14.08.2012 10:38:24
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Kleinaktionäre als Melkkühe - hier ist die Alternative!
EMFIS.COM - Lieber Geldanleger,
das Deutsche Aktieninstitut (DAI) meldet für das erste Halbjahr 2012 einen Anstieg der Zahl der Aktionäre in Deutschland um gut 18 Prozent auf 10,2 Millionen. Das ist erfreulich, aber immer noch weit unter dem Höchststand aus dem Jahr 2001 (damals fast 13 Millionen).
Bei vielen Nebenwerten trocknet der Handel hierzulande regelrecht aus. Schuld sind auch die Firmen selber, die potenzielle Aktionäre mit einer anlegerfeindlichen und intransparenten Investor Relations-Politik verprellen. Wir zeigen eine Alternative auf!
Beginnen wir mit einer positiven Ausnahme: Im Geldanlage-Report vom 09. Juni berichtete ich Ihnen von der Weng Fine Art AG, einem erst seit Januar 2012 notierten Börsennewcomer. Mein Urteil damals: Weng ist die einzige deutsche Kunst-Aktie mit der Sie dauerhaft Geld verdienen werden. Damaliger Kurs der Aktie: 42,95 Euro. Aktueller Kurs: 76,00 Euro. Der erste Kurs der Aktie am 09.01.2012 bei 16,00 Euro war übrigens zeitgleich der Tiefstkurs. Ein Traum für Anleger!
Warum Weng so gut ist und dazu beigetragen hat, dass das Musterdepot meines Premium-Börsenbriefes Nebenwerte-Trader von Hoch zu Hoch marschiert, habe ich im obigen Report erläutert. Ein positives Indiz: Gründer Rüdiger Weng ist selbst mit über 75 Prozent am Unternehmen beteiligt, hat also selbst Interesse an einem steigenden Kurs.
Das Problem: Weng ist eher die Ausnahme im deutschen Nebenwerte-Sektor. Häufig ist der Kursverlauf nach dem Listing bzw. dem IPO genau umgekehrt: Der erste Kurs ist gleichzeitig der höchste.
Ein besonders trauriges Bild liefert das Berliner Modelabel Kilian Kerner. Weit von der Börsenreife entfernt, feierte die Aktie am 29. Juni Premiere. Der erste Kurs, der bei einem reinen Listing mehr oder weniger frei festgelegt werden kann, lag bei 2,34 Euro. Trotz scheinbarer Erfolgsmeldungen und zuletzt gutem Börsenumfeld liegt der Kurs sechs Wochen später bei 1,35 Euro, also rund 42 Prozent tiefer.
Wachstumsunternehmen in einer relativ frühen Entwicklungsphase, die sich für die Expansion frisches Geld über die Börse besorgen möchten, tun dies klassischerweise, in dem sie im Rahmen des Börsenganges Aktien an Investoren verkaufen (Aktienemission/ IPO). Hellhörig sollten Anleger werden, wenn es läuft wie bei Kilian Kerner:
Hier wurde die Kapitalerhöhung bereits "im Vorfeld des Börsenlistings... durchgeführt", wo "institutionelle Investoren Aktien im Wert von rund einer Million Euro gezeichnet haben."
Nicht verraten wird allerdings, wieviel die Institutionellen pro Aktie bezahlt haben und wieviel Aktien überhaupt neu ausgegeben wurden.
Gerade weil die Kapitalerhöhung unmittelbar vor dem Börsengang stattfand, hätten sich Privatanleger so ein Bild über den fairen Wert des Unternehmens machen können.
Bei aktuell 6,24 Millionen Aktien wurde Kilian Kerner beim ersten Kurs eine Bewertung von knapp 15 Millionen Euro zugestanden. Das ist reichlich ambitioniert für ein Unternehmen, das in 2011 gerade mal 302.000 Euro umgesetzt hat und entspricht einer Bewertung auf Höhe des 47-fachen Umsatzes 2011er-Umsatzes. Derartige Multiples wurden nicht mal zu Zeiten des Neuen Marktes bezahlt.
An den neuen Markt erinnern dagegen die äußerst ambitionierten Wachstumsziele nach denen 2016 bereits ein Umsatz von 16,8 Millionen Euro bei einem Nettogewinn von 4,2 Millionen Euro erzielt werden soll. Man darf gespannt sein, wie dieser Geschäftsausbau mit den eher mageren Einnahmen aus der Kapitalerhöhung geschultert werden soll?
