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02.07.2024 10:09:35
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Keine Kauflaune
Dein Freund, der Ruhestand
Mit einem goldenen Bullen (nicht mit der Goldenen Bulle, die bekanntlich auf das Jahr 1356 und Kaiser Karl IV. zurückgeht) macht Börse Online auf. Der abstrahierte und doch seltsam indigniert wirkende Bulle steht auf dem Schriftzug "Immer im Gewinn" - schließlich repräsentiert er ja das Auf an der Börse und nicht das Ab. "10 Aktien, die seit 10 Jahren immer steigen", heißt es weiter in der freudigen Annahme, dass das auch in den kommenden 10 Jahren so bleiben sollte. Achtung aber bei französischen Titeln: "Neuwahl lässt die Börse crashen"! Zwei nackte Beine ragen erst aus einem Cabrio und dann ins Cover von Focus Money: "Früher in Rente", will uns das vermitteln, wir würden aber eine bequemere Lage in unseren alten Tagen vorziehen. Es gibt "die besten Strategien für den sorgenfreien Ruhestand". Vielleicht, siehe oben, auf dem Königsplatz singen? Ein muskulöser und teilweise mit Börsensymbolen tätowierter Oberarm - warum eigentlich nicht den Chart seiner Lieblingsaktie auf Bauch, Beine, Po tätowieren lassen - auf Der Aktionär verspricht uns: "Superstarke Aktien" nach dem Motto: "Dein Freund, der Trend!" Dumm, wer keine Freunde hat, gut, dass Peter Maffay "für immer Freunde" singt.
Mutterliebe
Wir hatten es erst kürzlich wegen der aktuellen Postreform: Briefe dürfen länger brauchen und kosten dafür mehr. Das scheint in Deutschland ein aktueller Trend zu sein, frei nach dem Motto, was lange währt, wird endlich teurer (auch am Stuttgarter Bahnhof kennt man sich damit aus). Jedenfalls will die Bahn jetzt offensichtlich nachziehen: "Höhere Preise drohen", schreibt Die Welt, und fügt gleich noch hinzu, dass es dafür weniger Verbindungen bei den Hochgeschwindigkeitszügen gibt.
Die Verspätung erhalten wir ja zusätzlich noch obenauf und quasi umsonst, im Gegensatz zu den urbanen E-Scootern zahlen wir in der Bahn noch nicht nach der darin verbrachten Zeit. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Hauptgrund für die anvisierten Preiserhöhungen in den Fernzügen sind die höheren Trassenpreise, die InfraGo aufruft. Interessant: Die InfraGo ist eine Tochter der Deutschen Bahn, die ihrer Mutter jetzt erhöhte Kosten aufbrummt. So sind sie, die Kinder, Dankbarkeit sieht anders aus, aber das kennt man ja.
Reden können
Müssen Firmenlenker auch gut reden können? Schaden tut es jedenfalls nicht, soviel steht fest. Aber können sie es auch? Das hat der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache jetzt genauer untersucht. Das Sprech-Event für Vorstände ist selbstverständlich die Hauptversammlung, auf der meist eine einigermaßen heterogene Zuhörerschaft anzutreffen ist. Deshalb hat der Verband sich die HVs der 40 Dax-Unternehmen zugemutet (zu Gemüte geführt, wollten wir selbstverständlich schreiben). Das Ergebnis führt die Süddeutsche Zeitung in "Reden wie ein Boss" auf. And the winner is: Roland Busch, der Siemens-Chef. Er habe die Form der klassischen Rede zu einem neuen Format entwickelt, heißt es. Und es war eindeutig nicht sein digitaler Zwilling, der auf der HV auftrat. Vermuten wir zumindest. Aber wer weiß das schon wirklich?
Müllballone
Müll spaltet die Gesellschaft. An Plastikflaschen ist der Deckel inzwischen festgeklebt, das erschwert das Trinken, aber entlastet die Meere. Sofern er dann mit der Flasche recycelt wird und nicht mit der Flasche im Meer landet. Doch manche erregt dieser Deckel über die Maßen, unsere Nerven scheinen blank zu liegen. Müllentsorgung jedenfalls ist ein einträgliches Geschäft, das aber, siehe Flasche im Meer, offensichtlich nicht immer justiziabel funktioniert. Nun hat Nordkorea offensichtlich eine besonders preisgünstige wie auch aufmerksamkeitserheischende Form der Müllentsorgung entwickelt: Müllballone! Sie hängen den Müll daran und schicken ihn über die Grenze nach Südkorea. "Kim Jong-un grüßt mit Micky", schreibt die Süddeutsche Zeitung dazu. Nicht 99 Luftballons wie weiland Nena, sondern gleich 250 schickte Kim in den Süden, in Summe sind es jetzt schon 6.000. Die südkoreanische Luftwaffe stieg jedoch, im Gegensatz zu Nenas Song, nicht auf. Denn so ärgerlich für die Südkoreaner diese Müllgeschenke sind, so aufschlussreich erscheinen sie auch: Der Mensch ist, was er wegwirft. Auch hier gab es Plastikflaschen zu bestaunen, über die Befindlichkeiten des Deckels wurde jedoch nichts bekannt. Sogar Jeans - die in Nordkorea verboten sind - mit nachgemachten Micky-Maus-Aufnähern waren dabei. Wahrscheinlich sitzt irgendwo in Nordkorea ein Müllversorgungskommando und näht Hosen für Müllballone - was für Zeiten.
Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.
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