teil dieser Krise vorzubereiten".

Der Maßstab für eine Lockerung oder Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sei, "dass sich in gleichen Zeitabständen weniger Menschen infizieren".

Vor Beginn der jetzigen Einschränkungen habe es eine "Verdoppelung alle drei Tage" gegeben. Um aber das Gesundheitswesen nicht zu überfordern, müssten die Verdopplungszeiten bei deutlich über 10 Tagen liegen, wahrscheinlich sogar eher bei zwölf oder vierzehn Tagen, so Braun, der auch als Arzt auf Intensivstationen gearbeitet hat.

Anfangs habe die Bundesregierung zudem erwartet, dass Patienten in Deutschland kürzer auf Intensivstationen liegen würden als in anderen Ländern und auf etwa zehn Tage gehofft. "Jetzt fürchten wir, dass die Beatmungszeiten länger werden, weil immer mehr ältere Menschen sich infizieren."

Braun verteidigte die Schulschließungen in Deutschland. Zwar verlaufe eine Corona-Infektion bei Kindern oft weniger schwer, "aber die Vorstellung, dass sie sich auf dem Schulhof zu 100 Prozent nach unseren Abstandsvorschriften verhalten, ist nicht sehr realistisch". Wenn sie dann zu Hause möglicherweise auf ihre Großeltern treffen, "dann können schnell Infektketten entstehen".

Braun bekräftigte, dass Gesundheitsschutz derzeit Vorrang vor der wirtschaftlichen Entwicklung habe, man Unternehmen, Beschäftigte und Selbständige mit nie dagewesenen Hilfsleistungen unterstütze.

"Die Vorstellung, dass wir in Deutschland vielleicht bald manche Kranke nicht mehr versorgen können, weil die Zahl der Infektionen hochschießt, ist so schwerwiegend, dass ich sage: Das Wichtigste ist zunächst, dass wir das vermeiden. Dahinter steht die Wirtschaft erst mal einen großen Schritt zurück.

Kontakt zur Autorin: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/uxd

(END) Dow Jones Newswires

April 05, 2020 07:50 ET (11:50 GMT)

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