Auf eine schriftliche Anfrage des Geldanlage-Report zur Kapitalerhöhungs-Thematik erfolgte trotz telefonischer Zusicherung bis zum Redaktionsschluss keine Antwort.
Meine Vermutung: Großaktionäre wie die MoTo Fashion Investors UG haben nur einen Bruchteil des Kurses bezahlt, zu dem beim Börsengang die Privatanleger kaufen sollten. Wenn es gut läuft, dürfte dann in absehbarer Zeit eine weitere Kapitalerhöhung folgen. Dann aber wohl nur zum Mindestpreis von 1,00 Euro je Aktie.
Warten wir es ab. Fakt ist: Das Prozedere im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung wirft ein sehr schlechtes Bild auf Kilian Kerner. Erst Recht in Kombination mit dem Kursverlauf der Aktie. Wir werden an dem Thema dran bleiben.
Conet AG - Kurs im freien Fall, Unternehmen schweigt
Ein anderes irritierendes Beispiel für verfehlte Investor Relations-Politik liefert derzeit der Honnefer IT-Dienstleisters Conet Technologies.
Das Unternehmen und die Aktie führten auf Grund des geringen Anteils an frei handelbaren Aktien (Freefloat) und fehlendem organischen Wachstum jahrelang ein Schattendasein an der Börse. Der Aktienkurs war über einen Zeitraum von fast vier Jahren, von Herbst 2008 bis Sommer 2012, quasi an der 6,00 Euro-Marke festgenagelt.
WKN / Kürzel: A0LD6V / CT71
Börsenwert: 3,9 Mio. EUR
KGV 12e/13e: 5 / k.A.
52 Wochen Hoch / Tief: 6,18 EUR / 2,51 EUR
Akt. Kurs: 2,69 EUR
Im Februar sorgte Conet dann für Aufsehen, in dem man die Übernahme der Frankfurter Quest Softwaredienstleistung GmbH bekannt gab. Durch diese Übernahme kann Conet laut eigener Aussage seinen eigenen Jahresumsatz auf mehr als 100 Millionen Euro verdoppeln. Auch aus Profitabilitätsgesichtspunkten ist der Deal interessant, denn Quest gehört zu den Top 10 der deutschen IT-Personaldienstleister. Personalbereitstellung und -vermittlung wirft höhere Margen ab als das hart umkämpfte Dienstleistungsgeschäft.
Mit dem wesentlich größeren IT-Service-Anbieter Allgeier (Marktkapitalisierung ca. 100 Millionen Euro) folgt nun (Pressemeldung 02. August) ein etabliertes Unternehmen mit der Übernahme des IT-Personaldienstleisters Tecops dem Beispiel Conets. Der Kaufpreis liegt im zweistelligen Millionen Euro Bereich.
Conet hingegen gibt seit der Bekanntgabe des Deals im Februar keinerlei Auskunft darüber wie der Quest-Kauf finanziert werden soll. Im letzten Geschäftsbericht vom 30. September 2011 wird der Cashbestand mit 2,3 Milionen Euro ausgewiesen, dem Bankverbindlichkeiten von knapp 1,7 Millionen Euro gegenüber stehen.
Die Nettoliquidität hält sich also mit 0,6 Millionen Euro in engen Grenzen. Selbst wenn Quest nur die Hälfte von Tecops kostet ist das ein schwerer Brocken für das mittelständische Unternehmen, das inzwischen an der Börse selbst nur noch 7,4 Millionen Euro auf die Waage bringt.
Ist eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme nötig? Wie stark ist gegebenenfalls der Verwässerungseffekt? Oder stellen die Banken neue Kreditlinien zur Verfügung und, wenn ja, zu welchen Konditionen?
Die Antworten auf diese Fragen sind für Conet-Aktionäre essenziell, um eine vernünftige Bewertung der Aktie ableiten zu können. Besonders wichtig ist das deshalb, weil der Aktienkurs seit Anfang Juni massiv unter Druck kommt. Seither hat sich der Kurs von 6,00 Euro auf 2,63 Euro mehr als halbiert.
Dazu passt, dass Conet am 25. Juli vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2011/2012 veröffentlicht hat, die deutlich unter den eigenen Prognosen lagen. Bei einem Umsatz von 57,6 Millionen Euro ist ein Jahresergebnis von rund zwei Millionen Euro vor Steuern erzielt worden. Noch auf der HV im November 2011 wurde ein Vorsteuergewinn von 2,7 Millionen Euro prognostiziert. Dennoch wird den Anlegern das Ergebnis als Erfolg verkauft ("gute und stabile Geschäftsentwicklung").
Kein Wunder, dass offenbar einige Aktionäre wahlweise die Lust oder die Nerven verlieren und ihre Stücke auf den Markt werfen.
Die Erklärung von Unternehmenssprecher Simon Vieth:
"Derzeit ist es augenscheinlich so, dass einer oder mehrere der größeren Einzelaktionäre unseres Unternehmens aus uns nicht bekannten Gründen größere Aktienpakete (zwischen 1.000 und 3.500 Stück pro Tag / pro Woche) zu einem aus unserer Sicht zu geringen Preis veräußern."
Offen bleibt die Frage, warum sich keine Käufer aus dem Umfeld des Unternehmens finden, wenn die aktuellen Kurse wirklich so attraktiv sind? Auf neuerliche Nachfragen des Geldanlage-Reports zur Finanzierung der Quest-Übernahme zeigt man sich bei Conet sehr wortkarg: "Leider können wir Ihre Fragen derzeit nicht ausführlich beantworten; da sich der Prüfbericht zurzeit in Erstellung befindet, ist es uns nicht möglich...weitere Vorabinformationen öffentlich zu machen. Daher müssen wir Sie bis zur Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses im September um Geduld bitten."
Geduld mag an der Börse eine Tugend sein, aber seit der Quest-Meldung am 24. Februar sind nun fast sechs Monate vergangen, der Aktienkurs befindet sich im freien Fall und die Gewinnprognosen wurden verfehlt. Für unseren Geschmack etwas viel, was da den eigenen Aktionären abverlangt wird.
Bleibt nur zu hoffen, dass keine schlechten Nachrichten nachgereicht werden und es sich tatsächlich nur um ein temporäres Angebots-/Nachfrage-Ungleichgewicht bei der Aktie handelt. Verlassen würde ich mich darauf als Aktionär aber nicht. Zu oft wurden die Anleger in anderen Fällen bereits vor vollendete Tatsachen gestellt, erinnert sei nur an Centrotherm.
Artnet: Verhöhnung der eigenen Aktionäre
Aus aktuellem Anlass sei an dieser Stelle auch noch Artnet erwähnt, wo es am Mittwoch zu einer turbulenten und im negativen Sinne wohl einzigartigen Hauptversammlung gekommen ist, die bis tief in die Nacht dauerte.
Nachdem es Vorstand und Gründer Hans Neuendorf in 13 Jahren seit dem Börsengang 1999 nicht geschafft hat, den Kunstauktions-Spezialisten nachhaltig in die Gewinnzone zu führen, begehrten nun Aktionäre endlich gegen die Selbstbedienungsmentalität des Vorstandes auf. Nicht wenige Aktionäre sind inzwischen der Überzeugung, dass sie jahrelang systematisch ausgebeutet wurden, beispielsweise durch überhöhte Vorstandsbezüge und übertrieben teure Geschäftsräume in 1A-Lagen von Großstädten. Darüber hinaus gönnte sich Artnet jahrelang den Luxus eines hoch defizitären Online-Magazins, das erst auf Druck der neuen Großaktionäre Redline und Rüdiger Weng eingestellt wurde.
Nun drohte auf der HV der Sturz des Neuendorf-Clans mit dem eilig als Nachfolger eingesetzten Jacob Pabst, dem Sohn Neuendorfs. Um dies zu verhindern wurde die Satzung des Unternehmens so verändert, dass eine Ablösung von Aufsichtsratsmitgliedern künftig nur mit einer 75-Prozent-Mehrheit der Stimmrechte möglich ist.
WKN / Kürzel: A1K037 / ART
Börsenwert: 49,8 Mio. EUR
KGV 12e/13e: 29 / 15
52 Wochen Hoch / Tief: 6,80 EUR / 2,99 EUR
Akt. Kurs: 4,70 EUR
Da Neuendorf selbst über 26 Prozent der Anteile besitzt, wird eine Änderung damit faktisch unmöglich. Zum Ende der HV erfuhren die Anwesenden dann, dass Neuendorf selbst - entgegen der Ankündigungen im Vorfeld - immer noch Vorstand sei und Artnet künftig gemeinsam mit seinem Sohn führe.
Die völlig unprofessionell ablaufende Hauptversammlung passt zum erneut enttäuschenden Halbjahresergebnis.
Auf 9,1 Millionen Euro rückläufige Umsätze wurden von einem Nachsteuerverlust in Höhe von 1,4 Millionen Euro begleitet. Insgesamt schiebt Artnet aus den vergangenen Jahren nun Verlustvorträge von knapp 52 Millionen Euro vor sich her!
Vor diesem Hintergrund muss die Aussage von Neuendorf man "brauche keine Investoren, denen es nur um Profilierung und Profit statt um Kunst geht" den Aktionären wie blanker Hohn vorkommen. Letztlich heißt das nichts anderes als: Kunst geht vor Profit!
Wenn mir Kunst aber wichtiger ist als Profit, dann kaufe ich ein Kunstwerk und hänge es an die Wand. Wenn ich aber eine Aktie kaufe, dann will ich auch, dass das Managment alles dafür tut, dass der Wert meiner Anteile gesteigert wird. Bei Artnet ist man davon weit entfernt - und das nicht erst seit gestern.
So können Sie Konsequenzen ziehen!
Wenn Sie sich als Aktionär gegen die oben beschriebenen Vorfälle bei KilianKerner, Conet oder Artnet wehren möchten, bleibt nur der Rechtsweg. Dieser ist in Deutschland aber teuer und langwierig und ob Sie letztlich Recht bekommen, steht in den Sternen. Vor allem ist es fraglich, ob die betreffenden Unternehmen am Ende noch genug Geld haben, um Sie zu entschädigen.
Mein Tipp ist: Meiden Sie Aktien rigoros, wo Sie den Eindruck haben, dass ihre Rechte als Aktionär mit Füßen getreten werden und/oder die Interessen der Vorstände nicht mit denen der Aktionäre übereinstimmen.
Eine interessante Alternative ist aus meiner Sicht der Handel mit US-Aktien. In den USA haben Sie über die Technologiebörse Nasdaq und die New York Stock Exchange (NYSE) eine gigantische Auswahl an Werten und sehr strenge Publikationsvorschriften.
Über internationale Broker wie Interactive Brokers können Sie US-Aktien konkurrenzlos günstig handeln - und darüber hinaus erfolgt bei der Realisierung von Gewinnen keine automatische Abführung der Abgeltungssteuer. Das heißt, Sie können mit ihren Gewinnen das ganze Jahr arbeiten und diese dann wie früher im Rahmen der Steuererklärung angeben.
Bei der Aktienauswahl profitieren Sie von umfangreichen Datenbanken auf verschiedenen US-Börsenportalen, Screening-Tools und schnellen Aktualisierungen der Datensätze. Alles Features, die Sie in Deutschland oft vergeblich suchen.
Hinzu kommen bei Interactive Brokers eine komfortable Handelsplattform ohne Zusatzkosten und die insgesamt wesentlich höhere Liquidität bei US-Aktien. Während Sie bei Kilian Kerner oder Conet froh sein müssen, wenn 1.000 oder 2.000 Aktien pro Tag gehandelt werden, sind es in den USA auch bei vergleichbar kleinen Werten Zehntausende oder Hunderttausende. Das führt dann dazu, dass die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs wesentlich geringer ist und Sie damit auch noch bessere Ausführungskurse beim Kauf und Verkauf bekommen.
Wenn Sie selber davor zurückschrecken, nach aussichtsreichen US-Werten zu suchen, testen Sie doch einen meiner Premiumbriefe, den Trend-Trader oder den Nebenwerte-Trader. In beiden Publikationen stelle ich Ihnen die spannendsten und besten US-Trendaktien vor.
MEIN FAZIT:
- Deutsche Anleger, die gerne in kleinere Nebenwerte investieren, sollten bei der Titelauswahl die größtmögliche Sorgfalt an den Tag legen.
- Oft ist selbst dann eine vernünftige Einschätzung von einzelnen Werten nicht möglich, weil die betreffenden Firmen für die Bewertung der Aktie wichtige Daten und Informationen nicht veröffentlichen.
- Besonders negativ aufgefallen sind hier zuletzt Kilian Kerner, Conet und Artnet. Ein positives Gegenbeispiel ist Weng Fine Art.
- Eine interessante Anlage-Alternative sind (kleinere) US-Aktien, die an der NASDAQ oder der NYSE gehandelt werden. Vorteile: Strengere Publikationsvorschriften, größere Auswahl an Aktien, höhere Liquidität und günstigere Broker.
Viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage wünscht Ihnen
Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report
www.geldanlage-report.de
Der Geldanlage-Report erscheint wöchentlich und liefert ihnen hochwertige Tipps rund um die Themen Geldanlage und Trading. Sie erhalten konkrete Analysen zu Aktien, Rohstoffen und Zertifikaten. Melden Sie sich jetzt Gratis an:
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das Deutsche Aktieninstitut (DAI) meldet für das erste Halbjahr 2012 einen Anstieg der Zahl der Aktionäre in Deutschland um gut 18 Prozent auf 10,2 Millionen. Das ist erfreulich, aber immer noch weit unter dem Höchststand aus dem Jahr 2001 (damals fast 13 Millionen).
Bei vielen Nebenwerten trocknet der Handel hierzulande regelrecht aus. Schuld sind auch die Firmen selber, die potenzielle Aktionäre mit einer anlegerfeindlichen und intransparenten Investor Relations-Politik verprellen. Wir zeigen eine Alternative auf!
Beginnen wir mit einer positiven Ausnahme: Im Geldanlage-Report vom 09. Juni berichtete ich Ihnen von der Weng Fine Art AG, einem erst seit Januar 2012 notierten Börsennewcomer. Mein Urteil damals: Weng ist die einzige deutsche Kunst-Aktie mit der Sie dauerhaft Geld verdienen werden. Damaliger Kurs der Aktie: 42,95 Euro. Aktueller Kurs: 76,00 Euro. Der erste Kurs der Aktie am 09.01.2012 bei 16,00 Euro war übrigens zeitgleich der Tiefstkurs. Ein Traum für Anleger!
Warum Weng so gut ist und dazu beigetragen hat, dass das Musterdepot meines Premium-Börsenbriefes Nebenwerte-Trader von Hoch zu Hoch marschiert, habe ich im obigen Report erläutert. Ein positives Indiz: Gründer Rüdiger Weng ist selbst mit über 75 Prozent am Unternehmen beteiligt, hat also selbst Interesse an einem steigenden Kurs.
Das Problem: Weng ist eher die Ausnahme im deutschen Nebenwerte-Sektor. Häufig ist der Kursverlauf nach dem Listing bzw. dem IPO genau umgekehrt: Der erste Kurs ist gleichzeitig der höchste.
Ein besonders trauriges Bild liefert das Berliner Modelabel Kilian Kerner. Weit von der Börsenreife entfernt, feierte die Aktie am 29. Juni Premiere. Der erste Kurs, der bei einem reinen Listing mehr oder weniger frei festgelegt werden kann, lag bei 2,34 Euro. Trotz scheinbarer Erfolgsmeldungen und zuletzt gutem Börsenumfeld liegt der Kurs sechs Wochen später bei 1,35 Euro, also rund 42 Prozent tiefer.
Wachstumsunternehmen in einer relativ frühen Entwicklungsphase, die sich für die Expansion frisches Geld über die Börse besorgen möchten, tun dies klassischerweise, in dem sie im Rahmen des Börsenganges Aktien an Investoren verkaufen (Aktienemission/ IPO). Hellhörig sollten Anleger werden, wenn es läuft wie bei Kilian Kerner:
Hier wurde die Kapitalerhöhung bereits "im Vorfeld des Börsenlistings... durchgeführt", wo "institutionelle Investoren Aktien im Wert von rund einer Million Euro gezeichnet haben."
Nicht verraten wird allerdings, wieviel die Institutionellen pro Aktie bezahlt haben und wieviel Aktien überhaupt neu ausgegeben wurden.
Gerade weil die Kapitalerhöhung unmittelbar vor dem Börsengang stattfand, hätten sich Privatanleger so ein Bild über den fairen Wert des Unternehmens machen können.
Bei aktuell 6,24 Millionen Aktien wurde Kilian Kerner beim ersten Kurs eine Bewertung von knapp 15 Millionen Euro zugestanden. Das ist reichlich ambitioniert für ein Unternehmen, das in 2011 gerade mal 302.000 Euro umgesetzt hat und entspricht einer Bewertung auf Höhe des 47-fachen Umsatzes 2011er-Umsatzes. Derartige Multiples wurden nicht mal zu Zeiten des Neuen Marktes bezahlt.
An den neuen Markt erinnern dagegen die äußerst ambitionierten Wachstumsziele nach denen 2016 bereits ein Umsatz von 16,8 Millionen Euro bei einem Nettogewinn von 4,2 Millionen Euro erzielt werden soll. Man darf gespannt sein, wie dieser Geschäftsausbau mit den eher mageren Einnahmen aus der Kapitalerhöhung geschultert werden soll?
Auf eine schriftliche Anfrage des Geldanlage-Report zur Kapitalerhöhungs-Thematik erfolgte trotz telefonischer Zusicherung bis zum Redaktionsschluss keine Antwort.
Meine Vermutung: Großaktionäre wie die MoTo Fashion Investors UG haben nur einen Bruchteil des Kurses bezahlt, zu dem beim Börsengang die Privatanleger kaufen sollten. Wenn es gut läuft, dürfte dann in absehbarer Zeit eine weitere Kapitalerhöhung folgen. Dann aber wohl nur zum Mindestpreis von 1,00 Euro je Aktie.
Warten wir es ab. Fakt ist: Das Prozedere im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung wirft ein sehr schlechtes Bild auf Kilian Kerner. Erst Recht in Kombination mit dem Kursverlauf der Aktie. Wir werden an dem Thema dran bleiben.
Conet AG - Kurs im freien Fall, Unternehmen schweigt
Ein anderes irritierendes Beispiel für verfehlte Investor Relations-Politik liefert derzeit der Honnefer IT-Dienstleisters Conet Technologies.
Das Unternehmen und die Aktie führten auf Grund des geringen Anteils an frei handelbaren Aktien (Freefloat) und fehlendem organischen Wachstum jahrelang ein Schattendasein an der Börse. Der Aktienkurs war über einen Zeitraum von fast vier Jahren, von Herbst 2008 bis Sommer 2012, quasi an der 6,00 Euro-Marke festgenagelt.
WKN / Kürzel: A0LD6V / CT71
Börsenwert: 3,9 Mio. EUR
KGV 12e/13e: 5 / k.A.
52 Wochen Hoch / Tief: 6,18 EUR / 2,51 EUR
Akt. Kurs: 2,69 EUR
Im Februar sorgte Conet dann für Aufsehen, in dem man die Übernahme der Frankfurter Quest Softwaredienstleistung GmbH bekannt gab. Durch diese Übernahme kann Conet laut eigener Aussage seinen eigenen Jahresumsatz auf mehr als 100 Millionen Euro verdoppeln. Auch aus Profitabilitätsgesichtspunkten ist der Deal interessant, denn Quest gehört zu den Top 10 der deutschen IT-Personaldienstleister. Personalbereitstellung und -vermittlung wirft höhere Margen ab als das hart umkämpfte Dienstleistungsgeschäft.
Mit dem wesentlich größeren IT-Service-Anbieter Allgeier (Marktkapitalisierung ca. 100 Millionen Euro) folgt nun (Pressemeldung 02. August) ein etabliertes Unternehmen mit der Übernahme des IT-Personaldienstleisters Tecops dem Beispiel Conets. Der Kaufpreis liegt im zweistelligen Millionen Euro Bereich.
Conet hingegen gibt seit der Bekanntgabe des Deals im Februar keinerlei Auskunft darüber wie der Quest-Kauf finanziert werden soll. Im letzten Geschäftsbericht vom 30. September 2011 wird der Cashbestand mit 2,3 Milionen Euro ausgewiesen, dem Bankverbindlichkeiten von knapp 1,7 Millionen Euro gegenüber stehen.
Die Nettoliquidität hält sich also mit 0,6 Millionen Euro in engen Grenzen. Selbst wenn Quest nur die Hälfte von Tecops kostet ist das ein schwerer Brocken für das mittelständische Unternehmen, das inzwischen an der Börse selbst nur noch 7,4 Millionen Euro auf die Waage bringt.
Ist eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme nötig? Wie stark ist gegebenenfalls der Verwässerungseffekt? Oder stellen die Banken neue Kreditlinien zur Verfügung und, wenn ja, zu welchen Konditionen?
Die Antworten auf diese Fragen sind für Conet-Aktionäre essenziell, um eine vernünftige Bewertung der Aktie ableiten zu können. Besonders wichtig ist das deshalb, weil der Aktienkurs seit Anfang Juni massiv unter Druck kommt. Seither hat sich der Kurs von 6,00 Euro auf 2,63 Euro mehr als halbiert.
Dazu passt, dass Conet am 25. Juli vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2011/2012 veröffentlicht hat, die deutlich unter den eigenen Prognosen lagen. Bei einem Umsatz von 57,6 Millionen Euro ist ein Jahresergebnis von rund zwei Millionen Euro vor Steuern erzielt worden. Noch auf der HV im November 2011 wurde ein Vorsteuergewinn von 2,7 Millionen Euro prognostiziert. Dennoch wird den Anlegern das Ergebnis als Erfolg verkauft ("gute und stabile Geschäftsentwicklung").
Kein Wunder, dass offenbar einige Aktionäre wahlweise die Lust oder die Nerven verlieren und ihre Stücke auf den Markt werfen.
Die Erklärung von Unternehmenssprecher Simon Vieth:
"Derzeit ist es augenscheinlich so, dass einer oder mehrere der größeren Einzelaktionäre unseres Unternehmens aus uns nicht bekannten Gründen größere Aktienpakete (zwischen 1.000 und 3.500 Stück pro Tag / pro Woche) zu einem aus unserer Sicht zu geringen Preis veräußern."
Offen bleibt die Frage, warum sich keine Käufer aus dem Umfeld des Unternehmens finden, wenn die aktuellen Kurse wirklich so attraktiv sind? Auf neuerliche Nachfragen des Geldanlage-Reports zur Finanzierung der Quest-Übernahme zeigt man sich bei Conet sehr wortkarg: "Leider können wir Ihre Fragen derzeit nicht ausführlich beantworten; da sich der Prüfbericht zurzeit in Erstellung befindet, ist es uns nicht möglich...weitere Vorabinformationen öffentlich zu machen. Daher müssen wir Sie bis zur Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses im September um Geduld bitten."
Geduld mag an der Börse eine Tugend sein, aber seit der Quest-Meldung am 24. Februar sind nun fast sechs Monate vergangen, der Aktienkurs befindet sich im freien Fall und die Gewinnprognosen wurden verfehlt. Für unseren Geschmack etwas viel, was da den eigenen Aktionären abverlangt wird.
Bleibt nur zu hoffen, dass keine schlechten Nachrichten nachgereicht werden und es sich tatsächlich nur um ein temporäres Angebots-/Nachfrage-Ungleichgewicht bei der Aktie handelt. Verlassen würde ich mich darauf als Aktionär aber nicht. Zu oft wurden die Anleger in anderen Fällen bereits vor vollendete Tatsachen gestellt, erinnert sei nur an Centrotherm.
Artnet: Verhöhnung der eigenen Aktionäre
Aus aktuellem Anlass sei an dieser Stelle auch noch Artnet erwähnt, wo es am Mittwoch zu einer turbulenten und im negativen Sinne wohl einzigartigen Hauptversammlung gekommen ist, die bis tief in die Nacht dauerte.
Nachdem es Vorstand und Gründer Hans Neuendorf in 13 Jahren seit dem Börsengang 1999 nicht geschafft hat, den Kunstauktions-Spezialisten nachhaltig in die Gewinnzone zu führen, begehrten nun Aktionäre endlich gegen die Selbstbedienungsmentalität des Vorstandes auf. Nicht wenige Aktionäre sind inzwischen der Überzeugung, dass sie jahrelang systematisch ausgebeutet wurden, beispielsweise durch überhöhte Vorstandsbezüge und übertrieben teure Geschäftsräume in 1A-Lagen von Großstädten. Darüber hinaus gönnte sich Artnet jahrelang den Luxus eines hoch defizitären Online-Magazins, das erst auf Druck der neuen Großaktionäre Redline und Rüdiger Weng eingestellt wurde.
Nun drohte auf der HV der Sturz des Neuendorf-Clans mit dem eilig als Nachfolger eingesetzten Jacob Pabst, dem Sohn Neuendorfs. Um dies zu verhindern wurde die Satzung des Unternehmens so verändert, dass eine Ablösung von Aufsichtsratsmitgliedern künftig nur mit einer 75-Prozent-Mehrheit der Stimmrechte möglich ist.
WKN / Kürzel: A1K037 / ART
Börsenwert: 49,8 Mio. EUR
KGV 12e/13e: 29 / 15
52 Wochen Hoch / Tief: 6,80 EUR / 2,99 EUR
Akt. Kurs: 4,70 EUR
Da Neuendorf selbst über 26 Prozent der Anteile besitzt, wird eine Änderung damit faktisch unmöglich. Zum Ende der HV erfuhren die Anwesenden dann, dass Neuendorf selbst - entgegen der Ankündigungen im Vorfeld - immer noch Vorstand sei und Artnet künftig gemeinsam mit seinem Sohn führe.
Die völlig unprofessionell ablaufende Hauptversammlung passt zum erneut enttäuschenden Halbjahresergebnis.
Auf 9,1 Millionen Euro rückläufige Umsätze wurden von einem Nachsteuerverlust in Höhe von 1,4 Millionen Euro begleitet. Insgesamt schiebt Artnet aus den vergangenen Jahren nun Verlustvorträge von knapp 52 Millionen Euro vor sich her!
Vor diesem Hintergrund muss die Aussage von Neuendorf man "brauche keine Investoren, denen es nur um Profilierung und Profit statt um Kunst geht" den Aktionären wie blanker Hohn vorkommen. Letztlich heißt das nichts anderes als: Kunst geht vor Profit!
Wenn mir Kunst aber wichtiger ist als Profit, dann kaufe ich ein Kunstwerk und hänge es an die Wand. Wenn ich aber eine Aktie kaufe, dann will ich auch, dass das Managment alles dafür tut, dass der Wert meiner Anteile gesteigert wird. Bei Artnet ist man davon weit entfernt - und das nicht erst seit gestern.
So können Sie Konsequenzen ziehen!
Wenn Sie sich als Aktionär gegen die oben beschriebenen Vorfälle bei KilianKerner, Conet oder Artnet wehren möchten, bleibt nur der Rechtsweg. Dieser ist in Deutschland aber teuer und langwierig und ob Sie letztlich Recht bekommen, steht in den Sternen. Vor allem ist es fraglich, ob die betreffenden Unternehmen am Ende noch genug Geld haben, um Sie zu entschädigen.
Mein Tipp ist: Meiden Sie Aktien rigoros, wo Sie den Eindruck haben, dass ihre Rechte als Aktionär mit Füßen getreten werden und/oder die Interessen der Vorstände nicht mit denen der Aktionäre übereinstimmen.
Eine interessante Alternative ist aus meiner Sicht der Handel mit US-Aktien. In den USA haben Sie über die Technologiebörse Nasdaq und die New York Stock Exchange (NYSE) eine gigantische Auswahl an Werten und sehr strenge Publikationsvorschriften.
Über internationale Broker wie Interactive Brokers können Sie US-Aktien konkurrenzlos günstig handeln - und darüber hinaus erfolgt bei der Realisierung von Gewinnen keine automatische Abführung der Abgeltungssteuer. Das heißt, Sie können mit ihren Gewinnen das ganze Jahr arbeiten und diese dann wie früher im Rahmen der Steuererklärung angeben.
Bei der Aktienauswahl profitieren Sie von umfangreichen Datenbanken auf verschiedenen US-Börsenportalen, Screening-Tools und schnellen Aktualisierungen der Datensätze. Alles Features, die Sie in Deutschland oft vergeblich suchen.
Hinzu kommen bei Interactive Brokers eine komfortable Handelsplattform ohne Zusatzkosten und die insgesamt wesentlich höhere Liquidität bei US-Aktien. Während Sie bei Kilian Kerner oder Conet froh sein müssen, wenn 1.000 oder 2.000 Aktien pro Tag gehandelt werden, sind es in den USA auch bei vergleichbar kleinen Werten Zehntausende oder Hunderttausende. Das führt dann dazu, dass die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs wesentlich geringer ist und Sie damit auch noch bessere Ausführungskurse beim Kauf und Verkauf bekommen.
Wenn Sie selber davor zurückschrecken, nach aussichtsreichen US-Werten zu suchen, testen Sie doch einen meiner Premiumbriefe, den Trend-Trader oder den Nebenwerte-Trader. In beiden Publikationen stelle ich Ihnen die spannendsten und besten US-Trendaktien vor.
MEIN FAZIT:
- Deutsche Anleger, die gerne in kleinere Nebenwerte investieren, sollten bei der Titelauswahl die größtmögliche Sorgfalt an den Tag legen.
- Oft ist selbst dann eine vernünftige Einschätzung von einzelnen Werten nicht möglich, weil die betreffenden Firmen für die Bewertung der Aktie wichtige Daten und Informationen nicht veröffentlichen.
- Besonders negativ aufgefallen sind hier zuletzt Kilian Kerner, Conet und Artnet. Ein positives Gegenbeispiel ist Weng Fine Art.
- Eine interessante Anlage-Alternative sind (kleinere) US-Aktien, die an der NASDAQ oder der NYSE gehandelt werden. Vorteile: Strengere Publikationsvorschriften, größere Auswahl an Aktien, höhere Liquidität und günstigere Broker.
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Armin Brack
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